Die Wandmalereien der Kapelle von Schloss Bruck sind bereits oftmals eingehend erforscht und kommentiert worden – doch die zahlreichen Graffiti, die von Besuchern über die Jahrhunderte eingeritzt oder mit Rötelstift aufgemalt wurden, sind noch nie näher betrachtet worden. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes von Schloss Bruck und dem Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz wurde dieser reiche Schatz an Quellen zur Lienzer Vergangenheit nun erstmals gehoben. Das Team der zwei Nachwuchsforscherinnen Anna Petutschnig und Elisabeth Tangerner, die im Laufe des vergangenen Jahres unter der Leitung von Univ.-Prof. Romedio Schmitz-Esser die mehr als 600 Graffiti bearbeiteten, hat dabei neue Einsichten über die Nutzung der Kapelle und ihre Besucher zu Tage fördern können. Unter den Graffiti, die vom beginnenden 16. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts angebracht wurden, finden sich fromme Sprüche, zahlreiche Namensnennungen, direkte Bezugnahmen auf die in den Wandmalereien dargestellten Szenen und sogar gebildete Scherze auf Griechisch. Erstmals belegte Aufenthalte von Reiseautoren und von Besuchern der Museumseröffnung auf Schloss Bruck machen auch die jüngere Geschichte greifbar. Dabei findet sich auch Überraschendes: Auffallend selten trugen sich vor dem 19. Jahrhundert Frauen in die Fresken ein; manche der Graffiti stammen hingegen von den Besitzern der Burg, etwa der Familie Wolkenstein, die sich hier prominent verewigte. Das Forscherteam hat vor Kurzem bei einer öffentlichen Begehung der Kapelle das Projekt vorgestellt. (SB)
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