INNICHEN – Während sich die Wintersportler in die wohlverdiente Sommerpause verabschieden, geht es für die Anderen erst richtig los. Einer der puschtra Nachwuchstalente ist im heurigen März besonders aufgefallen: der Sextner Tennisspieler Jannik Sinner.
Aber was macht einen Profitennisspieler aus? Wie viel Training steckt dahinter? Und wie sieht es bei uns mit der Jugendförderung aus? Diese Fragen und noch viel mehr beantwortet Andreas Schönegger, seit 30 Jahren Tennistrainer in Innichen und Sexten und ehemaliger Trainer von Nachwuchstalent Jannik Sinner.
Puschtra: Du bist schon ziemlich lange dabei. Wie hat sich die Sektion in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
Andreas Schönegger: Ja, das stimmt. Vor dreißig Jahren habe ich in Innsbruck die Ausbildung zum Tennislehrer gemacht und seitdem betreue ich die Orte Innichen und Sexten. Am Anfang hatten wir zwei Plätze, einer in Innichen und einer in Sexten. Damals habe wir noch ein getrenntes Training gemacht. Mittlerweile haben wir die Gruppen zusammengelegt und trainieren hauptsächlich in Innichen. Letztes Jahr hatten wir insgesamt 125 eingeschriebene Kinder, was schon ziemlich viel ist und uns auch stolz macht.
Wie lange dauert die Tennissaison bei euch und ab welchen Alter können Kinder Tennis spielen?
Die Saison beginnt bei uns normalerweise ab Mitte Mai. Von da an trainieren die meisten circa zwei Mal die Woche, für insgesamt vier Monate. Die besseren Spieler stehen auch manchmal drei bis vier Mal auf den Platz. Es gibt andere Tennisclubs, wie Niederdorf oder Welsberg, die viel öfter und auch über die Wintermonate trainieren. Für die meisten unserer Kinder wäre das aber zu viel und sie würden die Freude und Motivation am Sport verlieren. Deshalb haben wir es immer schon so gemacht, dass wir nur über den Sommer trainieren und die Kinder, die den Ehrgeiz haben, auch in den kalten Monaten Tennis zu spielen, können das bei den umliegenden Clubs machen. Ein Austausch, der bis jetzt immer sehr gut funktioniert hat. Ein gutes Alter, um mit dem Tennis zu beginnen sind 4 bis 5 Jahre. Ich hatte aber auch schon jüngere Kinder in meinem Kurs. Mit einigen Ausnahmen, ist es für die allerdings ziemlich schwer, auch nur den Schläger über den Boden zu halten. Im Allgemeinen braucht ein Spieler zwei bis drei Sommer, um Tennis ausreichend zu lernen, um bei ersten kleinen Turnieren mitspielen zu können. Das macht Tennis auch so schwierig, denn bevor man nicht spielt, kann man keine Erfolge verzeichnen. Aber bis man gelernt hat, richtig zu spielen, vergehen Jahre.
Wie ist Jannik zu euch in den Tennisverein gekommen?
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der Vater von Jannik zu mir gekommen ist und mich gefragt hat, ob ich ihn in einen meiner Kurse unterbringen kann. Damals war Jannik 3,5 Jahr alt und konnte den Schläger kaum hochheben. Aber in Null Komma Nichts hat er gespielt wie die 4 bis 6-jährigen und durfte auch nach nur einen Trainingssommer an seinem ersten Turnier teilnehmen. Das war schon ziemlich außergewöhnlich. Ein solcher Fortschritt kommt allerdings nicht von Ungefähr. Jannik hatte ein außergewöhnliches Talent, egal bei welchen Sport. Er hat einfach alles in kürzester Zeit gekonnt. Man muss aber auch dazu sagen, dass sein Vater jeden Tag nach der Arbeit sich die Zeit genommen hat, mit seinem Sohn zu trainieren. Das war sicherlich auch ausschlaggebend. Denn wenn die Eltern dieses – damals noch Hobby – nicht unterstützt hätten, wäre es bestimmt anders gekommen.
Was ist das Ziel – der Leitfaden eures Tennisvereins?
Wir sind ein Verein, der versucht, den richtigen Ausgleich zwischen Leistung und Spaß zu finden – für alle Kinder. Egal ob talentiert oder weniger talentiert. Wichtig ist die Freude am Sport. Wir trainieren weniger als andere Vereine, können aber trotzdem einige Landesmeister vorweisen. Wichtig ist es für uns, es nicht zu übertreiben, denn wenn man die Kinder verpflichtet, mehr als vier Mal in der Woche auf den Trainingsplatz zu stehen, dann merkt man schnell, dass sie die Freude verlieren. Nur die wenigsten können mit so viel Training und Leistungsdruck umgehen und haben den richtigen Ehrgeiz dafür. Bei Jannik war das anders, weil er das alles von sich auch wollte.
Wie schwierig ist es, mit Kindern zu arbeiten und was gefällt dir besonders daran, Jugendtrainer zu sein?
Kinder zu trainieren ist unglaublich interessant. Man versucht ihnen so viel wie möglich Technik, Schnelligkeit, Genauigkeit aber auch Spaß an der Sache mitzugeben. Am Ende ist aber jedes Kind anders und macht unterschiedliche Entwicklungsschritte. Beim Tennis geht es sehr viel um Technik – aber natürlich auch um die körperlichen Voraussetzung. Besonders am Anfang scheinen die größeren und stärkeren Kinder die besseren Spieler zu sein. Aber die Kleineren holen im Wachstumsprozess die anderen irgendwann ein. Plötzlich ist ein bis dahin schwächerer Spieler stärker, weil er immer schon eine bessere Technik hatte, bis dahin aber noch körperlich unterlegen war. Das zu beobachten ist schon ziemlich spannend. Ich sehe meinen Beruf auch als eine Chance, die Kinder von Blödsinn abzuhalten. In den Schulen wird immer weniger Sport angeboten und durch Videospiele und Computer sitzen viele den ganzen Tag zu Hause rum. Wenn ich durch Tennis die junge Generation dazu animieren kann, sich zu bewegen, dann ist das für mich ein Erfolg.
Wie steht die Allgemeinheit in Innichen und Sexten zum Tennis – besonders jetzt, wo Jannik solche Erfolge feiert?
Es ist unglaublich schön zu sehen, wie die Leute hinter Jannik stehen und ihn anfeuern. Man sieht, er hat eine riesen Gaudi und das freut mich und die Gemeinde natürlich noch mehr. Ich selbst habe Jannik nur sehr kurz trainiert. Er hat riesen Fortschritte gemacht und irgendwann war es wichtig, ihn in ein Umfeld zu bringen, wo er von Leistung und mehr Konkurrenz profitieren konnte. Ich mache einen Tenniskurs und kein Tennistraining – das ist der Unterschied. Und deshalb konnte ich ihn auch nur zu einem bestimmten Punkt bringen.Trotzdem ist er immer noch einer von uns. Für den Sport selbst ist er natürlich zu einem Aushängeschild geworden. Viele Kinder sehen Jannik als Vorbild an und lassen sich von seinen Erfolgen motivieren. (LMK)
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