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Faszination Bienenvolk

Die Saison für die Biene hat im Pustertal bereits begonnen. Mit den ersten wärmeren Sonnenstrahlen und blühenden Sträuchern wie Hasel und Weide waren Ende Februar die ersten Bienen unterwegs. Bis zum Herbst heißt es jetzt fleißig sammeln und bestäuben. Der hat sich bei den Puschtra Imkern umgehört und über Bienengesundheit und Leidenschaft gesprochen.
Franz Hilber aus St. Lorenzen ist seit 2012 der Obmann des größten Imkerbezirkes im Pustertal, dem Bezirk Bruneck mit 286 Mitgliedern. Das Pustertal hat insgesamt vier Imkerbezirke: Neben Bruneck gehören noch der Bezirk Oberpustertal, Tauferer Ahrntal sowie Ladinien dazu. Franz Hilber ist seit 40 Jahren auch leidenschaftlicher Imker. Fragt man ihn nach seinen Wünschen für die Bienen und die Imkerbezirke kommt prompt eine Antwort: „eine blühende Landschaft und eine Waldtracht“. Als Obmann ist er für alle seine Mitglieder da, stehe in engem Kontakt mit dem Südtiroler Imkerbund und informiere über alle Neuerungen und Anliegen, die im Bezirk anstehen. Was laut Franz Hilber für das Pustertal eine wichtige Einrichtung darstellt und für den Bienenerhalt bestehen bleiben soll ist der Bienenstand in Dietenheim, der vom Land geführt und für die Züchtung von Königinnen sorgt. „Die Biene ist wegen ihrer Bestäubungsleistung für alle Kulturpflanzen so wichtig, weil sie die Fähigkeit hat als Volk zu überwintern. Im Frühling sind dann schon sehr viele Bienen da, die die Bestäubung vorantreiben“, erklärte Franz Hilber über die Wichtigkeit dieses kleinen Tierchens. Ein weiterer Vorteil der Biene sei laut Hilber ihre Blütenstetigkeit. Diese gewährleiste eine gute Bestäubung erst recht, meinte der Imker.

Bienengesundheit
Das Anliegen Nummer eins ist für jeden Imker die Gesundheit seiner Bienen: „Das größte Problem, das wir seit 30 Jahren haben ist die Varroa Milbe. Ein Schädling, der von Asien importiert wurde und die Brut im Puppenstadion befällt“, erklärt der Imker. Die Varroa Milbe hafte zudem an den Bienen und könne so von Volk zu Volk transportiert werden, was für eine schnelle und stetige Verbreitung des Schädlings sorge. Die Imker würden diesen Befall vor allem mit natürlichen Mitteln bekämpfen: „Mit Ameisensäure und Oxalsäure, die in hohen Mengen im Rhabarber enthalten ist“, erklärte Franz Hilber. Die geeignete Dosis und die Bedingungen für die Bekämpfung zu treffen erfordern laut Hilber einiges an Erfahrung. Ansonsten würden auch die Bienen getötet werden. „Weiters werden biotechnische Maßnahmen, wie das Ausschneiden der Drohnenbrut und die Bildung von Jungvölkern, angewandt. Nicht mehr angewandt werden Behandlungen mit chemischen Mitteln, da sie Rückstände im Wachs und somit auch im Honig hinterlassen und die Varroamilbe eine Resistenz gegen diese chemische Mittel entwickelt“, sagte Franz Hilber. Ein wichtiger Schritt zum Wohle der Imkerei in Südtirol stellte die Vereinbarung zum Bienenschutz dar, die am 24. Jänner 2017 von Südtiroler Bauernbund, Südtiroler Imkerbund, Julius-Kühn-Institut, Südtiroler Apfelkonsortium, Konsortium Südtiroler Wein, Beratungsring für Obst- und Weinbau, Beratungsring für Berglandwirtschaft, Versuchszentrum Laimburg und dem Landesamt für Obst- und Weinbau unterzeichnet wurde. Die Vereinbarung sieht die Errichtung einer technischen Arbeitsgruppe vor, die die Gesundheit der Südtiroler Bienenvölker monitorieren und Vorschläge zur Förderung der Bienengesundheit und der Verbesserung der Bedingungen für die Imkerei erarbeiten soll.

Auswirkungen von Pflanzenschutzmittel
In Südtirol forscht das Versuchszentrum Laimburg in mehreren Projekten zu den Themen der Pflanzengesundheit und des Bienenschutzes. „Bienen leisten durch ihre Bestäubungsarbeit einen unschätzbaren Beitrag für das gesamte Ökosystem. Als Forschungsinstitution für die Südtiroler Landwirtschaft ist darum auch die Forschung zum Thema Bienengesundheit von großer Bedeutung“, betonte der Leiter des Instituts für Pflanzengesundheit am Versuchszentrum Klaus Marschall anlässlich eines Vortrages über Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die Bienengesundheit im März. Es referierte der Leiter des Instituts für Bienenschutz am Julius-Kühn-Institut Jens Pistorius, der als international gefragter Bienenexperte gilt. „Man kann nicht pauschal sagen, dass alle Tankmischungen zu einer Gefährdung der Bienen führen“, erklärte Pistorius. „Es ist genau darauf zu achten, welche Wirkstoffe und in welchen Kombinationen man mischt. Bei 350 Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in der EU und angesichts der Vielzahl an Kombinationen ist es nicht möglich alle Mischungsmöglichkeiten systematisch zu prüfen. Bei Tankmischungen sollte die Anzahl der Mischungspartner möglichst gering gehalten werden“, erklärte der Bienenexperte. Generell sei ein wachsamer Umgang mit Pflanzenschutzmitteln zu empfehlen und es gelte Auflagen und Anwendungsbestimmungen einzuhalten. „Im Pustertal sind wir von diesem Problem weniger betroffen, als die Imker in Gegenden mit Apfel- und Weinanbau“, sagte Franz Hilber. Achtsam müssten laut Hilber vor allem jene Imker sein, die ihre Völker in diese Gegenden bringen und sie eine Zeit lang dort stehenlassen. „Bei uns wird in Hausgärten als auch beim Mais vor allem das Pflanzenschutzmittel Glyphosat verwendet, das den Bienen schadet. Ein weiteres Problem ist die zunehmende Monokultur unserer Landwirtschaft. Mit Mais und Kartoffel kann die Biene nicht viel anfangen, sie braucht Artenvielfalt, die nur in einer blühenden Wiese vorhanden ist“, sagte Hilber.

Zuerst die Bienen
Frieda Grünbacher aus St. Lorenzen ist Gesundheitswart im Bezirk Bruneck. Seit 40 Jahren selbst Imkerin von 18 bis 20 Bienenvölkern ist sie zur Stelle, wenn zum Beispiel ein Fall von Faulbrut auftritt. „Wenn ein Verdacht von dieser ansteckenden Krankheit von einem Imker gemeldet wird, gehe ich gemeinsam mit anderen Gesundheitswarten und auch der Tierärtztin hin um Proben zu nehmen. Die Honigkranzproben nahe dem Brutnest werden anschließend ins Labor geschickt und untersucht.“ Wenn das Ergebnis positiv ist, müssen die Völker saniert werden, wo Frieda Grünbacher auch hilft. Zu den Bienen kam die Imkerin durch die Heirat und war am Anfang nicht so begeistert, „aber wenn man die Bienen beobachtet dann wird es interessant und die Freude wächst. Ich sage immer den guten Imker interessieren die Bienen und erst an zweiter Stelle kommt der Honig.“

Von den Bienen lernen
Für den St. Lorenzner Josef Elzenbaumer ist die Imkerei eine Passion: „Das Bienenvolk ist so intelligent, dass wir Menschen viel von ihnen lernen können, besonders in der Zusammenarbeit. Der Imker hat einen kleinen Bienenstand mit zwölf Völkern und züchtet auch selbst Reinzuchtköniginnen. Dazu sucht er eine von den zwei Belegstellen im Pustertal – in Weißenbach oder Prags – zur kontrollierten Paarung auf und lässt dort die Königinnen von reinrassigen Drohnen befruchten. Anschließend bringt er die Kästchen mit den Königinnen an seinen Bienenstand zurück. Der Lehrer steht den Mitgliedern als Wanderlehrer – Referent für Imkerei und Bienenzucht – des Bezirkes Bruneck für Vorträge und Beratungen zur Verfügung. „Wer eine Versammlung organisiert kann einen Referenten, von denen es in Südtirol mehrere gibt herholen, um über ein bestimmtes Thema zu informieren“, erklärte Josef Elzenbaumer. Aktuelle Themen sind laut dem Imker Ursachen für Winterverluste, die Varroa Milbe, Ursachen für schwache Völker im Frühjahr oder Bienenweiden usw.. Ein Hauptthema von Josef Elzenbaumer sind die Trachtpflanzen im Brunecker Talkessel, über die der Imker eine Facharbeit zur Prüfung zum Referenten geschrieben hat.

Die Natur intensiv beobachten
Josef Rainer, der ehemalige Obmann des Bezirkes Bruneck und heutiger Ortsobmann von Bruneck und Percha, hat die Bienenvölker seines Vaters übernommen und deren Anzahl von 40 auf 15 reduziert, die Betriebsweise umgestellt und in der Imkerei „ein tolles Hobby“ gefunden. An den Bienenständen beobachtet der Imker den Polleneintrag, den er je nach Farbe und Aussehen den verschiedenen Trachtpflanzen zuordnen kann. Als Kind könne er sich noch gut daran erinnern, dass drei Mal gemäht wurde, heute sind es im Tal fünf bis sechs Schnitte, deshalb ist in den Tallagen „nichts mehr zu holen, weder Pollen noch Nektar und das Pollenangebot ist ziemlich einseitig.“

Fasziniert vom Aufbau des Volkes
Barbara Durnwalder ist seit elf Jahren Imkerin mit Leib und Seele. Auf ihrem Oberrauthof in Niederrasen hat sie mittlerweile 25 Völker zu betreuen. „Für mich ist die Imkerei faszinierend und beruhigend. Aus einem Hobby mit zwei Völkern ist jetzt ein kleiner Zuerwerb geworden“, erzählte Barbara Durnwalder. Als sie 2008 ein Grundmodul von insgesamt 90 Stunden für Imker in der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft in Dietenheim besuchte, war es um sie geschehen. Jetzt gehören die kleinen Begleiter zu ihrem Leben dazu. Zweimal im Jahr wird Honig geerntet: Mitte Juni der Blütenhonig und dann der Waldhonig. „Im vorigen Jahr ist diese Ernte allerdings ausgefallen.“ Fasziniert sei Barbara Durnwalder vor allem von der Biene selbst, dem Organismus und dem Aufbau des Volkes. Barbara Durnwalder kann von den Imkern auch Gesundheitswartin für den Bezirk Bruneck angefordert werden. „Wenn ein Imker Probleme mit den Bienen hat, eine Beratung benötigt oder eine andere Hilfestellung benötigt, kann er den Gesundheitswart kostenlos anfordern, meistens wird dieser vom Amtstierarzt begleitet, der entscheidet, welche Maßnahme erforderlich ist.“

Wunsch nach Artenvielfalt und Ursprünglichkeit
Hans Guggenberger aus Percha ist seit 20 Jahren Imker und betreut heute zehn Bienenvölker. Diese hat er in Litschbach zwischen Percha und Olang aufgestellt, wo er auch die Zeit für Beobachtungen nutzt. „Vor allem im Frühjahr, wenn die Natur erwacht, ist es schön, den Bienen zuzusehen, wie sie fliegen, arbeiten und sammeln. Ein Bienenvolk ist äußerst faszinierend: Das aufeinander abgestimmte Zusammenwirken, die Brutpflege, das erstaunlich zielsichere Einbringen der gesammelten Pollen in ihren Pollenhöschen…“ Hans Guggenberger ist Gesundheitswart im Bezirk Bruneck; er hat auch an der Erstellung des „Honigkoffers“ mitgearbeitet. Dieses didaktische Paket zielt darauf ab, Grund- und Mittelschüler für die Lebenswelt der Bienen zu sensibilisieren. Hans Guggenberger wünscht sich grundsätzlich, dass Lebensräume und Artenvielfalt besser geschützt werden und dass mit Schädlingsbekämpfungsmitteln sparsam und verantwortungsvoll umgegangen wird. „Es gibt heute kaum mehr Blumenwiesen, ich würde mir mehr naturbelassene Gebiete wünschen, so wie es sie früher gab.“ (TL)

Barbara Durnwalder hält ihre 25 Völker auf dem Oberrauthof in Niederrasen.

Der Obmann des Imkerbezirkes Bruneck
Franz Hilber an seinem Bienenstand in St. Lorenzen.

Frieda Grünbacher aus
St. Lorenzen ist Gesundheitswart im Bezirk Bruneck.

Hans Guggenberger ist seit 20 Jahren Imker und betreut zehn Bienenvölker.

Josef Elzenbaumer
züchtet die Reinzuchtköniginnen selbst.

Josef Rainer hat in der
Imkerei „ein tolles Hobby“ gefunden.