GADERTAL – Spektakuläre Nachtaufnahme, aufgenommen am 21. Februar um 4.20/4.25 Uhr auf der Skipiste „Pralongià“ bei Corvara, von zwei Wölfen, die dabei waren, eine gerissene Beute zu verzehren, erregte südtirolweit Aufsehen. Bauern fürchten um ihren Nutztierbestand, Tourismustreibende um abnehmende Gästezahlen. Verbandsjagdaufseher Hubertus Tschaffert nimmt die Sache hingegen gelassen.
Der Wolf war einmal das am weitesten verbreitete Landraubtier der Erde. Und die Menschen haben ihn immer wieder als wild, reißend, bissig, grimmig und blutgierig bezeichnet. „In den Köpfen der Menschen ist der Wolf oft die brutale Bestie aus den Märchen, die brave „Rotkäppchen“ und unschuldige „Geißlein“ zerfleischt. Dabei braucht sich der Mensch am wenigsten vor dem Wolf zu fürchten“, ist Verbandsjagdaufseher Hubertus Tschaffert überzeugt. Auf seinen Rundgängen im Wald nahe der Provinzgrenze zu Belluno war Tschaffert auf verdächtig große Spuren im Schnee aufmerksam geworden: „Als wir auf ein gerissenes Reh gestoßen sind, habe ich die Fotofalle aufgestellt. Bereits ein paar Tage später hatten wir diese sensationellen Bilder!“
SENSATIONSBILDER
„Interessant ist für uns die Feststellung des Geschlechts der beiden Wölfe. Sind es männliche Geschwistertiere oder ein Pärchen, das einen Wurf haben und ein Rudel bilden könnte. Am Fundort, wo die beiden Tiere ein weiteres Reh gerissen hatten, haben wir Urin- und Kotproben entnommen. Das Labor in Padua muss nun feststellt, ob es sich überhaupt um Exkremente der Wölfe handelt. Nahe der Fundstelle befindet sich ein Spazierweg. Tagsüber sind dort viele Touristen auch mit ihren Hunden unterwegs. Ich vermute stark, dass es sich um einen Rüden und um eine Hündin handelt. Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass es gleich zu einem Rudel kommt. Zunächst muss der Wurf überleben, und das ist hier in unseren Wäldern gar nicht so einfach. Bei uns finden die Tiere keine optimalen Bedingungen vor, wie etwa in den Karpaten oder im Veneto. Wir haben keine dichten, geschlossenen Waldgebiete und wir sind touristisch sehr erschlossen“, erzählt Tschaffert. Und noch etwas hat man testen lassen: „Vor ein paar Jahren ist der Wolf ‚Slavko‘ bei uns durchgezogen. Wir wissen, dass er im Raum Verona eine Wölfin gefunden und mit ihr einen Familienverband gegründet hat. Dank der DNA-Proben lässt sich auch klären, ob es sich bei den Wölfen um Nachfahren von ‚Slavko‘ handelt.“
KONTRÄRE AKZEPTANZ
„Bisher haben die Wölfe noch keine Probleme gemacht, sie sind durchgezogen, das ist alles. Zwei Rehe sind gerissen worden, mehr nicht. Aber die Politik macht eine große Sache daraus. Man muss auch aufpassen, mit wem man über den Wolf redet. Die Bauern feinden einen an, die Jäger sind ganz nervös, die Umweltschützer sind überglücklich und die Tourismusbranche hat sich noch nicht für gut oder schlecht entschieden. Ich wäre besser angesehen, wenn ich mich fürs Erschießen der Tiere aussprechen würde. Aber ich bin kein Gegner und auch kein Befürworter. Solange sie keinen Schaden anrichten, sollen die Wölfe bleiben!“ (SP)
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