Teil 3 – Heute blicken wir auf die Stadtgründungen im Pustertal und auf den Bergbau.
Es war der machtbewusste Brixner Fürstbischof Bruno von Kirchberg (1250-1288), der um die Mitte des 13. Jahrhunderts auf dem ihm verbliebenen Grund und Boden an der Mündung der Ahr in die Rienz eine Stadt erbaute. Der Gründungsakt ist nicht exakt zu datieren, es war aber sicherlich so, dass sich der Bischof gleich zu Beginn seines Pontifikates (1250) dieser Aufgabe stellte. Im Jahre 1256 wird Bruneck erstmals genannt, und zwar als Ausstellungsort einer Urkunde, mit der Bischof Bruno dem Kloster Wilten die Pfarre Ampass im heutigen Nordtirol abtrat. Die folgenden Nennungen spiegeln dann die Baugeschichte der Stadt: 1271 „castrum“, 1295 „urbs“, 1298 „oppidum“, 1333 „stat“. Bruneck blieb dann bis zur Säkularisierung der geistlichen Herrschaften im Jahre 1803 eine bischöfliche Stadt. Die Bürger lebten in erster Linie vom Handel, waren aber bis ins 19. Jahrhundert hinein immer auch Ackerbürger, d.h. sie betrieben Landwirtschaft.
Die Stadt Lienz verdankt ihre Gründung den Grafen von Görz. Im 13. Jahrhundert wurde die städtische Struktur der neuen Siedlung immer mehr sichtbar. Im Jahre 1242 wird sie dann erstmals als „civitas“, als Stadt bezeichnet, ohne dass eine Stadtrechtsverleihung erfolgt wäre. Die kleine zum Ortszentrum gehörende Burg war zunächst nur zeitweise die Residenz der Grafen, später profitierte die Stadt aber vor allem von ihrer Rolle als Residenzstadt und Sitz der Grafschaftsverwaltung. Die Lage der Stadt am Schnittpunkt des Drautales mit den Wegen über die Tauern nach Norden und über den Gailberg und den Plöcken sowie den Kreuzberg nach Süden war verkehrsmäßig günstig. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde übrigens sowohl in Lienz als auch in Bruneck ein Messingwerk erbaut. Beide Werke verarbeiteten vorwiegend Kupfer aus Prettau und bezogen das für die Messingproduktion notwendige Galmei (karbonatisches oder silikatisches Zinkerz) von der Jauken südlich von Dellach.
DER BERGBAU IM PUSTERTAL
Wie der Bergbau ab dem 15. Jahrhundert in Tirol zum wichtigsten Wirtschaftszweig aufstieg, kann hier nicht nachgezeichnet werden. Die großen Zentren lagen zunächst um Gossensass (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts) und dann vor allem im Unterinntal (Schwaz, Rattenberg). Man kann um diese Zeit von einem regelrechten Bergbaufieber sprechen. Das ganze Land wurde von Erzsuchern regelrecht durchlöchert. Ein Beispiel dafür: In Weißenbach im Ahrntal, einem kleinen Ort, der heute an die 500 Einwohner zählt, wurden laut Aufzeichnungen des Tauferer Bergrichters im Jahre 1524 insgesamt 18 Schürfkonzessionen ausgestellt. Dabei ist bekannt, dass der Ahrntaler Bergbauort Prettau ist und nicht Weißenbach. In Prettau wurden in guten Jahren seit ca. 1.400 zwischen 1.000 und 1.500 Wiener Zentner (= 56 und 84 Tonnen) Kupfer gewonnen. In Krisenzeiten sank die Jahresproduktion auch einmal auf die Hälfte. Rekord waren die über 2.406 Wiener Zentner (= 134 Tonnen) im Jahre 1699. Das Kupferbergwerk am Rötbach in Prettau war bis 1893 in Betrieb.
Da der Landesfürst aus dem Bergbau großen finanziellen Nutzen zog, förderte er den Bergbau, wo immer er konnte. Die Freiheit des Schürfens ging über alles. Wenn jemand irgendwo Erz vermutete, durfte er danach graben, auch wenn Grund und Boden ihm nicht gehörten. Der Bergrichter – der Bergbau war einer eigenen Gerichtsbarkeit unterworfen – stellte auf ein Ansuchen hin in ganz unbürokratischer Art und Weise Konzessionen aus, die zum Schürfen berechtigten. Außerdem überwachte er die Einhaltung der landesfürstlichen Bergordnungen und war für die Einhebung der Abgaben zuständig, welche dem Landesfürsten zustanden. Im Pustertal amtierten zwei Bergrichter, einer von Lienz aus und der andere zunächst von Taufers aus. Letzterer hatte ab ca. 1530 seinen Sitz im Ahrntal.
Als Beispiel dafür, dass es auch im Pustertal Bergbaue gab, die aber heute fast ganz vergessen sind, sei auf die Überreste der Schmelzhütte beim Klauskofel im Höhlensteintal verwiesen, die von der Straße aus, die von Toblach nach Cortina führt, zu sehen sind. Die Hütte war im 18. Jahrhundert in Betrieb. Hier wurden Bleiglanz und Galmei verhüttet, die im Knappenfußtal am Südabhang der Plätzwiese gefunden wurden. Das Zinkerz brauchte man zur Messingerzeugung. Es gibt auch einzelne Nachrichten über weitere Bleivorkommen in der Toblacher Gegend und um Cortina, die sogar bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Viel Bergbau gab es ab dem 15. Jahrhundert auch in der Umgebung von Lienz, in Virgen und in Defereggen, allerdings war die Ergiebigkeit dieser Gruben nicht besonders groß. Sie reichte aber aus, um das Berggericht Lienz wie die meisten anderen Tiroler Berggerichte bis in der Ära Josefs II. bestehen zu lassen.
(RT)
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