David Niederkofler aus Luttach

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David Niederkofler aus Luttach

“Ich liebe Action und das Abenteuer!“

Zu seinem Geburtstag am 11. März ist David Niederkofler zu einer Tour de force gestartet: Mit dem Fahrrad will der 25-Jährige von Luttach nach Nepal. 14.000 Kilometer Strampelstrecke und sieben Monate werden dazwischen liegen. Zu Fuß geht’s dann weiter ins Basecamp vom Mt. Everest. Um Weihnachten will er wieder zuhause sein.

Wie kommt man auf so eine verrückte Idee?
Im Juni 2018 beendete ich das Telematik-Studium in Graz und von Graz bin ich anschließend mit dem Rad in vier Tagen nach Hause gefahren, das war ein toller Abschluss. Dass ich nach dem Studium eine größere Reise machen würde, hatte ich schon seit Herbst 2017 auf dem Radar. Denn wenn du etwas Verrücktes machen willst, musst du es in jungen Jahren tun. Da kam mir die Idee, meinen Traum mit meinem Hobby, das Mountainbiken, zu kombinieren. Mich reizt, mit minimalem Aufwand und nur mit der eigenen Körperkraft weit zu kommen.

Was wird alles auf das Fahrrad gepackt?
Wasserdichte Seitentaschen mit Zelt, Schlafsack, Campingzeug, Kamera und Kleidung im Zwiebelschichten-Prinzip. Mit dem Smartphone hab ich Internet-Verbindung, den Strom für Handy und Kamera hole ich mir aus dem Fahrraddynamo und aus einem Sonnenpaneel. Mein Quantor-Rad haben mehrere Komponentenhersteller zusammengebaut. Es hat einen Zahnriemen statt einer Kette und ein nahezu wartungsfreies Getriebe. Ansonsten ist es ein normales „Tretradl“, nur mit einer etwas erweiterten Übersetzung. Wichtig war mir ein spezieller Sattel aus Leder, der sich an den Körper anpasst.
Das Rad wiegt samt Ausrüstung 55 Kilo und mit mir 130 Kilo.

Worin sehen Sie die große Herausforderung?
Wichtig ist, dass es keine großen Probleme bei der Hardware gibt, dass das Wetter halbwegs passt und dass ich gesund bleibe. Die grobe Route steht fest – ich beschäftige mich intensiv seit 18 Monaten damit-, ebenso die passierbaren Grenzübergänge. Auf der Route ist auch der Kardung-Pass in Ladakh, mit 5.360 Meter der höchste befahrbare Pass der Welt. Es ist bei weitem nicht alles planbar, ich muss es auf mich zukommen lassen und locker bleiben. Es wird schon irgendwie gehen, ich lasse mich nicht gleich aus der Fassung bringen. Ich schätze im Schnitt 70 km pro Tag zu machen, in den Bergen weit weniger. Nach sieben Monaten etwa werde ich hoffentlich in Kathmandu sein, von dort geht es mit dem Rad weiter und zuletzt noch zu Fuß ins Everest-Basecamp auf 5.380 Meter. Und dann im Dezember mit dem Flieger von Kathmandu zurück nach Hause.

Sie fahren durch politische Krisengebiete…
Ich werde durch 18 Länder reisen. Wenn ich alle Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen beachten wollte, müsste ich daheim bleiben. In Pakistan führt meine Route durch das nördliche Grenzkonfliktgebiet. Bis ich in einem halben Jahr dort sein werde, beruhigt sich die Situation vielleicht. Ansonsten muss ich mir halt eine andere Lösung einfallen lassen. Afghanistan möchte ich meiden.

Warum fahren Sie alleine?
Ich hab bewusst niemand zum Mitfahren gesucht. Sicherlich wäre es in Gesellschaft oft leichter, so aber kann ich genau das tun, was ich will. Zudem denke ich, dass es spannend ist, Schwierigkeiten ganz alleine zu meistern. Und unterwegs werde ich viele Menschen kennenlernen.

Wie finanzieren Sie die Reise?
Mein Budget ist ca. 10 Euro pro Tag, was ich ja auch brauchen würde, wenn ich zuhause bleibe. Als Sponsoren unterstützen mich eine hiesige Immobilien- und eine Holzbaufirma und Skiworld Ahrntal sowie eine Schweizer und mehrere deutsche Ausrüstungsfirmen. Südtiroler Ausrüstungsfirmen hatten kein Interesse, ich bin nämlich ein No Name. Und es sei auch keine außergewöhnliche Aktion, meinten sie.

Warum dieses Abenteuer?
Mit dem Auto rauschst du volle Gas durch die Landschaft und zu Fuß bist du zu langsam. Mit dem Rad ist es die perfekte Geschwindigkeit, Land und Leute kennenzulernen. Nepal stand auf meiner Wunschliste. Zum Schluss würde ich gern unterm Everest stehen. Irgendeine Schnapsidee muss man ja haben! (lacht)

Hatten Sie schon früher solche „Schnapsideen“?
Letzten Sommer fuhr ich mit zwei Luttachern, einem Reiner und vier Sarnern in zwei Wochen zum Nordkap und retour und zwar mit vier alten Autos, von denen keines mehr als 500 Euro kostete. Ich hatte einen VW Golf von 1989. Bei den Autos der Kollegen streikte die Lichtmaschine, auch der Kühler machte Probleme. Und auf dem Rückweg zum Brenner hinauf spielte die Zündung verrückt, sodass wir auf der Autobahn nicht schneller als 30 km/h fahren konnten, was die LKWs ziemlich nervte. Abwärts vom Brenner schafften wir im Windschatten aber immerhin 80 km/h. Es war einfach eine perfekte Gaudi, es gab jeden Tag eine spannende Überraschung!

Was bedeutet Ihnen draußen in der Natur zu sein?
Erstens geht dir niemand auf die Nerven und zweitens kannst du quasi tun, was du willst und hast keinen Stress. Bewegung, frische Luft, ich brauch das. Und ich brauche Action, das Abenteuer und die Herausforderung, Neues zu probieren

Was sagt Ihre Familie zu dieser Tour nach Nepal?
Die Eltern schreien nicht Hurra, die Geschwister finden es cool.
(IB)