Das Projekt RienzAct wurde kürzlich bei einem ersten Bürgerforum vorgestellt. Die Agentur für Bevölkerungsschutz präsentierte auch Erkenntnisse aus Fachstudien.
Angesichts der kürzlichen Hochwasserereignisse im Pustertal trifft das Anfang 2018 gestartete Projekt RienzAct zur Entwicklung eines Flussraummanagementplans für einen sicheren und nachhaltigen Lebensraum an der Rienz den Puls der Zeit und ist für die betroffenen Gemeinden und das gesamte Pustertal von Bedeutung.
Beim ersten Bürgerforum RienzAct in Percha stellte die Landesagentur für Bevölkerungsschutz kürzlich das Projekt RIENZact sowie erste Erkenntnisse aus Fachstudien zur Ist-Situation vor. Die beauftragten Fachleute präsentierten unter anderem die Analyseergebnisse zu den Fachbereichen Terrestrischen Ökologie und Raumnutzung, zur Gewässerökologie, Wasserwirtschaft und zu den Hochwasserrisiken im gesamten Streckenverlauf.
Dabei lieferten sie Antworten auf zahlreiche Fragen. Darunter: Welche Hochwassergefahren drohen im Falle eines 30-jährigen Hochwassers der Rienz, welche bei einem 100-jährigen und welche bei einem statistisch alle 300 Jahre auftretenden Hochwasser? Welche verschiedenen Vegetationsstufen trifft man im 84,3 Kilometer langen und von 1100 Metern Höhenunterschied gekennzeichneten Streckenverlauf der Rienz von der Quelle unter den Drei Zinnen bis zur Einmündung in den Mühlbacher Stausee? In welchen Abschnitten ist besonders mit Schwemmholz und entsprechendem Schadenspotenzial zu rechnen? Wie sieht die ökologische Beschaffenheit der Rienz aus, wie jene der Seitenflüsse im Einmündungsbereich? Wo finden sich besonders wertvolle Lebensräume im Gewässer? Welche unterschiedlichen Wassernutzungen sind im gesamten Streckenverlauf zu berücksichtigen? Wie wird der Flussraum genutzt, wie stark und in welchem Grad ist dieser verbaut?
Das von der Agentur für Bevölkerungsschutz initiierte Projekt, das über das EU-Programm „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung EFRE 2014-20“ finanziert wird, zielt darauf ab, unter Einbeziehung der zwölf betroffenen Gemeinden und aller wichtigen Interessensgruppen einen Flussraummanagementplan für die sichere und nachhaltige Gestaltung eines lebenswerten Flussraums Rienz zu entwickeln.
Beim ersten Bürgerforum stellte Caterina Ghiraldo, stellvertretende Direktorin im Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost der Agentur für Bevölkerungsschutz, das Projekt vor und ging besonders auf das Thema Hochwasserschutz ein. Sie betonte aber, dass darüber hinaus Aspekte des Umweltschutzes sowie die Interessen der im Einzugsgebiet lebenden und wirtschaftenden Bevölkerung berücksichtigt würden.
Roland Griessmair, Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal und Bürgermeister von Bruneck, äußerte sich positiv darüber, dass nach ähnlichen Projekten wie Pro Drau, dem Gewässerbetreuungskonzept Untere Ahr und dem Projekt Einzugsgebietsplan Obere Ahr nun auch für die Rienz ein Maßnahmenkatalog im Sinne des Umweltschutzes, des Lebensraumes sowie des Schutzes vor Hochwasser entwickelt werde.
Wie ähnliche Projekte andernorts abliefen und wie es gelingt, selbst in stark besiedelten Gebieten bauliche Hochwasserschutzmaßnahmen mit weitgehender Akzeptanz der Bevölkerung durchzuführen, zeigten Florian Knollseisen, Betreuer des Projektes StadtLandFluss, und Peter Brunner, Bürgermeister von Brixen auf: Den Projekterfolg in Brixen und Vahrn führen sie insbesondere auf die Beteiligung aller wichtigen Interessensgruppen zurück, auf die Einbindung der Bevölkerung und auf ständige Informationsarbeit. Der Beteiligungsprozess werde auch beim Projekt RIENZact angestrebt, erklärte Robert A. Steger von Regional Management Pustertal, der gemeinsam mit Irmgard Hitthaler das Projekt RIENZact betreut. Erste Vorschläge aus dem Publikum wurden bereits aufgenommen und werden nun in der Steuerungsgruppe diskutiert. Alle wichtigen Interessensgruppen, vor allem die Gemeindeverwaltungen, werden in die verschiedenen Projektphasen eingebunden. Die Bevölkerung wird in regelmäßigen Zeitabständen bei Informationsveranstaltungen, die abwechselnd im gesamten Pustertal stattfinden, über den Projektfortschritt informiert.
Die Weichen für das Projekt wurden bereits 2016 gestellt; der offizielle Projektstart war Anfang 2018, und bis Ende 2020 soll der Flussraummanagementplan für die Rienz stehen. Das Projekt läuft phasenweise ab: Nach einer eingehenden Analyse der Ist-Situation der verschiedenen relevanten Fachbereiche werden die Ergebnisse zusammengeführt, Risiko- und Konfliktzonen identifiziert und ein Leitbild entwickelt. Daraus werden dann Maßnahmen abgeleitet und als Maßnahmenprogramm in einer Prioritätenliste erfasst. (LPA)
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