Landesprothesenregister: 2.450 künstliche Gelenke im Jahr

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Landesprothesenregister: 2.450 künstliche Gelenke im Jahr

Die jüngsten Zahlen und Daten des Landesprothesenregister hat Landesrätin Stocker heute (10. Mai) vorgestellt

2010 wurde das Landesprothesenregister in Südtirol offiziell eingeführt, 2017 steht es als Erfolgsgeschichte da. Demnächst wird es als Best-Practice-Beispiel beim Internationalen Kongress der Prothesenregister in San Francisco vorgestellt.

Etwa 8.000 Registerbögen der Hüftprothesen für die Jahre 2010 bis 2015 und 3.600 für jene der Knieprothesen im selben Zeitraum wurden nun für den zweiten Bericht des Landesregisters ausgewertet. Bei den Hüftprothesen weist Südtirol demnach (263 Eingriffe pro 100.000 Einwohner) ähnliche Inzidenzraten auf wie die Nachbarländer und liegt damit über den internationalen und auch italienischen Werten (166 Eingriffe). Anders gelagert ist die Situation im Lande bei den Knieprothesen (144 Eingriffe pro 100.000 Einwohner): die Prozentsätze sind vergleichbar mit jenen in Frankreich und Großbritannien, liegen aber weit unter jenen der wirtschaftlich entwickeltsten Länder. Spitzenreiter sind die Vereinigten Staaten (226 Eingriffe) vor Österreich (215 Eingriffe) und Finnland (202 Eingriffe).

Die meisten Hüftprotheseneingriffe werden in Südtirol im Krankenhaus Brixen durchgeführt (24,5 Prozent), gefolgt von Bruneck (16,1 Prozent). In den öffentlichen Krankenhäusern werden 92,6 Prozent der Hüftoperationen durchgeführt, in den privaten Einrichtungen 7,4 Prozent.

Lückenlose Datenerfassung

Die sehr gute Datenerfassung des Landesprothesenregisters ermöglicht auch Vergleiche mit den national und international etablierten Registern. Für eine statistisch valide Datenerfassung schreiben internationale Standards einen Deckungsgrad von 95 Prozent aller Eingriffe vor, das Landesprothesenregister übertrifft diese Vorgabe und erfasst 98 Prozent aller Eingriffe in Südtirol.

„Vordergründiges Ziel des Registers ist es, eine verlässliche Datengrundlage zu schaffen, die langfristig eine Beurteilung der Qualität der verschiedenen im Lande implantierten Prothesen, der Operationen sowie der Formen der Nachbetreuung ermöglichen“, unterstrich Gesundheitslandesrätin Martha Stocker bei der Vorstellung. Die kontinuierliche Erfassung und Nachverfolgung aller seit 2010 vorgenommen Protheseneingriffe durch die Epidemiologische Beobachtungsstelle des Landes ermöglichen die frühzeitige Aufdeckung von Qualitätsproblemen bei Implantaten und der Versorgung der Patienten, mit dem Ziel das Risiko von unnötigen Wechseloperationen zu senken, so die Landesrätin.

Günther Ziernhöld, der „Vater“ und wissenschaftliche Berater des Registers bis Ende 2016, unterstrich diesen wichtigen Aspekt: „Studien, die auf Daten von klinischen Einrichtungen und Eingriffen basieren, sind weitaus verlässlicher und umfangreicher. Der Datenschatz, der mit dem Prothesenregister angehäuft wird, wirkt sich vor allem positiv auf die Qualitätskontrolle und die Verbesserung der Behandlungsqualität aus“.

30 Prozent mehr Eingriffe

Der künstliche Gelenkersatz gehört mit 2.450 Eingriffen (1.500 Hüftprothesen und 950 Knieprothesen) im Jahr 2015 zu den häufigsten Operationen, parallel dazu finden jährlich auch 200 Wechseleingriffe statt, bei denen künstliche Gelenke ausgetauscht werden. Dieter Randeu, Orthopäde am Krankenhaus Bruneck und neuer wissenschaftlicher Berater des Prothesenregisters, bestätigte den Zuwachs der Eingriffe in den vergangenen Jahren: „In Südtirol wurde in den vergangenen sechs Jahren ein Anstieg dieser Eingriffe von  mehr als 30 Prozent registriert. Die Gründe dafür liegen im Anspruch der Menschen an eine immer höhere Beweglichkeit und physische Selbständigkeit auch im Alter, auch wenn die akute Arthrose wegen Übergewicht und sogar Fettleibigkeit leider zunimmt.“ Die Zahl der Revisionseingriffe sei konstant, während jene der Primäreingriffe steigt, so Randeu.  Die im zweiten Bericht veröffentlichten Daten beziehen sich auf die Jahre 2010 bis 2015,  zum ersten Mal werden neben den Hüftprothesen auch jene zu den Knieprothesen veröffentlicht. Unterstützt wird das Ressort Gesundheit des Landes durch einen wissenschaftlichen Landesbeirat, der die technische und wissenschaftliche Koordinierung des Registers übernimmt.

Breites Netzwerk und Kooperationsprojekte

Das Landesprothesenregister ist in den Gremien des Gesamtstaatlichen Prothesenregisters vertreten, das von der Obersten Gesundheitsbehörde (Istituto Superiore di Sanità) geführt wird. Schon fast seit Beginn seiner Entstehung besteht eine Zusammenarbeit mit dem Land Tirol und dem Trentino und derzeit läuft auch ein Studienprojekt im Rahmen der Euregio. Ende des Jahres 2017 wird erstmals ein gemeinsamer Bericht der Hüftprothesenregister der Alpenregionen Tirol, Trentino und Südtirol geplant. „Die Ziele des Prothesenregisters sind klar: Durch die fast vollständige Datenerhebung von 98 Prozent der Eingriffe können Standzeiten der Implantate und eventuelle Mängel lückenlos erfasst werden. Dank dieser Daten können problemlos Vergleiche mit nationalen und internationalen Registern angestellt werden, zum besseren Schutz und optimaler Behandlung der Patienten“, unterstrich Roberto Picus, Verwalter und Referent des Landesprothesenregisters.

Link zum Prothesenregister:
http://www.provinz.bz.it/oep/registri-patologia/registro-protesi-articolari.asp

(LPA)