GAIS – 274 Plätze für Flüchtlinge sind im Pustertal bereitzustellen. 162 Plätze sind noch zu schaffen. Das SPRAR-System bietet nun eine Lösungsvariante, bei der sich die Belastung für eine Gemeinde in Grenzen hält, die allerdings deren freiwillige Teilnahme erfordert. Wie man sich in Gais entscheidet, darüber wird auf der Gemeinderatssitzung am 30. März befunden.
Die Bezirksgemeinschaft Pustertal hat den Gemeinden im Bezirk mit Ausnahme jener sieben im Hochpustertal, da Innichen 40 Asylwerber aufnehmen wird, das Angebot unterbreitet, ihnen beim SPRAR-System eine Hilfestellung bei der organisatorischen Abwicklung zu bieten. „Ich persönlich bin ein klarer Befürworter von SPRAR, weil die Belastung für unser Dorf damit am geringsten ist“, ist Bürgermeister Christian Gartner überzeugt. Das SPRAR-System ermöglicht die Aufnahme von Flüchtlingen in Kleingruppen nach dem Schlüssel auf je 1.000 Einwohner kommen 3,5 Asylwerber. Für die Gemeinde Gais mit 3.200 Einwohnern bedeutet das die Bereitstellung von etwa elf Plätzen. „Es gibt zwei große Vorteile, wenn wir uns für das SPRAR-System aussprechen. Zum einen wird die Bezirksgemeinschaft unser Ansprechpartner sein, und nicht das Innenministerium, zum anderen können wir mit der freiwilligen Partizipation dem Problem aktiv begegnen und müssen nicht passiv von oben gefällte Entscheidungen hinnehmen“, betont Gartner mit Hinblick auf die Möglichkeit der Zuweisung und Unterbringung einer höheren Anzahl von Asylwerbern in den Containern durch das Land, nachdem die Schule im Herbst in ihre umgebauten Räumlichkeiten übersiedeln wird.“
EINWÄNDE GEGEN SPRAR
„Ich finde es falsch, wie Staat und Land sich der Verantwortung entziehen. Weil sie bei der Ausübung ihrer Kompetenzen weitgehend versagt haben, wird nun gehöriger Druck auf die kleinste politische Einheit, die Gemeinde, ausgeübt“, empört sich Simon Auer, für die Freiheitlichem im Gemeinderat. „Wir werden regelrecht genötigt! Entweder wir stellen freiwillig elf Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung oder man droht uns mit einer möglichen Containersiedlung!“ Die Lage, so Auer, sei weit prekärer als man zugeben möchte: „Es handelt sich nicht um Personen, die für drei Jahre bei uns in der Gemeinde bleiben, sondern um Plätze, die gemäß der häufigen Asylverfahrenablehnung laufend wechseln werden. Es wird uns schmackhaft gemacht, uns SPRAR anzuschließen, aber es ist nur ein Spiel auf Zeit.“
SACHLICHKEIT GEFORDERT
„Die Problematik der Flüchtlingsunterbringung dürfen wir nicht mit Emotionen lösen, sondern mit Vernunft und Sachlichkeit. Am 30. März wird sich der Gemeinderat mit dem Thema befasst haben. Wir als Gemeinde werden uns für die Lösung einsetzten, die unserer Bevölkerung die geringste Belastung abverlangt“, beteuert Gartner. Für eine transparente Vorgehensweise auf einer sachlichen Grundlage spricht sich ebenso Auer aus: „Nicht in einer Nacht- und Nebelaktion dürfen hier Lösungen über Köpfe hinweg entschieden werden. Die Fakten müssen auf den Tisch. Ganz davon abgesehen, dass Gemeindesäle entschieden die falschen Orte sind, um Probleme der Weltpolitik zu lösen.“ (SP)
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