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Eine lehrreiche Enttäuschung

Der Triathlon Ironman Austria 2017 war für Werner Huber aus Bruneck ein besonderes Rennen. Selten ging so viel daneben und doch hat er selten so viel aus einem Rennen gelernt.

Werner Huber ist DER Dauerbrenner beim Ironman-Triathlon in Klagenfurt. 2017 nahm er zum insgesamt sechzehnten Mal am legendären Rennen in Kärnten teil, das diesmal allerdings zur Enttäuschung für ihn geriet. An einem Tag, der wie geschaffen für eine Top-Leistung schien, hatte er das Pech an den Füßen kleben. Am Ende reichte es ’nur‘ für eine Platzierung unter den Top 15 seiner Leistungsklasse. Für jemanden, der in seiner Kategorie bereits zweimal den Sieg feiern konnte und zudem zwei vierte Plätze erreicht hat, ist das selbstredend zu wenig. Dass er sich trotz dieser gefühlten Niederlage dem Interview mit dem ‚Puschtra‘ stellt spricht  Bände über die Charakterstärke von Werner Huber. Über Siege spricht jeder gerne, aber  Niederlagen kritisch zu analysieren zeugt von einer gehörigen Portion Sportsgeist.

Puschtra: Der Ironman Austria 2017 liegt hinter dir. Mit Rang 14 in deiner Leistungsklasse hast du ein beachtliches Resultat geliefert. Warum bist du trotzdem nicht ganz zufrieden damit?
Werner Huber: Ehrlich gesagt bin ich weit unter meinen eigenen Erwartungen geblieben. Ich hab mich dieses Jahr echt gut in Form gefühlt, auch die Vorbereitung lief sehr gut und hat einige Erwartungen geschürt, das Rennen selbst verlief dann allerdings enttäuschend. Ich habe in meiner Leistungsklasse M50 nur den 14. Platz belegt, was mich aber mehr wurmt als die Platzierung ist die Zeit, die ich beim Zieleinlauf hatte. Mit 10.02 Stunden habe ich mein selbst gestecktes Ziel deutlich verfehlt, ich bin weit über der angepeilten Zeit von neun Stunden und dreißig Minuten geblieben.

Was war los? Was ist schief gelaufen?
Es war irgendwie verhext. Obwohl die Rahmenbedingungen super waren konnte ich nicht mein volles Potential abrufen. Die Probleme gingen schon ab Kilometer 30 auf dem Fahrrad los. Bis dahin war es eigentlich gut gelaufen. In der ersten Disizplin, dem Schwimmen über 3,86 Kilometer, bin ich mit einer Zeit von 1.11 Stunden voll dabei gewesen, dann kam der Wechsel aufs Rad und da habe ich sofort gemerkt, dass meine Beine irgendwie nicht mitmachen, sie waren schwer und ich musste mich  regelrecht zum zweiten Wechsel hin quälen. Mit einer Fahrtzeit von 05:03 Stunden auf 180,2  Kilometer Radstrecke war ich auch noch halbwegs zufrieden, aber dann kurz nach dem  Wechsel auf die Laufstrecke kam der Einbruch.

Das klingt nach sehr viel Pech, wenn man bedenkt, dass das Laufen ja eigentlich deine Parade-Disziplin ist.
Allerdings, vor allem wenn ich mir vor Augen halte, dass diesmal, anders als sonst, die für mich fast schon üblichen Bauchkrämpfe ausgeblieben sind. Kaum Probleme mit dem Bauch, optimale Temperaturen, kaum Wind – es hätte also alles gepasst, wenn meine Beine mitgespielt hätten. Während ich sonst beim Laufen meine Stärke und Routine zur Geltung bringen kann, musste ich diesmal zusehen, wie ich von anderen Athleten überholt wurde. Ein, zweimal habe ich sogar daran gedacht, das Rennen abzubrechen, aber ich hab mich mich trotz aller Widrigkeiten dann doch ins Ziel gekämpft. Am Ende war ich trotz der enttäuschenden Zeit glücklich darüber, es durchgezogen zu haben.

Deine Beine scheinen dringend eine Pause nötig zu haben, oder?
Das ist der springende Punkt. Ich glaube, nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die Müdigkeit  meiner Beine ein Beleg dafür ist, dass die vielen Jahre als Triathlet auf hohem Niveau ganz einfach ihren Tribut fordern. Es ist höchste Zeit, dass ich meinem Körper mal eine längere Auszeit gönne.

Heißt das etwas, dass du dich vom Triathlon verabschiedest?
Nein, das soll kein Abschied sein, aber eine Auszeit vom Sport über mindestens zwei Monate hinweg täte mir sicher sehr gut. Es ist wichtig, dass ich die Signale meines Körpers höre und darauf angemessen reagiere. Ich möchte diesen Sport noch eine Weile auf hohem Niveau betreiben und deswegen ist es entscheidend, die richtigen Rückschlüsse aus der Erfahrung des Rennens in Klagenfurt zu ziehen. Trotzdem wird es schwierig für mich, eine Zeit lang komplett auf Sport zu verzichten, nach so vielen Jahren im Training, im Wettkampf und in der Regeneration danach.

Triathlon ist kein Sport, den man so nebenher betreibt.
Nein, ganz im Gegenteil. Triathlon ist aufwändig und nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch. Das gezielte Training für ein Rennen wie den Ironman in Klagenfurt beginnt bereits ein halbes Jahr zuvor, um Weihnachten, mit den ersten Skitouren. Gleichzeitig startet auch das Krafttraining, die Arbeit an den Grundlagen der drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen sowie das Ausdauertraining. Im Frühjahr führen wir vom SSV Bruneck Triathlon dann meistens noch ein Trainingslager durch, um uns kurz vor Start der Wettkampfsaison auf Topniveau zu bringen. Dann kommen die Rennen und nach den Rennen gilt es, den Körper mittels gezieltem Regenerationstraining wieder Schritt für Schritt ‚runterzufahren‘.

Du hast eingangs erwähnt, dass die Vorbereitung gut lief und du dich in Topform gewähnt hast. War das vielleicht eine Fehleinschätzung?
Nein, ich war im April, im Rahmen unseres Trainingslagers auf Mallorca tatsächlich in bestechender Form. Im Nachhinein glaube ich allerdings, dass wir als Trainingsgruppe dort ein zu hohes Tempo gegangen sind. Wir haben die Intensität des Trainings wahrscheinlich zu hoch angesetzt und konnten dieses Niveau folglich nicht bis zum eigentlichen Wettkampf im Juni aufrecht erhalten. Der Ironman in Klagenfurt verlief nicht nur für mich enttäuschend, auch meine Trainingskollegen Marco Micheli, Adolf Schmid und Stefan Marchetti sind in Klagenfurt unter ihren Erwartungen geblieben. Es könnte also sein, dass wir die Vorbereitung zu intensiv angegangen sind.

Ein Fehler, der euch nächstes Jahr wohl nicht mehr passieren wird?
Davon gehe ich aus. Beim Ironman in Klagenfurt 2018 möchte ich die kleine Schmach der diesjährigen Ausgabe wieder ausbügeln. Ich habe mich bereits dafür angemeldet. Dann werde ich in eine neue Leistungsklasse eingeteilt, und zwar in die M55, wo ich mir gute Chancen ausrechne, ganz vorne mit dabei zu sein, um mich so noch einmal für den härtesten und wichtigsten Triathlon der Welt, den Ironman auf Hawaii zu qualifizieren. Das wäre dann meine dritte Teilnahme, nach 2013 und 2014. Das ist mein großes Ziel, an dem ich arbeiten möchte, aber erst nachdem ich meinem Körper die dringend benötigte Auszeit vom Sport gewährt habe. (RAFE)

Infobox: Der Ironman Austria gehört zu den bekanntesten Triathlon-Veranstaltungen der Welt. Auf die Teilnehmer wartet ein echtes Martyrium. Zunächst 3,86 Kilometer schwimmen, dann  180,2 Kilometer Rad fahren und schließlich 42,195 km laufen. Werner Huber hat 2017 zum 17. Mal daran teilgenommen.