Sand in Taufers – Sie helfen, wo andere wegschauen. Selbstlos, unbürokratisch und ohne großes Aufhebens setzen sich die Mitglieder der Vinzenzgemeinschaft für ihre Mitmenschen ein.
Rund 6.000 Notleidende werden jährlich von der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft und ihren landesweit 52 Konferenzen betreut. Weltweit bietet diese selbstlose Vereinigung im Sinne ihrer großen Vorbilder – der hl. Vinzenz von Paul und Frèdèric Ozanam – mit mehr als 800.000 Mitgliedern in 150 Ländern Notleidenden ohne Unterschied von Religion, Rasse oder Nationalität Hilfe zur Selbsthilfe. Die innere Antriebskraft ist dabei die Liebe – zu den Menschen, zum Leben, zum Helfen. 1951 wurde beispielsweise die Tauferer Vinzenzkonferenz gegründet, die sich heute aus elf Mitgliedern zusammensetzt. Die meisten von ihnen sind schon seit langem sogenannte Vinzenzschwestern und -brüder, haben bereits viele Sorgen und Nöte anderer Menschen kennengelernt, Hände gedrückt, Hilfe geleistet. Sie statten älteren, kranken oder einsamen Menschen Besuche ab, helfen, wo es sie braucht und halten Ausschau, wo vielleicht Hilfe vonnöten ist. Denn diese wird oft gerade auch im Verborgenen gebraucht. Weil es zu den Aufgaben der Vinzenzschwestern und –brüder gehört, Augen und Ohren offen zu halten, um Hilfe anbieten zu können, wo diese gebraucht wird, hat sie der ehemalige Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher einmal als „Detektive der Nächstenliebe“ bezeichnet. Was in der Tat treffend ist: „Vor allem Familien trauen sich oft nicht, sich an uns zu wenden“, erzählt Maria Niederbacher, selbst seit 27 Jahren Mitglied, davon 18 Jahr lang als Vorsitzende der Tauferer Vinzenzkonferenz. Not scheint eben immer noch ein Tabuthema zu sein; viele Betroffene schämen sich oder fühlen sich gar schuldig, in eine schwierige Situation geraten zu sein und bemühen sich, ihre Not vor der Gesellschaft zu verbergen.
Hand in Hand mit dem Sozialsprengel
„Es kommt immer wieder einmal vor, dass wir vom Sozialsprengel kontaktiert werden“, erzählt Maria Steinhauser, die Vorsitzende der Tauferer Vinzenzkonferenz. Da die Vinzenzgemeinschaft schnell und unbürokratisch Hilfe leisten kann, während den Ämtern oft durch die langen Amtswege die Hände gebunden sind, ist diese manchmal die erste Hilfe in verschiedensten Notsituationen. „Dann geht es oft darum, eine Stromrechnung zu bezahlen, Arztspesen abzudecken, für eine Miete oder einen Kredit aufzukommen oder einfach nur für Essen oder Kleidung zu sorgen“, so die Vorsitzende. Was bemerkenswert ist: Die Mitglieder der Vinzenzkonferenzen verweisen nicht auf andere oder delegieren, sondern nehmen die Probleme selbst in Angriff. Sie schauen auf die Not ganz in ihrer Nähe und reichen Bedürftigen in der Gesellschaft, Zurückgezogenen oder Einsamen die Hand. Der gemeinsame Leitgedanke ist dabei die Erfüllung der Aufgaben der Nächstenliebe bei Wahrnehmung der Würde des Menschen. Das Engagement in der Vinzenzgemeinschaft ist zwar ehrenamtlich, bleibt aber keineswegs ohne Belohnung: „Es kommt viel Dankbarkeit zurück“, sagt Maria Steinhauser, „und das Schönste ist, wenn man beobachten kann, dass die Menschen, die wir unterstützt haben, wieder ganz von selbst auf die Beine kommen.“ (SH)
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