Für ein besseres Mobilitätsmanagement in Bozen haben Land, Gemeinde und Brennerautobahn AG nun das gemeinsame Vorgehen abgesteckt.
Die Landesregierung hat heute, 17. September, das Einvernehmensprotokoll zwischen Land, Gemeinde Bozen und Brennerautobahngesellschaft zur Agenda Bozen, also dem Mobilitätsmanagement für die Landeshauptstadt, genehmigt. Es enthält 13 Schwerpunkte für die kommenden Jahre, die die Verkehrsflüsse und die gesamte Mobilität und Erreichbarkeit in Bozen wesentlich verbessern sollen.
Das Mobilitätsmanagement für Bozen kombiniert laut Landeshauptmann mehrere Mobilitätsformen wie Bahn, Busse, Tram und mehrere Infrastrukturvorhaben für Straßen und greift voll, sobald all diese umgesetzt sind. Vorfahrt gebe es dabei für den öffentlichen Personennahverkehr, betonte der Landeshauptmann. Insgesamt liege der Fokus auf einer Mobilitätsentwicklung, die den Bedürfnissen der Bürger entspricht und zugleich nachhaltig und sozial, aber auch aus Sicht der Wirtschaft vertretbar ist, sagten der Landeshauptmann und der Bürgermeister der Gemeinde Bozen.
Im vom Mobilitätslandesrat vorgelegten Einvernehmensprotokoll sind neben den Zielen auch die Aufteilung der Zuständigkeiten und der Kosten festgeschrieben. Das Dokument dient außerdem als Bezugspunkt für die Programmierung, betonten die Vertreter von Land und Gemeinde. Derzeit wird die Gesamtinvestition für die Umsetzung aller Projekte auf rund eine Milliarde Euro geschätzt, wobei für die Umsetzung vor allem das Land, aber auch die Gemeinde Bozen, die Brennerautobahn AG und der italienische Schienennetzbetreiber RFI verantwortlich zeichnen. Im Protokoll das, wie der Landeshauptmann und der Bozner Bürgermeister unterstrichen, Ergebnis eines gemeinsamen intensiven Austausches sei, fließen die verschiedenen Studien und Untersuchungen zur Entwicklung der Infrastrukturen und Mobilitätsformen im mittelfristig- längeren Zeitraum zusammen. Laut Landeshauptmann wird es so nun möglich, die Maßnahmen für den innerstädtischen Verkehr, den Pendlerverkehr und den Durchzugsverkehr sowie die verschiedenen Mobilitätsformen besser abzustimmen.
Mit dem Einvernehmensprotokoll bringen Land, Gemeinde Bozen und Brennerautobahngesellschaft diese für den Bozener Raum strategisch wichtigen Verkehrsprojekte auf den Weg.
Von Seiten der Brennerautobahn AG sollen mit einer Investition von insgesamt rund 586 Millionen Euro mehrere Eingriffe gemacht werden. Sobald die Konzession für die Führung der Brennerautobahn vorliege, für die es bereits von allen Seiten grünes Licht gebe, wäre diese Finanzierung gesichert, sagte der Landeshauptmann. So soll eine dritte dynamische Fahrspur auf der Brennerautobahn A22 zwischen Bozen Nord und Neumarkt angelegt werden. Ebenso sind voraussichtlich innerhalb der kommenden zwölf Jahre Anpassungen an der Strecke ab Bozen Nord Richtung Süden vorgesehen. Zwischen der Autobahneinfahrt Bozen Süd und Kampill soll die A22 ebenfalls voraussichtlich innerhalb von zwölf Jahren in eine städtische Umfahrungsstraße umgewandelt und an das städtische Straßennetz angebunden werden. Zudem soll die Autobahnüberführung in der Einsteinstraße verdoppelt und die derzeitige Autobahnüberführung, als Verbindung zur Schnellstraße Meran-Bozen MEBo und zur Einsteinstraße, angepasst werden, und zwar voraussichtlich innerhalb von sechs Jahren. Weiterarbeiten soll die Brennerautobahngesellschaft je nach künftiger Konzessionsdauer auch am Bau und am Austausch von Lärmschutzwänden entlang der A22 in der Gemeinde Bozen.
Seitens des Landes ist im Zeitraum von drei Jahren der Ausbau der Infrastrukturen in der Einsteinstraße mit dem Bau einer Unterführung beim Kreisverkehr in der Galvanistraße und einer Überführung der Buozzistraße und der Bau der neuen Brücke über den Eisack mit einer Investition von rund 60 Millionen Euro vorgesehen. Dazu kommt der etwas länger dauernde Bau der Unterführung in der Romstraße als direkte Anbindung der Industriezone an die künftige Umfahrungsstraße (rund 15 Millionen Euro). Innerhalb von zehn Jahren will das Land außerdem den Hörtenberg-Tunnel als Verbindung der Sarntalerstraße (SS 508) mit der Brennerstaatstraße (SS 12) und der Innsbrucker Straße bauen, wofür rund 65 Millionen Euro investiert werden sollen.
Mit einem Kostenaufwand von rund 13 Millionen Euro soll die Gemeinde Bozen innerhalb von sechs Jahren die Mobilität in der Gewerbezone Bozen Süd besser organisieren und somit eine neue Verbindung zwischen Siemensstraße – Grandistraße – Virgl-Tunnel schaffen sowie die Mobilität in der Innsbrucker-Straße (zwischen dem Virgl-Tunnel und der Abzweigung nach Meran – A22) neugestalten. Außerdem soll die Gemeinde innerhalb von sieben Jahren eine geschützte Fahrbahn für den öffentlichen Personennahverkehr für emissionsfreie Autobusse entlang der Buozzi-, Pacinotti-, Galilei-, Avogadro-, Grandi- und Romstraße, mit Verbindung zur neuen Tramlinie (Anbindung Leifers, Bozen Süd, Bozen Zentrum) bereitstellen.
Der italienische Schienennetzbetreiber RFI soll hingegen innerhalb von voraussichtlich acht Jahren mit einer Investition von rund 100.000 Euro die städtische Eisenbahnverbindung zwischen Kaiserau und Terlan ausbauen und gleichzeitig den Mobilitätsknotenpunkt bei Sigmundkron verwirklichen, an dem es Anbindung an die Tram, die Buslinien, die Fahrradwege, das Straßennetz sowie Parkplätze und Schalter geben soll. Außerdem soll RFI innerhalb von vier Jahren den dreigleisigen Virgl-Eisenbahntunnel für die unabhängige Einfahrt der Linie Bozen-Meran in den Bahnhof Bozen für rund 55 Millionen Euro bauen, ebenso wie in drei Jahren die neue Haltestelle auf der Bahnlinie Verona-Brenner in St. Jakob (Kosten: rund drei Millionen Euro) und später Haltestellen bei anderen Knotenpunkten in Übereinstimmung mit den Fahrplänen.
Für den Bau der Tramlinie zwischen dem Bahnhof Bozen im Zentrum und dem Knotenpunkt bei Sigmundskron entlang der Altstadt, Freiheitsstraße, Drususallee und Verbindung mit Krankenhaus soll die der Landesabteilung Mobilität unterstehende Südtiroler Transportstrukturen AG STA zuständig sein. Sie soll das Vorhaben mit einer Investition von rund 120 Millionen Euro in voraussichtlich sieben Jahren umsetzen. Dabei sollen laut Landeshauptmann auch die Voraussetzungen für eine künftige Tramverbindung ins Überetsch geschaffen werden.
Besonders Augenmerk wird auch auf eine laufend strategische Entwicklung des Personennahverkehrsnetzes unter Berücksichtigung der künftigen Tramlinie gelegt. Der Ausbau der primären Autobuslinien mit höheren Frequenzen und mehr Kapazität, Verkürzung der Fahrtzeiten, flächendeckenden Diensten im 15 oder 30 Minuten-Takt sowie der Einsatz von emissionsfreien Autobussen sind Teil davon. Investitionen von rund 62 Millionen Euro sind hier vorgesehen. (SAN)
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