Die Zukunft des historischen Hotels Post und der Villa Mutschlechner stand vor kurzem bei einem Abend in Sand in Taufers im Mittelpunkt der Diskussion. Die Bürgerinnen und Bürger von Sand in Taufers zeigten nicht nur durch ihr zahlreiches Kommen großes Interesse am Thema, sondern eröffneten durch ebenso kreative Ideen, dass es für die beiden historischen Häuser durchaus eine Zukunft geben könnte.
Im Herbst letzten Jahres ging es in Sand in Taufers drunter und drüber als bekannt wurde, dass die Gemeindeverwaltung Immobilien veräußern wollte, um die Schulden, die ein riesiges Loch in der Gemeindekasse hinterlassen hatten, wieder los zu werden. Der Aufschrei in der Bevölkerung war groß, weil sich unter den zu veräußernden aufgelisteten Immobilien auch die zwei historischen Posthäuser am Eingang des Dorfes befanden. Genau genommen handelt es sich um das Hotel Post und die Villa Mutschlechner, die gemeinsam mit der Dependance – diese ist allerdings in Privatbesitz – ein historisches Ensemble bilden. Sorge um das Hotel Post machte sich auch der Heimatpflegeverband Südtirol, dessen Vertreter sich damals mit einem offenen Brief an den Sandner Bürgermeister Sigfried Steinmair gewandt hatten: Die Häuser stammen aus der Zeit des Historismus und sind damit letzte Zeugen in dieser Gegend, bekräftigen die Landesobfrau des Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner und das Bezirksausschussmitglied, Albert Willeit. Deshalb seien der Bürgermeister und die Gemeindeverwaltung aufgefordert, alles zu unternehmen, um der Zerstörung historischer Bausubstanz entgegenzutreten. Noch sei es nicht zu spät!, lautete die damalige Aufforderung.
Initiativgruppe Hotel Post
Auch eine Gruppe von Sandner Bürgern hatte sich in dieser Zeit „spontan, weil sie es nicht hinnehmen wollten“ zusammengeschlossen, um „nach Lösungen zu suchen, wie man mit solcher Bausubstanz umgehen kann“, sagte der Sprecher der Initiativgruppe Hotel Post, der Architekt Kurt Egger. Deshalb fand vor kurzem eine Podiumsdiskussion mit dem Titel (K)eine Zukunft für Hotel Post? im Raiffeisensaal in Sand in Taufers statt. Ganz klar sprach sich der Architekt für den Erhalt des Ensembles aus und nannte auch die Gründe hierfür. Die Posthäuser hätten Tourismusgeschichte geschrieben und ihn in Sand in Taufers salonfähig gemacht: „Für den Postplatz haben sie eine beutende und zentrale Funktion und sind im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung verankert“, sagte Kurt Egger. Auch die letzten 30 Jahre des Stillstandes hätte sich der große Charme des Ensembles mit all seinen architektonischen Details, die diesen Flair des Hauses ausmachen, erhalten, erklärte der Architekt und betonte, dass es jetzt an der Zeit sei die Häuser mit neuem Leben zu füllen und sie einer neuen Zweckbestimmung zuzuführen. „Wir müssen in die Zukunft schauen und uns fragen, was kann man Nützliches für das Dorf daraus schaffen“, fragte Egger in die Runde.
Erhalten, aber wie?
Unter den Diskussionsteilnehmern waren die Landesrätin für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege Maria Hochgruber Kuenzer, die Direktorin der Landesabteilung Denkmalpflege Karin Dalla Torre, der Tourismushistoriker Hans Heiss, der Altbürgermeister und Ehrenbürger von Sand in Taufers Toni Innerhofer, der Architekt und Sprecher der Initiativgruppe Hotel Post Kurt Egger und der Bürgermeister Sigfried Steinmair. Moderiert wurde der Abend von Wolfgang Mair.
Die Landesrätin zeigte sich erfreut über die Initiativgruppe von Sand in Taufers und das zahlreiche Publikum, das sich für das Anliegen interessierte. Kulturlandschaft und historische Bauten würden unsere Wurzeln sein, sagte die Landesrätin. Sollte ein realistisch umsetzbares Konzept für den Erhalt des Hotels Post erstellt werden können, würde sie eine Sonderfinanzierung von Seiten des Landes nicht ausschließen. Wichtig sei jedoch der Rückhalt der gesamten Bevölkerung für die Sache.
Als schützenswertes Gebäude befand auch Karin Dalla Torre das Hotel Post. Sie habe im vergangenen Jahr einen Lokalaugenschein im Gebäude gemacht, allerdings nicht in ihrer jetzigen Funktion als Direktorin der Landesabteilung Denkmalpflege. Das Hotel Post habe sie „ganz besonders beeindruckt“, erklärte Dalla Torre, die auch die Idee in den Raum warf, ob man das Haus nicht zur Besichtigung öffnen könne, sodass sich die Menschen selbst ein Bild vom Haus machen können. Zudem sei es unabdingbar das Hotel Post unter Denkmalschutz zu stellen, sagte die Direktorin.
Der Bürgermeister Sigfried Steinmair legte die Fakten dar: Die Gemeinde, Eigentümerin des Hotels Post und der Villa Mutschlechner, müsse sich ernsthafte Gedanken darüber machen, wie sie die Umschuldung vornehme. „Wir müssen uns die Frage stellen: Kann sich die Gemeinde Sand in Taufers leisten das Hotel herzurichten und einer Nutzung zuzuführen. Vom heutigen Stand aus gesehen nicht“, betonte der Bürgermeister. Er sei für den Erhalt des Ensembles, aber die Rahmenbedingungen würden es nicht zulassen. Im Gemeindeausschuss tendiere man dazu einen Investor zu finden, der das Gebäude entweder in Stand hält oder es einer anderen Nutzung zuführt. Für die Gemeinde sei klar, dass sie es in den nächsten zehn Jahren nicht schaffen würde diese Investitionen alleine auf sich zu nehmen, erklärte Sigfried Steinmair.
Entschieden gegen eine Veräußerung der Gebäude sprach sich der Altbürgermeister und Ehrenbürger Toni Innerbichler aus. „Verkaufen ist leicht! Die Gemeinde solle grundsätzlich keine Immobilien verkaufen und Sand ist keine arme Gemeinde!“, konterte er und veranschaulichte einige Beispiele aus seiner Amtszeit wie die Gemeinde auf diese Situation reagieren könnte. So etwa könne mit dem Land ein Abkommen getroffen werden, das ein Konzept mit sozialen Einrichtungen, wie zum Beispiel Altenwohnungen oder Reha-Werkstätten beinhalte. Die Gemeinde müsse unbedingt selbst tätig werden und es nicht anderen überlassen, war Toni Innerbichler überzeugt.
Als „Empfangshalle für Sand, die man sich nicht besser wünschen könnte“, bezeichnete Hans Heiss das Ensemble. „Jedes Gebäude für sich hat schon einen erheblichen Wert“, sagte der Tourismushistoriker. Er ermutigte die Sandner Bürgerinnen und Bürger, die ja das Interesse zeigen würden die Häuser zu erhalten, kreativ und mutig zu sein, denn wenn klare Vorstellungen da wären, könne man auch an die Finanzierung denken. Phantasie sei gefragt und der Wille das Ensemble in einen neuen Kontext zu stellen, so könne „Großes“ daraus entstehen, meinte Heiss.
Darauf, dass eine Sanierung nicht unwesentlich teurer sei als ein Neubau, wies der Architekt Kurt Egger hin. Das Haupthaus des Hotels Post sei grundsätzlich in keinem schlechten Zustand und könne saniert werden. Der Verfall sei fürs Erste gestoppt worden, indem die Löcher in den Dächern, durch die das Haus der Witterung jahrelang ausgesetzt war, abgedeckt wurden. Der hintere Teil sei allerdings „in einem schlechten Zustand“, befand der Architekt, hier könne etwa ein zeitgemäßer Neubau, je nach Nutzung, entstehen. Laut Egger seien es die interessanten architektonischen Details des Hauses wert in die neue Zeit gerettet zu werden. In dieser Frage sei es zudem wichtig eine Dorfumfahrung für Sand in Taufers rasch zu realisieren, diese könne das Dorfzentrum und die historischen Bauten aufwerten, sagte Egger.
Baldige Lösung gefragt
Bereits zu Beginn der Veranstaltung wurde das Publikum dazu aufgefordert auf einer Abstimmungskarte die Sanierung, den Verkauf, den Abriss des Hotels Post oder keine Meinung dazu, anzukreuzen. Der Raiffeisensaal war komplett überfüllt. Gekommen waren an die 170 Personen, von denen 90 für die Sanierung, 21 für den Abriss, einer für den Verkauf abstimmten, der Rest der Anwesenden hatte auf der Karte keine Meinung dazu angekreuzt oder nicht abgestimmt.
Anschließend an die Podiumsdiskussion war das Publikum aufgefordert seine Meinung kund zu tun. Der Tenor ging in die Richtung die Posthäuser zu erhalten und sie einer anderen Zweckbestimmung zuzuführen. Das Hotel Post als Einrichtung für betreutes Wohnen oder als Stätte für Menschen mit Beeinträchtigung zu verwenden, konnten sich laut Wortmeldungen einige im Publikum gut vorstellen. Der Altbürgermeister plädierte zum Beispiel dafür, dass die Musikschule im historischen Gebäude Platz finden könnte. Die Finanzierung könnte auch im Rahmen eines Investors oder einer Stiftung gelingen, fanden einige andere. Die historischen Gebäude abzureißen und endlich etwas Neues zu schaffen, dafür gab es auch eine Wortmeldung aus dem Publikum. Eine Arbeitsgruppe sei dabei das alte Schriftgut im Hotel Post zu sichten und zu ordnen, um es für die Nachwelt zu erhalten. Der Bürgermeister lobte dieses Engagement und jenes der Initiativgruppe, mit der er zusammenarbeiten möchte, um für die Posthäuser eine baldige Lösung zu suchen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass niemand in fünf Jahren wieder am selben Ort stehen und über die Zukunft der Häuser diskutieren wollte.
Ausstellung: „Weiterbauen am Land“
Die Direktorin der Plattform für Kulturerbe und Kulturproduktion an der Fakultät für Design und Künste Waltraud Kofler Engl hielt vor der Podiumsdiskussion ein Impulsreferat zum Thema „Weiterbauen am Land“ zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung im Rathaus der Gemeinde Sand in Taufers. (TL)
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