In vielen Ortschaften in Südtirol finden sich heutzutage noch Ruinen aus älteren Zeiten. Manchmal geht man vorbei ohne Notiz davon zu nehmen,
manchmal bleibt man andächtig stehen und wundert sich, was das Gebäude damals für einen Zweck gehabt haben könnte.
So findet sich auch südlich von Innichen an der Sextner Straße entlang, rechts versteckt das Wildbad. Über eine alte Strasse hinkommend, mitten im Wald
eine geradezu gigantische Ruine, welche von einem Trend zeugt der heute wieder da ist dem „Wellnessen“, wie wir es heute nennen. Bereits um 1900 gab es diesen
Trend, jedoch noch unter dem Begriff „Kur“. Viele Südtiroler wissen vielleicht gar nicht mehr, dass wir in vielen Ortschaften Kurbäder, Grand Hotels und andere
Einrichtungen hatten, die die damaligen Stadtleute, meist reiche Aristokraten als Urlaubsziel wählten. Sei es zum Wohle der Gesundheit oder auch einfach nur aus
Liebe zu unserer Heimat. Speziell mit dem Bau der Zugstrecken war es sehr viel leichter geworden in entlegene Gebiete zu gelangen. Der aufkommende Tourismus
war auch in unseren Dörfern gern gesehen, da damals zu dieser Zeit auch gut gezahlt wurde.
Geschichte zum Bad
An der Stelle, wo sich heute noch das Grand Hotel befindet, gibt es bereits sehr viel ältere Überbleibsel. Dies verwundert auch nicht, da die sich dort befindlichen
fünf Heilwasserquellen bereits in antiker Zeit von den Römern benutzt wurden. Urkundlich wurde das Wildbad 1586 erstmalig erwähnt. Etwas südlich von der heutigen Ruine findet sich die Kapelle des St. Salvator. Diese Kapelle war bis 1786 mit einer Einsiedelei verbunden. Auch heute lässt die Stille dieses Ortes einen in sich verweilen
und Kraft schöpfen. Geweiht wurde die Kapelle 1594 und wie so oft war auch an dieser Stelle bereits eine kleine Kultstätte.
Die Quellen
Wie bereits erwähnt findet sich in dieser kleinen Zone eine Ansammlung von fünf Quellen. Die Quellen tragen die Namen Lavaredo, Kaiserwasser, Eisenquelle und Candida.
Vier dieser Quellen werden heutzutage abgefüllt und als Wasser verkauft. Jede der Quellen hat eine andere Wirkung auf den Körper. Für Magenprobleme, zur generellen Kräftigung und Erfrischung, gegen Nierenleiden und Harnwegsproblemen wurde das Wasser sowohl getrunken oder auch als Umschläge usw. benutzt.
Die Kuranlage
Im Jahre 1856 wurde das Grand Hotel so wie man es heute findet durch den ungarischen Arzt Dr. Johann Scheiber erbaut. Er erkannte die Möglichkeiten einer solchen Anlage zu dieser Zeit und tatsächlich erfreute sich das Bad größter Beliebtheit. Sowohl angesehen Leute der damaligen österreichischen Monarchie, als auch aus Preußen verkehrten dort und verbrachten ihren Urlaub bzw. ihre Kuren dort. Die Leute selbst waren natürlich dort um einerseits zu entspannen aber auch sich fit zu halten. Dies hatte auch positive Auswirkungen auf die Ortschaften rundherum. Denn die Leute wollten auf Berge steigen brauchten Führer, einige zogen durch die Dörfer und schossen die ersten Fotos von Einheimischen. Vom Bahnhof Innichen ging es dann mit Gespann oder Automobil die Sextner Straße entlang und dann hoch zum Bad. Bis auf diese „Taxis“ war man dort oben abgeschieden vom damaligen Stadtlärm, dem diese „Urlauber“ zu entkommen versuchten. Leider wurde das Bad selbst im ersten Weltkrieg stark unter Mitleidenschaft gezogen und teilweise zerstört. Das Bad selbst diente als Stützpunkt und Sanatorium für die Soldaten und war natürlich ein Ziel für feindliche Artillerie.
Was bleibt
Neben der Ruine, welche immer noch den Glanz dieser alten Zeit widerspiegelt, werden die Quellen noch genutzt. Wie bereits erwähnt einmal kommerziell zum Verkauf von Mineralwasser. Auf der anderen Seite wurde in den letzten Jahren die Zone um das Hotel herum wieder etwas der Natur entrissen. Die großen Flächen laden ein dort zu verweilen, ebenso die vielen Informationstafeln bei den Quellen lassen einen etwas über die Geschichte erfahren. Man kann dort nicht nur Quellwasser trinken, sondern in einem kleinen eingefassten Becken kann man auch eine Wasserquelle durchwaten und seinen Füßen eine Wohltat gönnen. Wie bereits damals die Leute aus den Städten hierhin pilgerten um die Ruhe und Abgeschiedenheit zu genießen, kann man dies heutzutage in unserer gestressten Welt vielleicht auch mal wieder aufgreifen und sich bewusst an diesen besonderen Ort zurückziehen und in sich kehren. (JR)
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