Ende August war es wieder soweit: Bereits zum fünften Mal lockte die 11-Gipfel-Tour Wanderer aller Couleur nach Antholz. Der ‚Puschtra‘ sprach mit den Organisatoren des Events über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft dieses noch jungen Weitwander-Klassikers.
Dabei sein ist alles, aber selten war dabei sein so schwierig. Auch 2017 waren die freien Plätze für die Teilnahme an der 11-Gipfel-Tour wieder im Nu vergriffen. Das kann man ruhig wörtlich nehmen, denn schon wenige Minuten nach Beginn der Anmeldefrist waren die 222 verfügbaren Plätze vergeben. Die 11-Gipfel-Tour in Antholz, sie ist eine echte Erfolgsgeschichte, die 2011 ohne Absicht, mit einer alltäglichen Wanderung begann. Damals kam Ingrid Bodner und ihrem Mann Günther Leitgeb die Idee, eine Tour am Gebirgsrücken zwischen dem Rudlhorn am Taleingang und der Rotwand am Talschluss von Antholz zu unternehmen. Auf die Idee folgte die Umsetzung, ein Jahr später. Die zwei Bergwanderführer bewältigten die 11 Gipfel entlang der fast 29 Kilometer langen Strecke mehr oder weniger problemlos und so fassten sie den Entschluss, aus ihrer Pioniertat eine organisierte Wanderung zu machen. 2013 ging das Event erstmals über die Bühne, heuer stand das halbrunde Jubiläum auf dem Programm.
Die fünfte Ausgabe der 11-Gipfel-Tour ist Geschichte. Hat sich bei euch schon so etwas wie Routine eingestellt?
Ingrid und Günther: Tatsächlich stellt sich diese in verschiedenen Situationen ein. Sind wir bei der ersten Ausgabe noch recht blauäugig an das Vorhaben herangegangen, so haben wir in der Zwischenzeit vieles gelernt, Sicherheit in vielen Dingen bekommen und uns vor allem organisatorisch verbessert. Unsere eigenen Verbesserungsvorschläge zusammen mit jenen der Teilnehmer und Helfer ergeben sozusagen von Jahr zu Jahr darüber hinaus die Vorgaben für das Folgejahr. Die Erfahrung über diese Jahre kommt uns demnach sicherlich zugute.
Hattet ihr 2013, vor dem Start zur ersten Ausgabe, bereits irgendwie das Gefühl, dass euer Projekt eine Erfolgsgeschichte werden könnte?
Vor der ersten Ausgabe haben wir ehrlich gesagt nur gehofft, mindestens 30 Wanderer für eine Teilnahme motivieren zu können. Was dann bis heute daraus geworden ist, ist für uns mehr als eine Überraschung – trotzdem freuen wir uns natürlich darüber.
Was sind die entscheidenden Aspekte für die Beliebtheit, für den Erfolg eures Projekts?
Diese Frage müsste man eigentlich den Teilnehmern stellen. Diese erleben die Tour aus ihrer eigenen Perspektive und für sie organisieren wir sie ja auch. Sicher sind unsere Helfer ein wesentlicher Grund dafür, wie die Tour heute ist und wie sie von den Teilnehmern erlebt wird.
Die Durchführung der Tour ist nur möglich, weil viele Hände und Köpfe mitwirken. Wer übernimmt welche Aufgaben entlang der Strecke?
Die Organisation der Tour liegt in unseren Händen. Am Tour-Tag selbst bzw. am Tag vor der Tour haben wir aber ein eingespieltes Netzwerk an Super-Helfern, die im Übrigen fast alle seit der ersten Ausgabe mit dabei sind. Beim Zusammenstellen der Teilnehmerpakete und der Zubereitung der belegten Brote helfen uns unsere Nachbarfamilien. Bei der Registrierung am Veranstaltungstag sind ebenso freiwillige Helfer im Einsatz wie dann entlang der Strecke, auf den Gipfeln und in den Scharten. Dazu gehören die Bergrettung, die ‚Söhne Antholz‘, die Bauernjugend, der Alpenverein, die Musikkapelle Antholz und Musikkapelle P. Haspinger Gsies. Zudem werden drei Gipfel von Freunden, Bekannten und vor allem von jeweils ortskundigen Bergfreunden betreut. Alle zusammen sorgen für Assistenz, Hilfe und Betreuung der Teilnehmer. Außerdem haben wir Helfer im Zielbereich sowie in der Nacht beim Shuttledienst zum Start hin und bei den Rücktransporten am Abend. In Summe arbeitet ein eingespieltes Team von über 70 Helfern an der Durchführung der Tour.
Ihr legt großen Wert darauf, dass die Tour als so genanntes Green Event durchgeführt wird. Was bedeutet das konkret, welche Maßnahmen sind damit verbunden?
Die Green Event Idee entspricht tatsächlich unserer generellen Philosophie und Einstellung am Berg und in der Natur aber vor allem auch in Bezug auf Veranstaltungen. Konkret verwenden wir heimische Produkte und arbeiten mit lokalen Partnern zusammen. Wir verzichten auf Drucksorten für die Bewerbung, kommunizieren also nur online, und reduzieren Logistik & Transport mit technischen Hilfsmitteln auf ein Minimum. Zudem legen wir viel Wert auf Müllvermeidung und -sammlung entlang der Strecke und organisieren und vermitteln Mitfahrgelegenheiten und Sammel-Transfers für die Teilnehmer. Green Event steht für eine Haltung, die wir allen Beteiligten vermitteln möchten.
Gab es 2017 Neuerungen, um das Event noch umweltfreundlicher zu gestalten?
Wir versuchen uns in allen Aspekten ständig zu verbessern. Eine grundlegende Neuerung haben wir 2016 mit dem 11-Gipfel-Tour Edelstahlbecher eingeführt. Damit können wir nun komplett auf die Verwendung von Plastik- oder Pappbechern verzichten und geben den Wanderern zudem ein schönes, langlebiges Souvenir mit nach Hause. 2017 konnten die Teilnehmer erstmals selbst entscheiden, ob sie das auf Umweltpapier gedruckte Teilnahmediplom haben oder lieber darauf verzichten wollten. Die Drucksorten wurden damit auf ein Minimum reduziert. Ausserdem wurde z.B. darauf verzichtet, die belegten Brote an der Verpflegung einzeln zu verpacken.
Die 11-Gipfel-Tour ist nicht gewinnorientiert, euer Idealismus entsprechend groß. Was ist eigentlich eure persönliche Belohnung für die vielen Stunden unentgeltlicher Arbeit?
Wir sind beide als Bergfreunde, Wanderführer und Touristiker von der Tour in all ihren Aspekten begeistert. Die 11-Gipfel-Tour ist sowas wie „unser Baby“ und wir sehen es ein wenig wie eine Art übergreifende Vereinstätigkeit, in der wir eine etwas ausgefallene Idee zusammen mit vielen Helfern und Freunden verwirklichen können. Darüber hinaus können wir mit der Tour vielen Wanderern eine ganz spezielle Sicht auf unser Tal bieten, in einem Rahmen der das Gemeinschaftliche und Naturverbundene des Wanderns unterstreicht.
Was waren für euch herausragende Episoden seit dem ‚Jungfernmarsch‘ der 11-Gipfel-Tour?
Die wetterbedingte Verschiebung der Tour um eine Woche im Jahr 2014 war eine große Herausforderung. Wir hatten und haben zwar immer einen Ausweichtermin, trotzdem war uns bis dahin nicht bewusst, wie schwer allein schon die Entscheidung für eine Verschiebung ist – Stichwort: bereits angereiste Teilnehmer. Was es bedeutet, Organisationsarbeit von Wochen und Monaten innerhalb von 7 Tagen umzudisponieren, wurde uns erst 2014 klar. Zum Glück fand die Tour am Ausweichtermin dann bei bestem Wetter statt. Was uns auch noch in Erinnerung geblieben ist, ist der Ansturm auf die freien Plätze beim Start der Anmeldungen im Vorjahr. Dieser ‚Run‘ wurde heuer sogar noch übertroffen.
Das Event ist heiß begehrt, die Enttäuschung bei jenen, die nicht teilnehmen dürfen, wohl ziemlich groß. Ist es für euch denkbar, die maximale Teilnehmerzahl irgendwann aufzustocken?
Wir haben die Obergrenze aus Überzeugung festgelegt und die Erfahrung der ersten Jahre hat uns darin bestätigt. Die logistischen Herausforderungen sind ohnehin schon groß, bei noch mehr Teilnehmern würde das ganze irgendwann ausufern. Wir glauben, dass diese Zahl für die Strecke, die Natur, die Gipfel aber auch für die Teilnehmer selbst angemessen ist. In diesem Rahmen kann die angepeilte Umweltverträglichkeit gewährleistet werden und nur so können unsere Helfer und wir den Wanderern jene Betreuungsqualität bieten, die dem Ruf der 11-Gipfel-Tour gerecht wird.
Hoch – weit – gipfelig: euer Event begeistert und trifft den Zeitgeist. Was ist die Quintessenz des zeitgenössischen Weitwanderns?
Wir glauben, das Organisierte aber doch in einer bestimmten Form Extreme zählt zu den Erfolgsfaktoren. Die Sicherheit durch Bergrettung & Co. aber auch das Zusammentreffen mit Gleichgesinnten zählen ebenfalls dazu. Die Tour ist nichts Alltägliches, fast 3000 Aufstiegsmeter und fast 35 km Strecke sowie ausgiebige körperliche Aktivität in der Natur aber ohne Wettkampfgedanken runden die Faszination des Weitwanderns ab.
Es gibt derzeit keine bevorstehenden Veranstaltungen.