Museumsprojekt der Kronplatz Seilbahn AG
24. Oktober 2017
Ingo Irsara aus St. Leonhard in Abtei
24. Oktober 2017
Alle anzeigen

Bruneck – die Schulstadt

Teil V – Die Schule nach 1945

 

 

Es ist der amerikanischen Besatzungsmacht zu verdanken, dass am Übergang in die Nachkriegszeit in Italien Gesetze erlassen wurden, welche auch der deutschen Minderheit Schulen mit deutscher Unterrichtssprache garantierten. Im Herbst 1945 wurden die deutschen Schulen wieder eröffnet. Die italienische Sprache wurde in den deutschen Schulen genauso als eigenes Fach unterrichtet wie die deutsche Sprache in den italienischen Schulen, und zwar jeweils ab der 2. Klasse Grundschule.

Die Grundschule „Josef Bachlechner“
Die Grundschüler wurden in Bruneck bis 1966 (Bezug des neuen Gebäudes der Grundschule „Josef Bachlechner“) nach Geschlechtern getrennt unterrichtet. Seit der Einführung der Einheitsmittelschule ist die Grundschule fünfklassig. Im Schuljahr 1971/72 wurde an der Bachlechner Schule mit 628 Kindern die höchste Schülerzahl erreicht. Heute besuchen 348 Schüler die Grundschule „Josef Bachlechner“.

Die Grundschule „Galileo Galilei“
Schon bevor die „Lex Gentile“ in Kraft trat, wurde in Bruneck eine italienische Volksschule eingerichtet, die im Rathaus untergebracht war. Ab Herbst 1923 gingen dann die alte deutsche und die neue italienische Volksschule ineinander auf, sodass es ab Ende der 1920er Jahre nur mehr eine Volksschule mit italienischer Unterrichtssprache gab. Der Großteil der Schüler/innen dieser Schule war deutschsprachig. Mit dem Ansteigen der italienischen Zuwanderung nahm auch die Zahl der italienischsprachigen Volksschüler zu. Im Schuljahr 1930/31 zählte die Volksschule 41 Kinder italienischer und 417 deutscher Muttersprache. Als nach der Option von 1939 die Kinder der Deutschlandoptanten zu den deutschen Sprachkursen wechselten, verblieben in der italienischen Volksschule neben den 151 italienischsprachigen Kindern nur mehr 48 deutschsprachige. Nach dem deutschen Einmarsch im September 1943 wurden sämtliche italienische Schulen Brunecks geschlossen. Im Herbst 1945 wurden auch sie wieder eröffnet.

Die Mittelschule „Don Milani“
Die Vorgängerschule der italienischen Mittelschule von Bruneck geht auf das Jahr 1923 zurück. Sie war bei ihrer Gründung keine eigene Schule, sondern Teil des unter dem Namen „Reale Ginnasio generale Antonio Cantore“ gegründeten Untergymnasiums. 1940 entstand aus den ersten drei Klassen des Gymnasiums die Mittelschule, die dann samt der nach dem Krieg ebenfalls eingerichteten Kaufmännischen Vorbildungsschule in der mit Gesetz Nr. 1859 vom 31. Dezember 1962 eingeführten Einheitsmittelschule aufging.

Die Lateinmittelschule und die Mittelschule „Dr. Josef Röd“
Im Herbst 1948 wurde in Bruneck die erste deutschsprachige Mittelschule eröffnet. Es war eine im Ursulinengebäude untergebrachte Lateinmittelschule . In den 17 Jahren ihres Bestehens schrieben sich 1078 Schüler/innen in die erste Klasse ein, 715 davon (66,3 Prozent) bestanden die Abschlussprüfung. Im Schuljahr 1963/64 wurde mit 282 die höchste Schülerzahl erreicht. Als 1962 die Einheitsmittelschule als Pflichtschule eingeführt wurde, lief die Lateinmittelschule aus. Die neue Mittelschule wurde im Jahre 1974 nach dem ersten Direktor der Lateinmittelschule Dr. Josef Röd benannt. 1976 übersiedelte sie in das neue Gebäude in der Schulzone. Die höchste Schülerzahl wurde mit 767 im Schuljahr 1978/79 erreicht. Heute besuchen 480 Kinder die Mittelschule „Röd“.

Die Kaufmännische Vorbildungsschule und die Mittelschule „Karl Meusburger“
1950 bekam Bruneck eine deutsche Kaufmännische Vorbildungsschule. Sie war keine Pflichtschule. Die höchste Schülerzahl erreichte sie mit 282 im Schuljahr 1962/63. Diese Schule wurde ab 1963 durch die Mittelschule „Karl Meusburger“ ersetzt. Das Schulgebäude ist die 1874 erbaute Knaben-Volksschule am Graben. Im Schuljahr 2017/18  besuchen 420 Kinder die Mittelschule „Karl Meusburger“.

Die Schulen der Ursulinen
Als der Orden der Ursulinen im Jahre 1741 die Genehmigung erhielt, in Bruneck ein Kloster zu gründen, verpflichtete er sich, die weibliche Jugend der Stadt unentgeltlich zu unterrichten. Daran hielten sich die Ursulinen auch, nachdem Kaiserin Maria Theresia die Schulpflicht eingeführt hatte. Die Mädchen-Volksschule gaben die Ursulinen erst 1925 auf, als deutschsprachige Schulen verboten wurden. In den Jahren 1908/09 wurde für die Mädchen-Volksschule der Ursulinen ein neues Gebäude erbaut, das heute das Pädagogische Gymnasium beherbergt. Die Schülerinnenanzahl stieg im Laufe des 19. Jahrhunderts auf etwa 150 an. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte die Mädchen-Volksschule an ihren alten Standplatz zurück, aber als staatliche Schule. 1966 wurde sie mit der Knaben-Volksschule zusammengelegt und im damals neuen Gebäude der Grundschule „Josef Bachlechner“ untergebracht.

Neben der Mädchen-Volksschule führten die Ursulinen auch eine interne Schule für jene weiblichen Zöglinge, die im hauseigenen Internat lebten. Die Schule wurde als Bürgerschule bezeichnet. Diese Schule bestand auch in der Zwischenkriegszeit weiter, allerdings mit italienischer Unterrichtssprache. Mit der Einführung der Mittelschule im Jahr 1962 und dem damit zusammenhängenden Verschwinden der Bürgerschulen wurde auch die interne Schule in eine staatlich anerkannte Mittelschule umgewandelt. Im Schuljahr 2017/18 besuchen 120 Schülerinnen die Mittelschule der Ursulinen.

Die Oberschulen – Das Gymnasium „Generale Antonio Cantore“
Die erste Brunecker Oberschule, die im Herbst 1923 errichtet wurde, war das italienische Gymnasium „Generale Antonio Cantore“. Es war bis 1966 keine bis zur Matura führende Schule. Erst 1969 fand die erste Maturaprüfung statt. Bis in die 1930er Jahre  besuchten mehr deutsche als italienische Schüler/innen das Gymnasium. Ab der 2. Klasse wurde im italienischen Gymnasium das Fach Deutsch unterrichtet. Die Schule hatte in Ladislao Mittner einen Deutschlehrer, der später zu den führenden italienischen Germanisten zählte. Sie war am Beginn in der Knaben-Volksschule am Graben und ab 1938 bei den Ursulinen untergebracht. Seit dem Schuljahr 1984/85 hat die Schule ihren Sitz im neuen Gebäude in der Schulzone. Die Schülerzahlen lagen in den 1930er Jahren bei etwa 50. Infolge der Option 1939/40 verlor das Gymnasium den Großteil seiner deutschen Schüler/innen. Nach der vorübergehenden Schließung wurden im Herbst 1945 sowohl die Mittelschule als auch die ersten zwei Klassen des Gymnasiums wieder eröffnet. Heute bietet die Schule drei Fachrichtungen an, und zwar die klassische, die wissenschaftliche und die betriebswirtschaftliche. Die Schülerzahl des „Liceo/Ginnasio Antonio Cantore“ beträgt heute 156.

Das Humanistische Gymnasium „Nikolaus Cusanus“und das Realgymnasium
Das Humanistische Gymnasium Bruneck entstand im Jahre 1951/52, als erstmals eine vierte Klasse an die Lateinmittelschule angehängt wurde. 1961/62 kam die erste Klasse des Lyzeums dazu. Die traditionellen Lerninhalte des Gymnasiums haben sich inzwischen aber stark verändert. Es begann 1985 mit der Einführung des Faches Englisch, dann folgte eine neusprachliche Fachrichtung (Französisch und Russisch zur Wahl). 1999 wurde das Kunstlyzeum eröffnet und 2004 ein Klassenzug mit dem Schwerpunkt Foto, Film und Multimedia, der ins Sprachenlyzeum integriert ist. Heute besuchen 700 Schüler das Sprachen- und Realgymnasium. 1999 übersiedelte die Schule vom Ursulinengebäude in den Neubau in der Schulzone. Das Realgymnasium wurde 1970 als Sektion des Humanistischen Gymnasiums „Nikolaus Cusanus“ gegründet. Der Schwerpunkt der Realgymnasien liegt im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich. Das ursprüngliche Lernangebot wurde laufend erweitert durch die Einführung der Fächer Englisch (1980) und Informatik (1987) und durch die Ausrichtung des Unterrichts an der Broccareform (benannt nach dem Unterstaatssekretär B. Brocca) seit 1993/94. Es wurden zwei Fachrichtungen eingerichtet, eine mathematisch-naturwissenschaftliche und eine technisch-naturwissenschaftliche. Als bisherige Schulorte dienten das ehemalige Amtshaus des Klosters Neustift in der Stadtgasse und Schloss Bruneck. 1999 wurde der Neubau in der Schulzone bezogen.

Die Handelsoberschule
Die Handelsoberschule hat in Bruneck zwei Vorgängerschulen, die 1967 gegründete Lehranstalt für Kaufmännische Berufe und die aus ihr hervorgegangene Lehranstalt für Wirtschaft und Tourismus. Beide Lehranstalten boten mehrere zwei-, drei- und fünfjährige Fachrichtungen an. Mitte der 1990er Jahre entwickelte sich die Lehranstalt für Wirtschaft und Tourismus zur Handelsoberschule weiter. Heute trägt sie den Namen  Wirtschafts-Fachoberschule. Sie bietet zwei Fachrichtungen an: Betriebswirtschaft, Handel und Verwaltung (Berufstitel: ragioniere e perito aziendale) und Wirtschaftsinformatik (Berufstitel: ragioniere e perito programmatore). Als Schulgebäude diente anfänglich das Schloss Bruneck, 1983 wurde der Neubau in der Schulzone bezogen. Im Schuljahr 2017/18 besuchen  434 Schüler/innen die Wirtschafts-Fachoberschule.

Das Pädagogische Gymnasium – vor 1998 Lehrerbildungsanstalt
1974 wurden zur Lehrerbildungsanstalt in Meran zwei weitere Anstalten des gleichen Typs eröffnet, und zwar in Brixen und in Bruneck. Zu Beginn der 1980er Jahre führte die Lehrerbildungsanstalt Bruneck einen großen Schulversuch durch und erweiterte den Schuliter von vier auf fünf Jahre. Im Jahre 1998 trat ein Gesetz in Kraft, das für den Unterricht in der Grundschule und die Erziehungstätigkeit im Kindergarten ein vierjähriges Studium an einer Hochschule für Bildungswissenschaften vorsieht. Daraufhin entschieden sich alle drei Lehrerbildungsanstalten für die Umwandlung in ein pädagogisches Gymnasium, das den Schwerpunkt Pädagogik/Psychologie beibehielt und heute drei Fachrichtungen anbietet, nämlich Musik, Kunst und Sozialwissenschaften. Die Schule trägt heute den Namen „Sozialwissenschaftliches Gymnasium und Kunstgymnasium“. Im Schuljahr 2017/18 zählt die Schule 376 Schülerinnen und Schüler. Sie ist in der ehemaligen Mädchen-Volksschule der Ursulinen untergebracht.

Die Gewerbeoberschule
Die Gewerbeoberschule Bruneck ist die jüngste Oberschule der Stadt. Sie wurde 1989 mit der Fachrichtung Maschinenbau als Sektion der Bozner Gewerbeoberschule „Max Valier“   gegründet. Mit dem Einzug ins neue Schulgebäude in der Schulzone im Jahre 1999 fiel die Einführung einer zweiten Fachrichtung zusammen. Dass die Wahl dabei auf Chemie (mit Schwerpunkt Umwelt- und Biotechnologie) fiel, macht sie südtirolweit einzigartig. Zwei Schuljahre später folgte als dritte Fachrichtung der Informatik-Studiengang. Schüleranzahl im Schuljahr 2017/18: 629.

Die Berufsschule Bruneck
In Südtirol setzt die Berufsausbildung auf das duale System, das gekennzeichnet ist von der Lehre im Betrieb und vom Unterricht in der Berufsschule. In Bruneck wurden 1950 die ersten beruflichen Fortbildungskurse veranstaltet, die in der Folge zu einem variablen System ausgebaut wurden. Im Schuljahr 1963/64 wurde die neue Berufsschule am Waldheimweg bezogen. Im Jahr danach wurden in 33 Klassen bereits über 500 Lehrlinge unterrichtet. Im Laufe der 1960er Jahre wurden auch Kurse für Jugendliche angeboten, die keine Lehrstelle hatten, auch Ausbildungskurse für behinderte Jugendliche kamen dazu. 1973 wurde die Schnitzschule in St. Jakob in Ahrn eröffnet. Auch dezentral abgehaltene Lehrgänge für das Gastgewerbe wurden organisiert. Die Schule versuchte, sich den wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten anzupassen und entwickelte sich zu einem regelrechten Kompetenzzentrum in Sachen Berufsausbildung.