Erich Seeber aus Mühlwald
17. Januar 2018
Tête-à-Tête mit Laura Letrari
17. Januar 2018
Alle anzeigen

Ein Kleinod in Olang

OLANG – Vielerorts im Pustertal lassen sich verschiedenste markante und kulturhistorisch interessante Kleinbauten, meist mit sakralem Hintergrund finden. Heute wenden wir unseren Blick nach Olang und sehen uns das sogenannte „Baumgartnerstöckl“ oder auch „Tharerstöckl“ und oft auch die Peter Sigmayr Kapelle genannt, etwas genauer an.

 

Die Gemeinde Olang liegt eingebettet zwischen den „Olanger Dolomiten“ und weist eine lange Geschichte der Besiedelung auf. Dies hat unter anderem auch mit der ausgezeichneten geografischen Lage zu tun. Windgeschützt und mit vielen Quellen versehen wurde Olang bereits um 985 zum ersten Male urkundlich erwähnt. Das Gräberfeld in Rasen lässt natürlich auf eine viel ältere Besiedlung schließen und zwar bereits in der Eisenzeit. Verbindungstechnisch kommt man von Olang sowohl nach Antholz als auch über den Furkelpass ins Gadertal und der Rienz entlang nach Percha und Bruneck ins untere Pustertal.

LAGE
Die Peter Sigmayr Kapelle liegt in Mitterolang am Ortsausgang zu Niederolang. Die Lage der Kapelle besitzt dabei sicherlich eine logische Ordnung, da nicht Mitterolang, sondern Niederolang die eigentliche „Pfarre“ Olang’s ist, d.h. alle wichtigen kirchlichen Festtage und Tätigkeiten fanden in Niederolang statt. Zur Großpfarre gehörten die Ortschaften Nieder- Mitter- und Oberolang, Nieder- und Oberrasen, Geiselsberg, Oberwielenbach, Percha und St. Veit in Prags. Auf dem Weg von Mitterolang nach Niederolang liegt die Kapelle. Wie bereits erwähnt wird sie auch „Baumgartner-Stöckl genannt“. Dies hat damit zu tun, dass sie auf dem Gelände des Baumgartnerhofes steht. Dieser Hof steht bereits seit sehr langer Zeit und wurde vom Gericht Rasen auch oftmals als eine Art Verwaltungssitz genutzt. Das heißt die Bauern machten dort ihre Abgaben. Sollte eine höhere Person dort längerfristig ansässig gewesen sein, wäre auch dies eine Erklärung, dass dort eine Kapelle erbaut wurde. Der Hof wird um 1142 zum erstenmal genannt und zwar in einer Schenkungsurkunde, in welcher Bischof Hartmann von Brixen dem Stift Neustift besagten Hof schenkt.

AUFBAU
Die Kapelle selbst ist ein kleiner Viereckbau mit flachem Pyramidendach. Im Inneren findet sich ein Kreuzgratgewölbe aus dem 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit hätte natürlich bereits ein Vorgängerbau dort stehen können. Es finden sich noch weitere „Stöckl“ und Kapellen in Olang, wobei zwei davon beim Pestausbruch erbaut wurden. Die Preindlerkapelle in Niederolang enthält das Datum 1665, es wäre durchaus möglich, dass auch das Baumgartner Stöckl ursprünglich zur Erinnerung an die Pest erbaut wurde.

WIDMUNG DER KAPELLE
Heute ist die Kapelle zwei großen Themen gewidmet. Zum Einen dem Gedenken an Peter Sigmayr, Schützenkommandant und aktiver Kämpfer in den Reihen Hofers, zum anderen den Gefallenen beider Weltkriege. Peter Sigmayr wurde landesweit dadurch bekannt, dass er sich freiwillig den Franzosen stellte, nachdem diese drohten seinen Vater an seinerstatt zu exekutieren.

PETER SIGMAYR
Nach der 4. Bergiselschlacht, die verloren wurde, besetzten französische und italienische Militärs das Pustertal. Dadurch kam es zu noch größeren Spannungen zwischen den Einheimischen und besagten Besatzungstruppen. Dies entlud sich Anfang Dezember 1809 in Bruneck. In Rasen gab es einen Überfall auf einen Corporal und vier gemeine Soldaten. Davon konnte einer nach Bruneck flüchten. Als dann gegen Mitternacht die Kirchenglocken Sturm läuteten kam es zum abermaligen Aufstand der Bauern gegen das Militär. Das Oberkommando hatte der Luckner Wirt inne, das Unterkommando unter anderem der Tharerwirt aus Olang. Es starben bei diesem Gefecht 14 Männer aus dem Gericht Altrasen zu welchem auch Olang gehörte.  Diese Kämpfe dauerten bis zum 7. Dezember, dann wurde das Gefecht aufgegeben und die Bauern liefen nach Hause oder versteckten sich. Auch der Tharerwirt versteckte sich im Rindlerhof in Geiselsberg. General Boussier ein sehr hart durchgreifender Kommandant suchte nach den Kommandanten des Aufstandes. Er richtete mehrere Männer aus dem Oberpustertal hin. So kam es, dass statt Peter Sigmayr sein Vater verhaftet wurde und ein Ultimatum gestellt wurde, falls sich sein Sohn nicht binnen drei Tagen melden würde, so ließe man seinen Vater erschießen. Sigmayr wurde standrechtlich am besagten Stöckl erschossen. Neben der Kapelle findet sich ein großes Kreuz, an dieser Stelle wurde Sigmayr nach der Exekution, so wie es damals üblich war an einem Kreuzarm für 48 Stunden zum abschreckenden Beispiel aufgehängt. Die Mitterolanger waren zu dieser Zeit in Niederolang in der Messe und das Entsetzen war groß, als sie bei Ihrer Rückkehr den Tharerwirt dort fanden.

GEFALLENENWIDMUNG UND INNERES
Wie erwähnt ist die Kapelle ebenso zum Gedenken der Gefallenen der beiden Weltkriege zusätzlich gewidmet. Die Kapelle wurde einige Male im Außenbereich verändert, das heute sichtbare Fresko, mit der Szene der Erschießung Peter Sigmayrs stammt aus dem Jahre 1977. Anläßlich des damaligen Bezirkschützenfestes wurde mit Hilfe der Fraktionsverwaltung die Aussenwand umgestaltet bzw. renoviert. Das Fresko, welches vorher dort war, wurde übermalt und zwar vom Olanger Künstler Siegfried Pörnbacher. Er „modernisierte“ die Darstellung etwas, das Motiv selbst blieb dasselbe. Weiters wurde in der Kapelle eine Kupfertafel angebracht, in welcher das Lied „Der Tharerwirt von Olang“ eingetrieben wurde. Zusätzlich wurde die Heldengedenktafel für die Gefallenen beider Weltkriege, vom Olanger Bildhauer Simon Urthaler geschaffen.

DIE AUSSENFASSADE
Die Aussenfassade der Kapelle, war wie bereits erwähnt mit einem Fresko versehen. Man weiß, dass im Jahre 1893 die Kapelle vom Maler Marth aus Brixen renoviert und ausgemalen wurde. Die damalige Inschrift war sehr viel länger und lautete: „ Peter Sigmair, Tharerwirt als freiwilliger Ersatz für seinen Vater dahier von den Franzosen erschossen am 14. Jänner 1810. Den Märtirer der Kindesliebe, den Märtirer des Vaterlandes, ihn krönet in des Himmels Höhen ein ewig grüner Lorbeerkranz. – Er fiel als unschuldiges Opfer für das Vaterland.“ Nach dem zweiten Weltkrieg, als die Kapelle etwas Restauriert wurde, kürzte man die Inschrift auf: „An dieser Stelle wurde Peter Sigmayr, Tharerwirt, am 14. Jänner 1810 von den Franzosen erschossen.“

Die Aussenfassade der Kapelle.