„Ich suche mir immer wieder neue Herausforderungen, das macht das Leben spannend.“
Selten trifft man auf Menschen, die so begeistert von ihrer Arbeit erzählen, wie Andreas Klammer. Der 21-jährige Bodenleger ist frisch gebackener Europameister und hat praktisch alle Berufswettbewerbe gewonnen, die es international in diesem Sektor gibt.
Herr Klammer, wie kam es zu diesen Erfolgen?
Meine erste Teilnahme an einem Wettbewerb für Handwerksberufe war 2014 bei Worldskills Italy in Bozen, wo ich Erster wurde, bei der Austragung 2016 siegte ich erneut. Diesen Sommer trat ich beim europäischen Wettbewerb der Parkettleger in Minsk in Weißrussland an, wo Teilnehmer aus acht Ländern vertreten waren und welchen ich auch gewann. Jetzt im September siegte ich beim Wettbewerb Euroskills der Bodenleger in Budapest, dieser ist mit einer Europameisterschaft im Sport vergleichbar. Die Euroskills sind europaweit der wichtigste Berufswettbewerb, daran haben sich heuer Teilnehmer aus 27 Ländern in 38 Berufen gemessen. Diese Siege sind Highlights in meinem Leben, ein lang gehegter Traum hat sich erfüllt.
Was war die Aufgabenstellung in Budapest?
Innerhalb von drei Tagen mussten wir eine Parketttafel mit einem Muster anfertigen, weiters eine Linoleumfläche mit Intarsien und einem Flies, einen Teppichboden mit dem Wappen von Ungarn, dann galt es noch Linoleum zu verschweißen sowie die Spachtelung eines Unterbodens zu machen.
Was ist die große Herausforderung bei einem Wettkampf?
Man muss sich wirklich gut vorbereiten, damit jeder Handgriff sitzt. Schwierig ist es, mit dem Zeitdruck umzugehen, man darf sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Mit meinem Trainer aus Ulten übte ich, die Schnitttechnik zu präzisieren, den Einsatz des Werkzeugs zu optimieren, die Feinheiten zu perfektionieren und die Abläufe schneller abzuwickeln. Man kann es sich wie ein Fußballtraining vorstellen, wo man übt, um sich immer mehr zu verbessern. Ich bin auch meinem Vater dankbar, der mir für die Vorbereitung viel Freiraum ließ und mir großen Rückhalt gab. Bedanken möchte ich mich auch beim Landesverband der Handwerker, der sich um die gesamte Organisation kümmerte, so konnte man sich voll auf den Wettkampf konzentrieren.
Wie kamen Sie zu diesem Beruf?
Durch die Bodenleger-Firma meines Vaters kam ich schon als Kind in Kontakt mit diesem Berufsbild und für mich war schon im Grundschulalter klar, dass ich in seine Fußstapfen treten wollte. Mein Bruder arbeitet übrigens auch im elterlichen Betrieb als Tischler. Nach der Mittelschule machte ich einen Grundlehrgang in Richtung Handel und Verwaltung in Bruneck, im Jahr darauf begann ich dann daheim im elterlichen Betrieb die Ausbildung zum Bodenleger. Berufsbegleitend besuchte ich in Blockkursen die Berufsschule in Innsbruck, in Südtirol gibt es nämlich keine Schule für Bodenleger.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit so besonders?
Sie ist überaus abwechslungsreich. Das fängt an bei den verschiedenen Materialien, mit denen ein Boden verlegt werden kann, geht über die Bestimmung der Kleber, was auch mit Chemiewissen zu tun hat, bis hin zu den vielseitigen Mustern und Designs. Der Arbeitsbereich ist ziemlich komplex. Es macht mich jeden Tag zufrieden, wenn ich abends von der Baustelle gehe und das Produkt meiner Hände Arbeit sehe. Es ergeben sich ständig neue Herausforderungen, was das Ganze ziemlich interessant macht. Man ist auch direkt mit den Kunden in Kontakt, kann sie beraten und auch die eigene Kreativität einsetzen. Es gibt auch immer wieder neue Trends und Materialien. Zurzeit verlegen wir vorwiegend Parkett- und Vinylböden. Alle zwei Jahre gibt es in München eine Fachmesse, wo die neuesten Produkte und Technologien vorgestellt werden, das ist sozusagen ein Pflichttermin, damit man immer am Laufenden ist.
Was ist deine Botschaft an junge Leute?
Es ist schade, dass sich relativ wenig junge Leute für das Handwerk entscheiden. Die Ausbildung in Südtirol ist nämlich vorbildlich. Gerade das Handwerk bietet jungen Leuten viele Chancen, an Arbeitsplätzen fehlt es nicht, die Wirtschaft floriert. In meinem Bekanntenkreis versuche ich ständig, junge Leute für das Handwerk zu motivieren und ich denke, dass auch Wettbewerbe dazu beitragen, junge Leute zu begeistern. Das Bodenlegen empfehle ich jenen, die mit der Arbeit am Computer wenig auf den Hut haben und pures Handwerk bevorzugen. Es ist ein wunderschöner Beruf, man ist nicht im Freien den Witterungen ausgesetzt, es ist alles perfekt!
Sind Sie auch ehrenamtlich tätig?
Ja, bei der Musikkapelle Mühlen spiele ich Flügelhorn und bei der Freiwilligen Feuerwehr bin ich auch. Wenn noch Zeit übrig bleibt, gehe ich gern auf den Berg oder fahre Ski.
Waren die Wettbewerbe auch eine Lebensschule?
In jedem Fall. Man lernt, sich auf das Wesentliche zu fokussieren, sich nicht von Problemen abschrecken zu lassen und mit Stress umzugehen. Dabei bleibt die präzise und sauber ausgeführte Arbeit immer im Vordergrund. Ich bin echt dankbar, denn durch die Wettbewerbe habe ich Neues gesehen, Erfahrungen gesammelt konnte viel für mein Leben mitnehmen. (IB)
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