INNICHEN – Einmal im Jahr, heuer am 14. März, findet beim Beinhaus eine Kranzniederlegung statt, die im Rahmen der italienischen Skimeisterschaft der Gebirgstruppen (CaSTA), ein militärischer Wintersportwettkampf, von italienischen Alpini-Einheiten vorgenommen wird. Die Teilnahme an den Feierlichkeiten von Bürgermeisterin Rosmarie Burgmann stieß auf Kritik.
In Südtirol befinden sich neben dem Beinhaus im Südtiroler Osten noch zwei weitere: Im Südtiroler Westen vor dem Reschenpass, in Burgeis, und im Südtiroler Norden vor dem Brennerpass, in Gossensaß. Diese monumentalen Beinhäuser (Ossarien) sind bis heute umstritten und immer wieder Gegenstand von Kontroversen zwischen den Volksgruppen. Verzerrung der Geschichte und die Verherrlichung des Faschismus sind hier die entscheidenden Elemente, wie Matthias Hofer, Pusterer Hauptausschussmitglied der Süd-Tiroler Freiheit, erklärt: „Faschistische Machthaber haben im Zuge ihrer ‚nationalistischen Glorifizierung‘ die Gebeine von Soldaten, die in verschiedenen Teilen Italiens gefallen oder in Kriegsgefangenschaft verstorben waren, exhumiert und hier in dem erst 1939 errichteten Beinhaus beigesetzt. Diese Grabstätte soll bis heute eine völlig verdrehte Tatsache glaubhaft machen: Die in den Beinhäusern an unseren Landesgrenzen beigesetzten Soldaten wären im Ersten Weltkrieg für die ‚Befreiung Südtirols‘ gefallen. In Wirklichkeit haben die italienischen Truppen bei ihrem Angriffskrieg 1915 – 1918 gegen Österreich-Ungarn im südlichen Tirol nie nennenswerte Gebietsgewinne gemacht und Tiroler Boden de facto kaum betreten.“ Die bewusst an Grenznähe errichteten Ossarien sollten an rechtmäßig eroberte Gebiete erinnern und seien als bleibende Grenzwächter des italienischen Faschismus gedacht gewesen.
FRAGLICHE GEDENKSTÄTTEN
Inzwischen hat man zwar versucht, mit angebrachten Informationstafeln die wirkliche Entstehungsgeschichte der Beinhäuser zu beleuchten, jedoch geriet auch der Text auf den Informationstafeln ins Kreuzfeuer der Kritik. Da man die Knochentempel als „Orte des Gedenkens“ etikettierte, werde der nationalistische Missbrauch durch Neofaschisten und Militär legitimiert und die Kranzniederlegungen gerechtfertigt, so missbilligende Stimmen. „Wenn nun die Bürgermeisterin, als höchste politische Vertreterin der Gemeinde, diesem mit viel Aufwand betriebenen Spektakel beiwohnt, dann ist das eine unnötige Provokation gegenüber den Südtirolern“, entrüstet sich Hofer. (SP)
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