BRUNECK – Sowohl Grüne Ratsfraktion als auch die Bürgerliste haben einen Beschlussantrag eingereicht, indem vom Brunecker Gemeindeausschuss die Anordnung gefordert wird, künftig auf die Ausbringung von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln, allen voran Glyphosat, auf urbanem Gebiet zu verzichten. Die vom Bürgermeister Griessmair daraufhin initiierte Arbeitsgruppe traf sich nun zu einer ersten Sitzung.
„Bei unserem Beschlussantrag gegen den Einsatz von chemischen Herbiziden geht es um die Vorbildfunktion der Stadtgemeinde, die in ihren öffentlichen Grünanlagen, auf Straßen und Plätzen auf umweltverträgliche Unkrautbekämpfungsmittel zurückgreifen soll, zumal hier der Einsatz von giftigen Substanzen in erster Linie aus ästhetischen Gründen erfolgt“, argumentiert Hanspeter Niederkofler, für die Grüne Ratsfraktion im Brunecker Gemeinderat. Nachdem lange kaum Alternativen zu chemischen Herbiziden in Betracht gezogen worden seien, werde seit einigen Jahren über die Bestandteile der verwendeten Herbizide intensiv debattiert, so Niederkofler: „Der am häufigsten verwendete Bestandteil in Herbiziden ist Glyphosat. In Südtirol wurden im Jahr 2012 gut 11.000 Liter flüssiges und 11 Kilogramm festes Glyphosat verkauft. Allein im Südtiroler Straßendienst werden jährlich 1.500 Liter davon eingesetzt.“
GLYPHOSAT
Glyphosat wurde von der IARC (Internationale Krebsforschungsagentur) als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Auch wenn Auswirkungen und langfristige Folgen des Herbizideinsatzes nicht gänzlich geklärt sind, sind viele Menschen europaweit in Sorge über die Gefahren für Lebewesen, die biologische Vielfalt und ihre eigene Gesundheit. „Dass eine chemische Substanz, die unerwünschte Pflanzen zum Absterben bringt, auch anderweitig bedenklich sein kann, liegt auf der Hand. Aber es wird nur verboten, was bewiesenermaßen schädlich ist, statt nur zuzulassen, was bewiesenermaßen unbedenklich ist“, kritisiert Niederkofler. Bisher konnten sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union nicht zu einem einheitlichen Verbot von Glyphosat durchringen. Am 17. Mai 2017 hat die Kommission den Mitgliedsstaaten vorgeschlagen, Glyphosat für weitere zehn Jahre zuzulassen. Den Staaten wird aber freigestellt, ein Verbot zu erlassen.
IN ZUKUNFT GIFTFREI?
Bruneck wird sich für einen schonenderen Umgang mit dem Straßenunkraut einsetzten, da die Risiken für das Grundwasser, die Lebewesen und unsere Gesundheit in keinem Verhältnis stehen zum Effekt des Herbizideinsatzes, wie Bürgermeister Roland Griessmair betont: „Unsere Stadtgärtnerei pflegt bereits einen sensiblen Umgang mit Spritzmitteln. Im Bereich von Kindergärten und Schulen wird ohnehin schon auf den Einsatz von Glyphosat verzichtet. Wir wollen nun den Verbrauch von Glyphosat generell reduzieren mit dem Ziel, schrittweise gänzlich darauf zu verzichten. Nachdem sich die Erfolge der Unkrautbekämpfung mit Dampf in Grenzen hielten, wollen wir nun eine Maschine ausprobieren, die mit Heißwasser arbeitet.“ Der Verzicht auf Herbizide bei der Unkrautbeseitigung sei eine Umstellung, dessen ist sich Niederkofler bewusst, aber „es geht um unsere Haltung! Wie viel ungeplantes Grün ist man bereit zu akzeptieren? Ist es nur ‚schön‘ und ‚ordentlich‘, wenn nirgends ein Gräschen sprießt?“ (SP)
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