„Erlebnisse bei der Jagd gehören zu den schönsten Augenblicken meines Lebens.“
Ein altes Handwerk und ein seltener Beruf ist der des Tierpräparators, vor allem, wenn man ihn hauptberuflich ausführt so wie Gottfried Hopfgartner.
Wie kamen Sie zu diesem Beruf?
Nach der Matura am Wissenschaftlichen Lyzeum in Bruneck stand für mich die Entscheidung an, ob ich weiter studieren oder das Handwerk meines Vaters übernehmen sollte. Schon früh ging ich meinem Vater zur Seite und arbeitete in den Schulferien bei ihm. Nach der Ableistung des Militärdienstes entschied ich mich dann endgültig, dieses Handwerk weiter auszuüben. Allerdings gibt es bei uns dafür keine geregelte Berufsausbildung. Ich besuchte zwar einmal einen Schnellkurs für Gerberei, meine wahre Ausbildung erfuhr ich aber durch die Mitarbeit bei meinem Vater, er war damals schon über 70 Jahre alt. Auch aus Lehrbüchern eignete ich mir das nötige Wissen an.
Was ist der Reiz an diesem Beruf?
Schon als Kind interessierten mich Natur und Tiere. Mein Vater war leidenschaftlicher Jäger und hat mir auch diese Passion ins Blut gelegt. Besonders gefällt mir an meiner Arbeit, dass ich etwas gestalterisch schaffen und ein Tier annähernd naturgetreu erhalten kann, ebenso ist Beobachtungsgabe über das Verhalten des Tieres gefordert. Somit umfasst der Beruf mehrere Aspekte. In letzter Zeit habe ich mich in gewisser Weise auf Federwild „spezialisiert“, präpariere Spiel- und Auerhahnen, Schneehühner, aber auch Kleinvögel wie Meisen oder Goldhähnchen. Haarwild mache ich kaum, höchstens Murmeltiere, Eichhörnchen oder Marder.
Gab es besondere Präparate?
Als größte Präparate habe ich einen amerikanischen Schwarzbären und einen Braunbären gemacht. Habe im Laufe der ganzen Jahre auch nur drei Rackelhähne präpariert, das ist eine seltene Kreuzung zwischen Auerhenne und Spielhahn.
Sie sind auch Jäger?
Ich bin seit über 40 Jahren Jäger und seit 2009 Bezirksjägermeister im Bezirk Bruneck. Der Bezirk umfasst 26 Reviere. Die Hauptaufgabe des Bezirksvorstandes ist die Organisation der Abschussplanung und der jährlichen Hegeschau, weiters Informationsveranstaltungen oder Weiterbildungen.
Wie ist der Wildbestand im Pustertal?
Das Schalenwild ist flächendeckend zahlreich vorhanden. Beim Rotwild sind die Zentren das Gadertal und Oberpustertal, nördlich der Rienz ist es nicht sehr häufig. Die Gamsräude ist mit Unterbrechungen seit 40 Jahren ein Problem. War bis vor einigen Jahren vor allem das Dolomitengebiet betroffen, so haben wir jetzt im Bereich der Zentralalpen schwerwiegende Auswirkungen zu verzeichnen. Im Bezirk Bruneck konnten im vorigen Jahr aber immerhin trotz Räude rund 800 Gämsen entnommen worden, doppelt soviel wie Rotwild. Bedeutend zurückgegangen ist das Niederwild, Hasen wurden früher viel mehr erlegt. Ein Grund mag die heutige monotone Intensivierung des Grünlands in der Landwirtschaft sein, was weniger Hasen bedingt, zweitens wird Niederwild nicht mehr so aktiv bejagt. Der Druck, vorrangig das Rotwild stark zu bejagen kommt von der Forst- und Landwirtschaft, um Wildschäden zu vermeiden bzw. so niedrig wie möglich zu halten.
Was hat sich im Vergleich zu früher geändert?
Neben den Beutestücken der Jäger, die ich präpariere, sind es heute vor allem auch Tiere, die von Privatpersonen tot aufgefunden werden, zum Beispiel Tiere, die auf der Straße überfahren werden oder Vögel, die in Stromleitungen geraten. Mittlerweile präpariere ich auch viele Tiere, die im Ausland erlegt wurden, wie Auerhähne, die bei uns seit 1983 nicht mehr zum Abschuss frei gegeben sind. Südtiroler Jäger fahren nach Russland oder Skandinavien und bringen dann ihre Trophäen zu mir zur Präparation.
Ihre Leidenschaft ist auch die Musik?
Ja, das kann man so sagen. 15 Jahre lang war ich Kapellmeister der Musikkapelle Luttach und ebenso lang habe ich den Kirchenchor Luttach geleitet. Ich höre sehr viel Musik, auch neben der Arbeit. In erster Linie mag ich klassische Musik, vor allem Barockmusik, aber auch die Symphonien von Beethoven, Bruckner und Mahler. Auch Jazz gefällt mir gut. Musik ganz allgemein fasziniert mich sehr. Am meisten im Leben erfüllen mich meine Familie, meine Arbeit und schöne Momente bei der Jagd. (IB)
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