PUSTERTAL – Noch kurz bevor viele Firmen ihre verdienten Mitsommer-Ferien antraten, veranstaltete die Handelskammer in Bruneck ein Treffen, das sie den Arbeitsformen und -modellen der Zukunft widmete. Anna Schneider von der Uni Innsbruck sprach dabei unter anderem zum neuen Verständnis von Arbeit sowie den veränderten Arbeitsbeziehungen.
„42% der Beschäftigten in Deutschland üben einen Beruf aus, der in 10 – 20 Jahren automatisierbar ist“ – mit dieser Aussage von Frey und Osborne aus dem Jahr 2013 startete die Expertin für Organisation und Lernen in ihr Referat, das sie anlässlich der Reihe „Zukunftswerkstatt“ in einem Brunecker Unternehmen für Möbelkomponenten hielt. Zu diesem Trend, wonach viele Arbeitnehmer in Zukunft obsolet würden, geselle sich ein weiterer, nämlich die Intensivierung, die in steigendem Zeitdruck sowie höherer Arbeitsdichte münde. Ganz gegenteilig dazu, präsentiere sich nicht zuletzt der Mitarbeitermangel, dem die Referentin treffend mit einem Spruch aus einer Gastwirtschaft Ausdruck verlieh: „Bitte seien Sie nett zu unserer Bedienung! Noch immer sind Kellnerinnen schwerer zu bekommen als Gäste.“
Selbsterfüllung
Dass Arbeit immer mehr zu einem Konsumprozess wird, zeigen laut Schneider die neuen Formen der Arbeitsorganisation über Vermittler, bei welchen der Arbeitnehmer nicht mehr beschäftigt würde, sondern beauftragt. Dazu kommt das eigenständige Entscheiden über das, was gearbeitet wird – die Aufgaben treten in den Vordergrund. Schlussendlich sollte die Arbeit glücklich machen, einen Sinn und Möglichkeiten zur Selbstrealisierung geben.
Reorganisation der Arbeit
Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hänge einmal von deren Anpassungsgabe an den globalen Wandel ab, dann aber auch wie gut sie die Anforderungen des Personals in der Arbeitsorganisation berücksichtigten: Neu gestaltete Arbeitszeiten, darunter die Einführung einer Vier-Tage-Woche oder von Arbeitstagen zu sechs Stunden, könnten die Attraktivität und nicht zuletzt die Produktivität des Betriebes steigern. „Es ist wichtig, die Anforderungen der Produktion mit jenen der Beschäftigten zu verbinden. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin ist anders und hat daher auch andere Wünsche. Auch in kleinen Unternehmen und Handwerksbetrieben können neue Arbeitsmodelle erforderlich sein“, unterstreicht die Innsbrucker Akademikerin.
Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf
Michl Ebner, seines Zeichens Präsident der Handelskammer Bozen, hebt die Bedeutung der sogenannten Work-Life-Balance hervor, wobei es nun gelte, die vom Gesetzgeber vorgesehenen Mittel in Bezug auf die Arbeitsflexibilität und die betrieblichen Sozialleistungen bestens einzusetzen. Der Direktor der gastgebenden Firma, Manuel Niederkofler, fügt hinzu: „Ein motiviertes und gut vorbereitetes Team ist die kostbarste Ressource eines Unternehmens. Die Entwicklungen und Anregungen der Mitarbeiter/innen werden ständig evaluiert und eingebaut. So kann zum Beispiel eine Produktion mit Schichtarbeit, die zuvor mit dem Personal vereinbart wurde, dank einer größeren Verfügbarkeit an Maschinen ein besseres Gleichgewicht zwischen Beruf und Familienleben gewährleisten.“ (MP)
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