Die Wirtschaft in Niederdorf

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Die Wirtschaft in Niederdorf

Niederdorf ist die Wiege des Pustertaler Tourismus und überzeugt heute noch mit seinem Charme und als erstes Kneipp Erlebnisdorf Italiens. Dennoch ist es vor allem das Handwerk, das die Wirtschaft der Hochpustertaler Höhenkurortes prägt.

Bei Niederdorf beginnt das Hochpustertal, das bis zur Lienzer Klause in Osttirol reicht. Schon vor ungefähr 150 Jahren lockten Heilbäder und die Schönheit der Sextner und Pragser Dolomiten unzählige Touristen in diesen schmucken Ort. „Und auch heute noch spielt der Tourismus in Niederdorf keine unwesentliche Rolle“, sagt Barbara Stoll, HGV-Ortsobfrau von Niederdorf, „schließlich ist er ein wichtiger Arbeitsbeschaffer und somit profitieren auch die anderen Sektoren davon“.

Tourismusgeschichte geschrieben
Das heute mit einladenden Cafés, Restaurants und Hotels gut ausgestattete Dorf erkannte früh seine günstige Lage und trug in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich zur Entwicklung des Fremdenverkehrs im Pustertal bei. Das nahe bei Niederdorf florierende Bad Maistatt, das damals die Elite der europäischen Gesellschaft beherbergte, war ein wichtiger Anziehungspunkt und machte den Ort weit über die Grenzen hinaus bekannt; doch der ausschlaggebende Punkt für die Blüte des Tourismus im gesamten Pustertal war wohl der von Frau Emma Hellenstainer geführte „Schwarze Adler“, der sich bereits um 1870 in ganz Europa einen Namen gemacht hat. Hohe Beamte, Offiziere, Vertreter des Adels und Künstler gastierten hier genauso wie Eisenbahnfachleute und Ingenieure. Die Wirtin Frau Emma Hellenstainer wurde zum Inbegriff für Gastfreundschaft und ihr Betrieb stand für eine außergewöhnlich gute Bewirtung. Der Gasthof erhielt noch zu Lebzeiten von Frau Hellenstainer ihren Namen: Aus dem „Schwarzen Adler“ wurde der „Gasthof Emma“- ein marketingtechnisch äußerst geschickter Schachzug. Auch heute noch gibt es gleich mehrere Vorzeigebetriebe im Ort. „Nach dem Bau der Umfahrungsstraße von Niederdorf haben gar einige Betriebe in Um- und Ausbau investiert. Somit sind die Betriebe in höhere Kategorien eingestuft worden“, erzählt Barbara Stoll. Und dieses Konzept scheint gut anzukommen. Immerhin konnte Niederdorf im vergangenen Jahr 148.615 Nächtigungen verzeichnen. „Dies entspricht einem Plus von 19.177 Nächtigungen und 14,82% auf das Vorjahr“, so die HGV-Ortsobfrau, die sich auf die Zahlen des Landesinstituts für Statistik ASTAT bezieht. Als Stärken im Tourismus bezeichnet Barbara Stoll die vielen Angebote rund um den zurzeit schnell anwachsenden Sektor des Gesundheitstourismus, aber auch die zahlreichen Möglichkeiten, Ruhe und Erholung zu tanken sowie die Zertifizierung zum ersten Kneipp-für-mich® Erlebnisdorf Italiens. Allerdings gibt es auch in Niederdorf in verschiedenen Bereichen einen gewissen Aufholbedarf. „Die Nähe zum Bahnhof kann insgesamt als Stärke bezeichnet werden, allerdings ist es für uns schwierig, dem Gast diesen Vorteil zu kommunizieren. Irgendwie scheint es bei Touristen noch nicht angekommen zu sein, dass man beispielsweise die zwei nahe gelegenen großen Skigebieten auch per Zug gut erreichen kann“, bedauert Barbara Stoll. Doch gibt es glücklicherweise vor allem positive Entwicklungen und Tendenzen zu beobachten, zum Beispiel jene, dass der Radtourismus in Niederdorf im Aufschwung ist. Zudem gehe der Trend auch deutlich in Richtung Erholung und Gesundheit, Bereiche, in denen Niederdorf besonders gut aufgestellt sei, wie Barbara Stoll betont. Im großzügig angelegten Raiffeisen Kneipp für mich® Aktivpark im Kurpark von Niederdorf kann beispielsweise nach Herzenslust gekneippt werden. Hier können Einheimische wie Touristen ihre Gesundheit pflegen, sich wohl fühlen, entspannen und Energie tanken, die Seele baumeln lassen, den Körper bewegen, die Kraft des Wassers spüren, genießen und nahrhaft essen, die Heilkräuter kennenlernen und alte Rezepte wiederentdecken. Insgesamt ist der Kurpark eine wertvolle Anlage. Neben der Kneippanlage gibt es hier Ruheinseln, einen See mit Seebühne, einen botanischen Lehrpfad, eine Grillstelle, die Gradieranlage „Freiluftinhalatorium“ sowie einen großen Kinderspielplatz und ein Adventureland für Kinder ab 12 Jahren. Niederdorf ist damit bestens für Familien ausgestattet, was auch die Einheimischen zu schätzen wissen. Neben den Freizeitangeboten sind es vor allem die Wohnmöglichkeiten sowie die Kultur- und Sozialeinrichtungen, die das das Dorf attraktiv machen und die Lebensqualität vor Ort steigern. Damit das alles gegeben sein kann, müssen viele verschiedene Bereiche wie Zahnräder in einem Uhrwerk ineinander greifen. So kann der Tourismus nur funktionieren, wenn auch Land- und Forstwirtschaft, der Handel, das Handwerk und die Dienstleistungsbetriebe funktionieren. Das ist auch Barbara Stoll klar, weshalb es ihr wichtig scheint, dass eine gute Zusammenarbeit gegeben ist: „Ich würde mir wünschen, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen – zum Wohle der Bevölkerung und um den Lebens- & Arbeitsraum attraktiv zu halten“.

„Ich würde mir wünschen, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen – zum Wohle der Bevölkerung und um den Lebens- & Arbeitsraum attraktiv zu halten“.
Barbara Stoll, HGV-Ortsobfrau

Starkes Handwerk
Der Geschichte der Wiege des Pustertaler Tourismus ist heute das Haus Wassermann, das Fremdenverkehrsmuseum Hochpustertal, gewidmet. Der starke Einfluss, den der Tourismus auf Niederdorf ausgeübt hat –und auch heute noch ausübt-, ist dort besonders deutlich spürbar. Nichtsdestotrotz ist es das Handwerk, das in Niederdorf als stärkster Wirtschaftszweig bezeichnet werden kann. „Niederdorf hat zahlreiche Handwerksbetriebe und dort am meisten Beschäftigung“, weiß Barbara Stoll zu berichten. Das Handwerk genießt hier nach wie vor einen hohen Stellenwert, weshalb mehrere traditionsreiche und auf Erfahrung bauende sowie junge und moderne Handwerksbetriebe im Gemeindegebiet von Niederdorf ihren Sitz haben. Mit zahlreichen Betrieben aus den verschiedensten Sparten stellt das Handwerk somit einen wichtigen Faktor für die Lebensqualität vor Ort dar. Schließlich geht es um Arbeitsplätze vor Ort, vielen Einheimischen bleibt es dadurch erspart, weit zur Arbeit zu pendeln. Doch auch als Wirtschaftsstandort für Handels- und verschiedene Dienstleistungsbetriebe hat sich Niederdorf bestens bewährt. Ein wichtiges Standbein der Wirtschaft von Niederdorf und zudem eine wichtige Voraussetzung für eine selbständige Gemeinde ist natürlich auch der Einzelhandel vor Ort. Die Nähe zu Bruneck und Sillian, die leichte Erreichbarkeit und die einladende, zentrale Lage im oberen Pustertal haben viele Betriebe dazu bewogen, ihren Standort in Niederdorf anzusiedeln. Aus all diesen Gegebenheiten hat sich insgesamt eine lebendige Wirtschaft in einem lebendigen Ort entwickelt. (SH)

TM Hochpustertal Radfahren Familie 28.08.2014