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Eine Schule, drei Sprachen, 70 Jahre

ST. MARTIN IN THURN – Am Tag der Ladinischen Schule wurde anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens im Veranstaltungssaal der Mittelschule auf die Geschichte des Bildungssystems in Gröden und Gadertal zurückgeblickt.

Seit 1948 ist Südtirol um einen Schatz reicher: Kein Gold, aber die Gründung der ladinischen Schule ermöglichte es erstmals, nicht nur Deutsch und Italienisch gleichzusetzen, sondern auch Ladinisch als eigenes Fach und als Unterrichtssprache anzuerkennen. Schon drei Jahre vorher trafen sich die Vertreter der Schulwelt, um ein neues Schulsystem vorzuschlagen, doch der Antrag musste zurückgenommen werden. Also fokussierte man sich im Anschluss darauf hauptsächlich auf die Erhaltung der deutschen Schulen und die Oberhäupter der ladinischen Familien sahen sich gezwungen, sich deutsch zu erklären. Auch nach 1948 hatte man noch mit anfänglichen Turbulenzen zu kämpfen, doch mit der Überwindung dieser schuf man, wie bisheriger Schulamtsleiter Roland Verra betonte, ein kulturelles Gleichgewicht und rettete somit die ladinische Sprache.

Vom Pariser Vertrag vergessen

Neben all den schlimmen Erinnerungen an den Krieg und den Sorgen der Nachkriegszeit kam für die Ladiner eine weitere Sorge dazu: „Das Ladinische litt darunter, dass man sich auf die Rettung des Deutschen konzentrierte. Das Gruber-Degaspari-Abkommen hat die Ladiner nämlich vergessen“, stellte Landeshauptmann Arno Kompatscher fest. Als Kulturgut und Identität habe die ladinische Sprache aber Anspruch und Recht auf Entwicklung, Unterstützung und Förderung. Es sei unentbehrlich, hier ganz genau hinzusehen. „Dieses besondere Schulmodell braucht besonderes Engagement“, so Kompatscher. Außerdem zeigte er sich vor allem hinsichtlich zukünftiger Angelegenheiten sehr zuversichtlich, denn die besten Voraussetzungen dafür, dass es gut weitergehen werde, seien geschaffen.

Neuer Weltrekord

Dreisprachig wurde in den Tag der Ladinischen Schule eingeleitet und dreisprachig ging es auch weiter. Nicht nur sein 70. Jubiläum verlieh dem Tag ein fortgeschrittenes Maß an Besonderheit, sondern auch die Verabschiedung des bisherigen ladinischen Schulamtsleiter Roland Verra. Seinen 26 Jahre lang anhaltenden Dienst setzte Kompatscher mit einem Weltrekord gleich. Im Rahmen des Programms versammelte sich Verra mit seiner Nachfolgerin Edith Ploner sowie mit Landesrat Florian Mussner am runden Tisch und es wurde angeregt über das ladinische Bildungssystem von gestern, heute und morgen diskutiert. Derzeit profitieren 2522 Schüler von diesem ganz und gar besonderen Schulmodell. Davon besuchen 1145 Schüler die 15 Grundschulen im Gadertal und in Gröden, 843 Schüler die fünf ladinischen Mittelschulen und 543 Schüler sind in den Oberschulen von St. Ulrich und Stern eingeschrieben. Im Anschluss an den runden Tisch stellte Heidi Runggaldier den 4. Band der Reihe „Sprachen im Vergleich“ mit dem Titel „Der komplexe Satz“ vor und Rosa Maria Mussner präsentierte eine Publikation über die Ergebnisse eines interladinischen Evaluationsprojekts. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung im Museum Ladin auf Schloss Thurn mit einem Rundgang durch die Sonderausstellung „Zacan y Incö“ (Damals und heute). (VZ)