BRUNECK – Die prekäre Situation in der territorialen Versorgung der Kinder- und Jugendärzte im Einzugsgebiet des Gesundheitsbezirks Bruneck hat bedenkliche Folgen auf die Pädiatrische Abteilung am Krankenhaus Bruneck. Primar Ralf Geiger sieht die Lage zwar kritisch, streut seinem Team aber Rosen: „Wir tun unser Bestmögliches!“
„Wir müssen die territoriale Versorgung weitgehend mit abdecken, aber vom Personal her fehlen uns dafür die entsprechenden Kapazitäten“, bemerkt Kinderarzt Ralf Geiger, Primar der Pädiatrischen Abteilung am Krankenhaus Bruneck. Auch sei seine Abteilung vom chronischen Ärztemangel in besonderer Weise betroffen: „Bei den Kinderärzten ist der Mangel besonders eklatant. Ein Drittel der Facharztstellen sind nicht besetzt. Seit der im August 2016 italienweit eingeführten gesetzlichen Regelung müssen wir mit den Gynäkologen und Anästhesisten eine 24-Stunden-Anwesenheit garantieren. Das europäische Arbeitsrecht verpflichtet uns, einen Tag vor und einen Tag nach einem Nachtdienst, frei zu haben. Unser ohnehin unterbesetztes Team reduziert sich dadurch um täglich zwei Personen.“ Die über Werkverträge verpflichteten Fachärzte könnten als freie Mitarbeiter ihre Dienste frei bestimmen. „In der Zeit, in der uns unsere gegenwärtigen drei externen Mitarbeiter zur Verfügung stehen, sind sie uns eine große Hilfe. Der Betrieb wäre ohne sie schon längst zusammengebrochen.“
AKTUELLES DILEMMA
Die vorübergehende Schließung einer Kinderarztpraxis in Bruneck und eine angekündigte in der Gemeinde Sand in Taufers als Folge der Deckelung des Jahreshonorars für konventionierte private Dienstleister hat das seit Jahren vor sich hin schwelende Dilemma der Kinderärzte im Pustertal wieder klar zu Tage befördert. Ganze Täler warten bei uns bereits seit Jahren auf eine pädiatrische Nahversorgung. Dazu kommen konventionierte Kinderärzte, die aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Patientenobergrenze selbst Geschwisterkinder nicht mehr aufnehmen dürfen. Und schließlich jene, die aus oben genannten Gründen vorübergehend ausfallen.
NACH BESTEN KRÄFTEN
„Wir fangen alle Patienten rund um die Uhr ab. Unser chronischer Ärztemangel ermöglicht Routineuntersuchungen oft nur mehr zum Teil. Wir bemühen uns aber nach besten Kräften eine optimale gesundheitliche Versorgung auch unter den gegenwärtigen Bedingungen im Rahmen des Möglichen zu bieten“, betont Geiger und verweist darauf, dass „es die Unterstützung und das Verständnis der Bevölkerung braucht. Nicht jedes leichte Fieber und Unwohlsein muss jederzeit sofort im Krankenhaus beurteilt werden. Wichtig aus Sicht der Krankenhausärzte wäre eine vorgeschaltete Filterfunktion, besonders an den Wochenenden und Feiertagen. Die Spitalsambulanz würde entlastet und vornehmlich Kinder mit schwereren Krankheitssymptomen und Diagnosen kämen zur Aufnahme.“
ABSCHIED IN SICHT
Eine Berufung an die Universitätskinderklinik nach Innsbruck wird Primar Geiger dazu bewegen, mit April 2017 das Krankenhaus Bruneck zu verlassen: „Die prekäre Lage ist nicht der Grund für meinen Wechsel und ich hoffe doch sehr, dass diese schwierige Personalsituation zu meistern sein wird.“ (SP)
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