“Weihnachten ist für mich die schönste Zeit des Jahres.“
Ausdrucksstark ist seine Stimme, seine Gestik, seine Mimik. Auf der Bühne zeigt Neil McGarry die ganze Wucht seiner Schauspielkunst. Seit 35 Jahren ist er professioneller Schauspieler und lebt seit zwei Jahren in der Gemeinde St. Lorenzen.
Warum lässt sich ein erfolgreicher amerikanischer Schauspieler gerade in Montal nieder?
Es ist wie so oft die Liebe (lacht). Beatrix ist von hier. Kennengelernt haben wir uns in Massachusetts, wo sie als Managerin arbeitete, in einem Park sind wir uns buchstäblich über den Weg gelaufen. Seit etwa 20 Jahren sind wir zusammen. Nun haben wir uns entschlossen hier sesshaft zu werden.
Und wie kamen Sie zum Schauspiel? Ich konnte noch kaum gehen, als ich versuchte Szenen aus dem Fernsehen nachzuspielen. Daheim auf dem Teppich krabbelnd war ich Tarzans kleiner Bruder. Als 14-Jähriger gab ich mein Debüt im Schauspielhaus meiner Heimatstadt Hyannis, auf Cape Cod. Meine Ausbildung erhielt ich dann am National Shakespeare Conservatory. Mit verschiedenen Ensembles tourte ich durch die USA. 10 Jahre lang war ich Mitglied des Publick Theatre. 2012 gründete ich The Bay Colony Shakespeare Company und war bis 2016 deren künstlerischer Leiter. Neben dem Theater arbeite ich auch in Film-, Fernseh- und Radioproduktionen.
Welche Art von Schauspiel bevorzugen Sie?
Das klassische Theater liegt mir sehr, sei es im Ensemble als solo. 2014 erhielt ich den IRNE-Preis des Independent Reviewers of New England für die beste Solo-Performance im Stück „A Christmas Carol“ von Charles Dickens, das ich seit vielen Jahren zur Weihnachtszeit aufführe. Gerade eben toure ich mit diesem Stück durch ganz Europa. Drei Tage vor Heiligabend trete ich damit auch im Michael Pacher-Haus in Bruneck auf. Mein Favorit ist Shakespeare, seine Werke sind voller Spannung und Ausdruckskraft, die zwischenmenschlichen oder politischen Inhalte sind immer noch aktuell.
Was macht einen guten Schauspieler aus?
Gerade eine One-Man-Show braucht sehr viel Energie, sie gleicht einem Marathonlauf. Und diese Energie musst du ausstrahlen, damit sie beim Publikum ankommt. Du musst imstande sein, das Publikum zu fesseln und auf es einzugehen. Jede Show ist somit auch anders, je nachdem wie das Publikum reagiert. Auch stehst du in gewisser Weise nackt vor dem Publikum, zeigst dein Herz, deine Seele, deine Menschlichkeit und Verletzlichkeit. Du musst wahnsinnig viel an dir arbeiten, um in einer Rolle echt zu wirken. Allgemein sehe ich das Theater nicht als elitäre Veranstaltung. Es ist aus dem Volk entstanden und sollte auch für jedermann verständlich sein. In Bruneck habe ich übrigens bereits mit Schulen zusammengearbeitet und es würde mich freuen, wenn sich das südtirolweit noch ausbauen ließe
Wie geht es Ihnen in Montal?
Als ich in Amerika arbeitete habe ich im Laufe von 20 Jahren mehr als 13 Mal meinen Wohnsitz gewechselt, von Los Angeles bis New York. Ich fühle mich auf jedem Ort der Welt wohl. Jetzt wollen wir hier mal ein wenig zur Ruhe kommen. Da ich nur englisch spreche und verstehe, gibt es Probleme im Verständnis mit der Bevölkerung. Manchmal fühle ich mich etwas einsam, mein Freundeskreis ist 3.000 Meilen entfernt. Aber es ist spannend, seinem Leben immer wieder neue Impulse zu geben. Und den Menschen und dem Leben mit einem positiven Ja zu begegnen.
Was bedeutet für Sie Weihnachten?
Weihnachten ist das Fest der Freude, des Friedens, das man mit allen Menschen und mit seinen Liebsten teilt. Deshalb will ich auch die Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol“, die eine Geschichte der Hoffnung ist, immer wieder unter die Menschen bringen. Weihnachten ist voll von der Magie der Lichter, des Glanzes aber auch des Innehaltens. Leistungsdruck begleitet uns über das Jahr hindurch, weshalb wir gerade die stille Zeit vor und zu Weihnachten nutzen sollten, um zur Ruhe zu kommen, um uns eine Auszeit zu geben. Diese besinnliche Zeit ist für mich etwas ganz Besonderes und ich möchte sie allen Menschen und auch meinen drei Kindern vermitteln. (IB)
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