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Südtirol in der Migrationskrise?

GAIS – Unter dem Titel „Schaffen wir das?“ initiierte die Schützenkompanie (SK) Gais in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Schützenbund (SSB) im Pfarrheim von Gais am 10. November eine Podiumsdiskussion rund um Südtirols Asylpolitik. Gerald Leiter, Kommandant der SK-Gais, sprach mit uns über Beweggründe und Verlauf des Abends.

 

Puschtra: Welche waren die Beweggründe für die Podiumsdiskussion?
Gerald Leiter: Da ich die Migration etwas skeptischer sehe als Angela Merkel, habe ich ihre berühmten Worte „Wir schaffen das“ in die Frage „Schaffen wir das?“ umgewandelt und in Zusammenarbeit mit den SSB in Gais die Podiumsdiskussion organisiert. Die Flüchtlinge sind eine der großen Herausforderungen in Europa und mittlerweile ist diese Diskussion auch in unseren Dörfern aktueller denn je.

Warum ging die Initiative von der SK-Gais aus?
In der Tat ist die Asylproblematik südtirolweit ein akutes Problem. Auch Gais wird sich am SPRAR-Programm beteiligen und im nächsten Frühling werden Asylsuchende aus fremden Ländern bei uns untergebracht werden. Die Bevölkerung ist zutiefst verunsichert und muss hier Antworten bekommen, denn es besteht reichlich Informationsbedarf. Aber Gais bildet nur den Anfang, Diskussionen in Girlan und Villanders sind bereits angedacht.

Gerald Leiter, Kommandant SK-Gais

Ihr Podiumsdiskussion wurde von der Politik sehr ernstgenommen. Landesrätin Martha Stocker und die beiden Landtagsabgeordneten Ulli Mair und Brigitte Foppa nahmen teil. Leonhard Voltmer vertrat die Caritas und die Zuwanderer waren durch ein bereits integriertes Mitglied vertreten. Überraschte Sie diese aktive Teilnahme?
Sie bestätigt vielmehr die Dringlichkeit der Thematik. Zurzeit sind ca. 1.700 Asylsuchende offiziell in Südtirol untergebracht und niemand weiß, wie viele noch aufgenommen werden müssen und wie diejenigen, denen kein Asyl gewährt wird, abgeschoben werden können. Für Südtirol gilt zudem zu bedenken, dass die Zuwanderung das Sprachgruppenverhältnis verschieben könnte, da sich die meisten Asylanten der italienischen Sprachgruppe zugehörig fühlen. Die Landesrätin mag anführen, dass wir Zuwanderer brauchen im Tourismus, in der Wirtschaft und in der Pflege älterer Menschen, aber hier muss die Politik fordern, dass dies nicht auf Kosten der deutschen Sprachgruppe erfolgt.

Erich Mayr, Hauptmann der SK Pfunders, vertrat den SSB mit welchen Argumenten?
Wir wollen unterscheiden zwischen schutzbedürftigen Flüchtlingen und Wirtschaftsflüchtlingen. Kriegsflüchtlingen etwa muss natürlich geholfen werden, aber nur ein kleiner Bruchteil der Zuwanderer bekommt einen positiven Asylbescheid. Erich Mayr, Mitglied der Bezirksleitung und zuständig für Medien und Öffentlichkeitsarbeit im SSB-Bezirk Pustertal, betonte auch, dass Südtiroler Traditionen und Kultur zu respektieren seien.

Wurde nur viel geredet oder gibt es Lösungsansätze?
Mit einem Diskussionsabend werden wir nicht die Welt verändern und Lösungen aus dem Sack zaubern, das war klar, aber man hat gesehen, dieses Thema wirft viele Fragen auf. Der Austausch zwischen Bevölkerung und Politikern ist wichtig. Viele interessante Aspekte sind angesprochen worden. Vielleicht nehmen die Politiker einige Anregungen mit.

Danke für das Gespräch. (SP)