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Bernadette Ellemunter Mayr aus Percha

„Ich spüre Freude und Genugtuung, wenn ich Menschen beistehen kann und sei es auch nur durch ein Gespräch.“

 

 

Bernadette Ellemunter Mayr arbeitet seit 18 Jahren ehrenamtlich im Verein Frauen helfen Frauen, seit April hat sie die Präsidentschaft von Annelies Gasteiger übernommen. Der Brunecker Verein versteht sich als Kontaktstelle für Frauen, die in Notsituationen und Lebenskrisen sind oder einfach nur ein unformelles Gespräch suchen.

Wie kamen Sie zum Verein?
Bereits vor mehr als 20 Jahren bat man mich, im Verein Frauen helfen Frauen mitzuhelfen, aber damals wollte ich mich vorrangig um die Familie und unsere drei Kinder kümmern. Als diese älter waren, wollte ich es im Verein nur mal probieren, ich war etwas skeptisch, da ich mit fünf Brüdern aufgewachsen bin und mir nicht sicher war, ob ich das richtige Gebaren zu Frauen finden könnte. Schon bald aber bereitete mir die Arbeit im Verein eine sehr große Freude. Ich spürte, das Richtige für mich gefunden zu haben.

Wer sind Ihre Mitarbeiterinnen und wer kommt zu Ihnen?
Unser Team besteht aus einer Gruppe ehrenamtlich tätiger Frauen mit Lebenserfahrung und viel Engagement. Sie kommen aus unterschiedlichen Berufen, sind Hausfrau, Lehrerin, Krankenschwester, Gastronomin, Ehefrau oder Witwe und haben einen gefestigten Lebenshintergrund. Wichtig ist eine positive soziale Grundeinstellung,  Belastbarkeit, Einfühlungsvermögen, Verschwiegenheit und Teamfähigkeit. Wir garantieren Anonymität und Diskretion, die Besprechungen sind kostenlos. Die Frauen, welche hilfesuchend oder einfach nur für ein Gespräch zu uns kommen, stammen aus allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen. Sie können unbürokratisch, ohne Hemmschwellen und ohne Voranmeldung zu uns kommen. In unseren Gesprächen beraten wir nicht im üblichen Sinne, wir geben vielmehr den Frauen Hilfe zur Selbsthilfe und zeigen Möglichkeiten auf. Wir informieren auch über soziale und öffentliche Einrichtungen, bieten kostenlose Rechtsberatung oder die Begleitung zu Ämtern an. Unser Ziel ist es, den Frauen Wege aus der Krise sowie Lichtblicke und Klarheit im Leben zu vermitteln.

Mit welchen Problemen kommen die Frauen?
So unterschiedlich das Leben für jeden spielt, so verschieden sind die Gründe und Situationen, die diese Frauen haben. Das geht von Problemen in der Ehe oder mit den Kindern bis hin zu finanziellen und gesundheitlichen oder zu Trauerfällen. Ein ganz großes Problem ist die Einsamkeit.

Was will man erreichen?
Während früher die Nachbarschaftshilfe und das Zwischenmenschliche viel ausgeprägter waren, sehen wir in der heutigen Gesellschaft viel Oberflächlichkeit und Egoismus. Die Menschen kapseln sich ab und kommunizieren viel weniger. Oft gelingt es durch Zuhören, Einfühlungsvermögen und durch Gespräche, dass es den Menschen schon besser geht, wenn sie ihre Probleme einfach nur mal verbalisieren können. Wir möchten auch das Selbstbewusstsein und die Rolle der Frau stärken und versuchen, ihr Mut zu machen.

Ist also der Mann oft die Ursache des Problems?
Nein keineswegs. Männer haben genauso ihre Sorgen, ihnen gelingt es aber meist weniger, sich zu öffnen, zu äußern. Männer finden in den Männerbewegungen ihre Unterstützung, falls sie bereit sind, diese anzunehmen. Grundsätzlich ist an einem zwischenmenschlichen Problem selten nur eine Person allein schuld.

Ist für Sie der Umgang mit den vielen Problematiken nicht belastend?
Nein. Natürlich muss man lernen, mit den Fällen umzugehen, sie einfühlend zu betrachten, aber doch eine gewisse Distanz zu wahren, damit man sie nicht mit ins eigene Leben trägt. Und natürlich sind meine Mitarbeiterinnen und ich in Kursen darauf vorbereitet worden.

Was bereitet Ihnen Freude?
Die Arbeit im Verein ist mir Herzensangelegenheit. Tritt eine Klientin zur Tür herein, begegnet sie mir meist mit einem angespannten, sorgenvollen Blick, sie kommt mit einer rucksackschweren, psychischen Last zu mir. Wenn es mir gelingt, dass am Ende unseres Gesprächs, sich in ihrem Gesicht ein Hauch von Entspanntheit zeigt, eine kleine positive Regung, war schon das eine Gespräch gut. Für mich sind diese Gespräche auch eine Bereicherung für das eigene Leben. Eine große Freude bereitet mir weiters die Musik. Schon als Kind spielte ich Geige, ich war lange beim Kirchenchor Percha und singe seit 27 Jahren im Stadtpfarrchor Bruneck.

Haben Sie Vorbilder?
Meine Mutter ist mir das größte Vorbild, ihre Bescheidenheit, ihre Demut und ihre tiefe Menschlichkeit. Sie starb vor 15 Jahren, aber ich spüre immer noch ihre Nähe und dass sie mir beisteht. Ich hab viel von ihr gelernt, ich mag den Umgang mit Menschen, bin selbst ein sonniger Typ und schöpfe viel aus meiner Urkraft, die mich durchs Leben trägt. (IB)