St. Martin in Thurn, ladinisch San Martin de Tor, ist nicht nur der Hauptort der gleichnamigen Gemeinde, hier befindet sich auch das kulturelle Zentrum des ladinischsprachigen Gadertals, wo Sprache und Kultur, aber auch die verschiedenen Wirtschaftszweige gepflegt werden.
Ungefähr 1.700 Einwohner zählt das Gemeindegebiet von St. Martin in Thurn, das sich über ein Gebiet von 76 Quadratkilometer erstreckt. Wie in den anderen vier ladinischen Gemeinden des Gadertals spielen auch in St. Martin in Thurn Tourismus, Handwerk und Landwirtschaft eine wichtige Rolle für das örtliche Wirtschaftsgeschehen. Das Ineinandergreifen dieser drei stärksten Wirtschaftszweige ist in den Ortschaften St. Martin, Pikolein, Campill und Untermoi besonders gut zu beobachten. Diese unterscheiden sich mit ihren zum Teil unterschiedlichen wirtschaftlichen Schwerpunkten zwar voneinander, doch besteht ein gewisses Zusammenspiel und –wirken, was den Dörfern zu einer durchaus positiven Entwicklung verholfen hat.
Handwerk als stärkster Wirtschaftszweig
Das Dorf inmitten der einzigartigen Dolomitenlandschaft beherbergt ein wichtiges Wahrzeichen des Gadertals, nämlich die weithin sichtbare mittelalterliche Burganlage Schloss Thurn, ladinisch Ćiastel de Tor. In diesem altehrwürdigen Gebäude ist das Ladinische Landesmuseum, das Museum Ladin „Ćiastel de Tor“, untergebracht. Zudem ist in St. Martin in Thurn auch das ladinische Kulturinstitut „Micurà de Rü“ ansässig. Beide Einrichtungen befassen sich mit dem Studium und der Weitergabe der ladinischen Sprache und Kultur. Wenn also vom kulturellen Zentrum des Gadertals die Rede ist, dann ist damit St. Martin in Thurn gemeint. Hier werden aber nicht nur Sprache und Kultur, sondern auch die verschiedenen Wirtschaftszweige gekonnt gepflegt. So hat St. Martin in Thurn eine eigene Handwerkerzone, die sich entlang der Gader erstreckt und sich zu einem wichtigen wirtschaftlichen Zentrum entwickelt hat. Kein Wunder, schließlich ist es auch das Handwerk, das derzeit den stärksten Wirtschaftszweig im Gemeindegebiet darstellt. Traditionsbetriebe sind hier genauso zu finden wie Jungunternehmer, und was sie alle gemeinsam auszeichnet sind ihr Fleiß sowie ein hohes Maß an Professionalität und Flexibilität. Die meisten dieser Betriebe sind klein- und mittelgroß strukturiert. Eine interessante Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat, ist übrigens jene, dass die Betriebe zunehmend flexibler werden und verhältnismäßig viele Aufträge auch außerhalb des Gadertals beziehungsweise sogar außerhalb Südtirols ausführen. Um die Unternehmen in diesem Trend zu bestärken und bestmöglich zu unterstützen, ist die Gemeindeverwaltung bestrebt, die einheimischen Betriebe im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten zu fördern.
Urlaub am Fuße des Peitlerkofels
Der Tourismus im Gemeindegebiet von St. Martin in Thurn basiert zu einem guten Teil auf eher kleineren Familienbetrieben. Sehr gut entwickelt haben sich hier beispielsweise die „Urlaub auf dem Bauernhof“-Anbieter: Vor allem die Jungbauern zeigen große Begeisterung für ihre Arbeit und scheuen kaum Mühen, um ihren Hof gut zu bewirtschaften und dort Gäste zu empfangen. Zudem sind hier – wie im restlichen Gadertal auch – Land- und Forstwirtschaft aufgrund ihrer Funktion als Landschaftspfleger und als Lieferant von typischen regionalen Produkten für Handel, Handwerk, Industrie und Tourismus von großer Bedeutung. Zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe liefern Milch an die Sennereigenossenschaften, einige betreiben Hofkäsereien nach neuestem Standard oder beteiligen sich an der Aufzucht traditioneller Nutztierrassen. Zuletzt hat auch die Forstwirtschaft wieder an Bedeutung gewonnen, da die Holzpreise angestiegen sind. Doch zurück zum Tourismus: Bekannt ist St. Martin in Thurn vor allem durch seine sprichwörtliche Gastfreundschaft und die vorzüglichen ladinische Küche. Und natürlich ist es auch die wunderschöne Landschaft des Gemeindegebietes und des Naturparks Puez-Geisler, die viele Tagestouristen und Urlauber aus Nah und Fern anlockt. Der markante Hausberg von St. Martin in Thurn ist der bekannte und von vielen Wanderern und Bergsteigern geschätzte Peitlerkofel. Obwohl alles vorhanden ist, was das Urlauberherz höher schlagen lässt, reiht sich St. Martin in Thurn in touristischer Hinsicht immer noch hinter seine unmittelbaren Nachbarn: So ist der Tourismus hier nicht so stark entwickelt wie beispielsweise in Alta Badia oder St. Vigil in Enneberg, doch die Tourismustreibenden sind bestrebt, in diesem Bereich Fortschritte zu erzielen, was mitunter durch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis erreicht werden soll.
Ländlich geprägt
Untermoi ist die höchstgelegene Ortschaft der Gemeinde St. Martin in Thurn. Das sonnige Bergdorf liegt an der Passstraße, die über das Würzjoch vom Gadertal ins Eisacktal führt. Untermoi ist für seine herrliche Naturlandschaft, aber vor allem auch für die Quellen von Bad Valdander bekannt, dessen heilendes Nass bis heute für Bade- und Trinkkuren verwendet wird. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten beheimatet auch die Ortschaft Campill. Dazu gehören vor allem die sogenannten „viles“, die beeindruckenden Weiler, die eine der ursprünglichsten Siedlungsformen dieses Gebietes darstellen. Campill ist eines der historischen Zentren der zahlreichen „viles“ an den umliegenden Hängen und Geländekuppen. Erwähnenswert ist natürlich auch das idyllische Mühlental, das einem bewanderbaren Freilichtmuseum ähnelt. In Pikolein befinden sich einige wichtige historische Gebäude, wie beispielsweise das Haus „Ćiasa dl Maier“ oder das im 14. Jahrhundert erbaute Gebäude „Ćiastel Freieck“. Zudem sind hier seit ungefähr hundert Jahren die ursprünglich ersten sozialen Einrichtungen des Gadertals angesiedelt. Besonders im Winter genießt man im Gemeindegebiet von St. Martin in Thurn außerdem die direkte Verbindung zu Südtirols Skiberg Nummer eins, dem Kronplatz, durch die moderne Anlage auf der Südwestseite des „Piz de Plaies“ mit der Talstation in Pikolein. Was die vier schmucken Fraktionen der Gemeinde St. Martin in Thurn verbindet, ist ihre landwirtschaftliche Prägung. Als willkommener Nebenerwerb in der Landwirtschaft hat sich in letzter Zeit der Urlaub auf dem Bauernhof entwickelt. Immer mehr Gäste genießen den ruhigen Urlaub inmitten der Natur und eines landwirtschaftlichen Betriebes. Dies und auch die Tatsache, dass viele Landwirte nebenberuflich im Handwerks- oder Dienstleistungssektor tätig sind, kann als ein anschauliches Beispiel für einen gelungenen Brückenschlag zwischen den verschiedenen Wirtschaftszweigen gewertet werden. (SH)
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