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Die Wirtschaft in Toblach

Ein guter Mix aus Handwerk, Tourismus, Dienstleistungsunternehmen und Landwirtschaft kennzeichnet das Toblacher Wirtschaftsgeschehen. Doch auch wenn sich die verschiedenen Sektoren gegenseitig gut ergänzen, könnten laut lvh-Ortsobfrau Heidi Lanz Zusammenhalt und –arbeit durchaus besser sein.
In den vergangenen Jahren ist im gesamten Pustertaler Raum ein bemerkenswerter wirtschaftlicher Aufschwung zu beobachten. Heidi Lanz, lvh-Ortsobfrau aus Toblach und selbst engagierte Unternehmerin im Metallsektor, gibt sich aber vorsichtig, wenn Schlagwörter wie „Wirtschaftsboom“ und dergleichen fallen. „Davon kann nicht die Rede sein“, sagt sie und erklärt, warum. „Die örtliche Wirtschaft ist branchen- und vor allem auftragsbezogen, was bedeutet, dass es einen ständigen Aufwärtstrend de facto gar nicht gibt. Besonders in Handwerk und Tourismus gibt es auch sogenannte tote Zeiten, die es Jahr für Jahr bestmöglich zu überbrücken gilt.“ Tote Zeiten sind in vielen Handwerksbranchen beispielsweise Jänner oder Februar. Wenn die Bautätigkeit der niedrigen Temperaturen wegen für mehrere Wochen eingestellt wird, bedeutet das natürlich auch ruhige Zeiten für all jene Unternehmen, die vom Bauwesen direkt und indirekt abhängig sind. Im Toblacher Gemeindegebiet macht das Baugewerbe immerhin starke 21 Prozent des gesamten Handwerks- und Dienstleistungssektors aus, man kann sich also vorstellen, dass viele der insgesamt 81 örtlichen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sich mit den ruhigeren Zeiten in den Wintermonaten arrangieren müssen. Da die Toblacher Unternehmer aber als offen und engagiert gelten, sehen sie auch in diesem Umstand Chancen, sind neugierig auf neue Themen und gehen diese mit Herzblut an. Das alles ergibt Stabilität, Sicherheit und Kontinuität einerseits für die Betriebe und andererseits für die Mitarbeiter.

Mangel an qualifizierten Fachkräften
Derzeit herrscht ein genereller Mangel an qualifizierten Fachkräften, was zum Teil durch die demografische Entwicklung bedingt ist. „Es ist immer wieder eine große Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Nicht selten werden vor allem junge Menschen durch große Industriebetriebe abgeworben, die mehr Freizeit bei mehr Gehalt versprechen“, berichtet Heidi Lanz, wie es ihr vonseiten mehrerer Handwerksbetriebe zugetragen wurde. Sie bedauert das, da ihrer Meinung nach die verschiedenen Handwerksberufe nicht nur abwechslungsreichere Tätigkeiten, sondern auch mehr Aufstiegsmöglichkeiten auf der Karriereleiter bieten. „Völlig zu Unrecht hat das Handwerk einen schlechten Ruf“, sagt die lvh-Ortsobfrau. Allein mit seinen eigenen Händen etwas zu schaffen sei eine Bereicherung und Genugtuung und wer nicht einfacher Arbeiter bleiben möchte, hätte jederzeit die Möglichkeit, sich zum Gesellen oder zum Meister hochzuarbeiten, so Heidi Lanz. Darüber hinaus kann jeder Handwerker auch die Berufsmatura machen, es gibt also auch im Handwerk genügende Möglichkeiten, sich fort- und weiterzubilden. „Ich bin überzeugt, dass die duale Ausbildung eine große Chance für die Zukunft ist, weil vor allem die Kombination zwischen Theorie und Praxis gefragt ist“, so die Unternehmerin, die betont, dass man den jungen Leuten Perspektiven aufzeigen müsse, was bereits im Elternhaus, Kindergarten und Schule beginnen sollte. Schließlich finden sich in nächster Umgebung beispielhafte Betriebe, die über die Landesgrenzen und sogar weltweit arbeiten und jungen Leuten interessante Entfaltungsmöglichkeiten auf dem neuesten Stand der Technik bieten. Das Handwerk ermöglicht eine optimale Ausbildung und generiert Fachkräfte für viele Wirtschaftsbereiche. Was die Motivation allerdings leicht hemmen mag, ist der momentan wirklich erdrückende bürokratische Aufwand. „Allein die hohen Auflagen, die die Arbeitssicherheit betreffen, sind extrem kosten- und zeitintensiv“, berichtet Heidi Lanz. „Natürlich ist es wichtig, sich ständig weiterzubilden, das verlangt einfach die rasche Entwicklung in der heutigen Zeit. Und der Rückgang der Arbeitsunfälle spricht auch klar für sich“. Nichtsdestotrotz müsse es gerade im Bereich der Arbeitssicherheit gewisse Angleichungen zwischen den Branchen geben, „denn während beispielsweise in der Landwirtschaft online-Kurse genügen, werden im Handwerk Kurse mit bis zu 32 Stunden Anwesenheit verlangt“, so Heidi Lanz.

Zusammenarbeit optimieren
Toblach ist ein durchaus beliebter Wirtschaftsstandort. Neben der gut funktionierenden Landwirtschaft, dem Handwerk und den Dienstleistungsbetrieben ist es hier vor allem der Tourismus, der einen der wichtigsten Wirtschaftszweige darstellt. In den Hotels von Neu-Toblach stiegen bis 1914 sogar königliche Gäste ab, so zum Beispiel König August von Sachsen, König Albert von Belgien sowie der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser. Aus dem ehemaligen Grandhotel ist ein wichtiges Kulturzentrum geworden, die noble Ausstattung dieses Gebäudes lässt den Glanz der vergangenen Zeiten heute noch erahnen. Nach wie vor ist Toblach ein überaus beliebtes Ferienziel, dessen zahlreiche Beherbergungs-, Restaurations-, und Handelsbetriebe verschiedenster Kategorien gut gerüstet für die touristische Nachfrage sind. Auch wenn der Tourismus mittlerweile als Wirtschaftsmotor Nummer eins gilt, kann man nicht uneingeschränkt von einem vorherrschenden Wirtschaftszweig in Toblach sprechen. Eigentlich ist es die Vernetzung der einzelnen Wirtschaftszweige, die im Gemeindegebiet von Toblach ausschlaggebend ist. Hier spielen Land- und Forstwirtschaft genauso eine tragende Rolle wie Handel, Dienstleister, Tourismus und Handwerk. Empirische Daten belegen, dass vom Ausgabeverhalten der Gäste ca. 50 Prozent in die Beherbergung, sprich Unterkunft, gehen und der Rest vor Ort in die anderen Sektoren wie den Handel, die Dienstleister wie Aufstiegsanlagen, Alpinschulen, Schischulen und dergleichen einfließt. Diesen Daten zufolge kann behauptet werden, dass der Tourismus in Toblach eine durchaus wichtige Rolle einnimmt. „Treibende Kraft ist sicherlich der Tourismus“, bestätigt Heidi Lanz, die sich zwischen den verschiedenen Sektoren eine beherztere Zusammenarbeit wünschen würde. „Wenn es um Zusammenarbeit oder gegenseitige Hilfe geht, ist leider oft nicht viel Bereitschaft vorhanden“, verrät sie. „Mehr Zusammenhalt und weniger Neid würde uns allen gut tun auch langfristig mehr Erfolg einbringen“, ist sich die lvh-Ortsobfrau sicher.

Kultur und Sport
Das Kulturgeschehen von Toblach kann sich sehen lassen: Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen und Vorträge finden in regelmäßigen Abständen statt. Toblach war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Sachen Kultur recht aufgeschlossen und stellt bis heute eines der wichtigen Kulturzentren des Pustertals dar. Bereits Gustav Mahler wusste dies und die Schönheit Toblachs zu schätzen. „Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele… „ soll er während eines Toblacher Aufenthaltes einmal geäußert haben. Er verweilte hier in den Sommermonaten von 1908 bis 1910. In seinem Komponierhäuschen, das heute noch besichtigt werden kann, entstanden große Werke wie die Neunte und Zehnte Symphonie sowie das Lied von der Erde. Noch heute erinnern die Gustav Mahler Musikwochen an den großen Komponisten und seine Zeit im Hochpustertal. Andere große Veranstaltungen, die Menschen aus Nah und Fern nach Toblach locken, sind neben kulturellen auch sportliche Highlights, wie das Dolomiti Balloonfestival, der Volkslanglauf Toblach Cortina sowie das Internationale Chörefestival. Toblach ist übrigens auch der Austragungsort der von Hans Glauber initiierten Toblacher Gespräche und seit 2001 verleiht die Toblacher Gemeinde in unregelmäßigen Abständen den Toblacher Prosapreis für literarische Werke, die Grenzüberschreitungen und Grenzerfahrungen thematisieren. Im Kulturzentrum Grand Hotel finden während des ganzen Jahres zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Tagungen statt. Dabei sind die meisten der genannten Events zudem keine „Eintagsfliegen“, sondern für mehrere Jahre gedacht. Gerade in auslastungsschwachen Zeiten kann Toblach durch diese regelmäßigen Veranstaltungen für neue Gäste sorgen. Somit bildet Toblach mittlerweile die Bühne für mehrere große Sport- und Kulturveranstaltungen, die durch ihre professionelle Organisation und das stimmige Drumherum für großen Publikums- und Teilnehmererfolg sorgen. Dadurch sind wiederum Journalisten und Werbefachleute auf Toblach aufmerksam geworden, weshalb auch der positive Werbeeffekt nicht ausbleibt. Für Abwechslung in kultureller, aber auch in sportlicher Hinsicht ist in Toblach jedenfalls bestens gesorgt. In den Wintermonaten trainieren hier in der modernen Nordic Arena Langläufer für den Pustertaler Skimarathon. Im Sommer sind natürlich die zahlreichen Wanderwege, Bergtouren und Klettersteige ein wichtiger Magnet, genauso wie die schönen Radwege entlang der alten Bahntrasse im Höhlensteintal oder der Pustertaler Radweg, der bis nach Lienz führt. Dem Kletter-Trockentraining kann man sich in der Kletterhalle von Toblach widmen, bevor es dann in den Klettergarten am Dürrensee oder in den Abenteuerpark von Toblach geht.

Weichen für die Zukunft
Auch wenn Toblach auf den ersten Blick eine durchaus gut funktionierende Gemeinde ist, gilt es in naher Zukunft, wichtige Entscheidungen zu treffen und Weichen für die Zukunft zu legen. So muss beispielsweise der Ortskern von Toblach neu durchdacht und aufgewertet werden, genauso wie der Toblacher See. Beides hat nicht allein in touristischer Hinsicht großes Potenzial. Damit nicht genug: Den Toblachern stehen weitere Herausforderungen bevor: Durch den Bau der zwei geplanten Kreisverkehrsinseln zwischen der Sankt Johannes Straße und der Dolomitenstraße bzw. vor dem Hotel Savoia wird sich verkehrstechnisch einiges ändern und zwar in hoffentlich positiver Hinsicht für „das Tor zu den Drei Zinnen“.