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28. Juni 2019
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Klein und familiär

Pustertal – Seit knapp zwei Monaten läuft das touristische Sommerhalbjahr 2019. Rückblickend auf die beiden vergangenen Saisonen lässt sich eine im Durchschnitt zunehmende Nachfrage nach privaten Unterkünften feststellen. Ein Grund mehr für den Puschtra, um ein Gespräch mit der Präsidentin des Verbandes der Privatvermieter Südtirols (VPS), Esther Mutschlechner-Seeber, zu führen.

Laut den vom Landesinstitut für Statistik (ASTAT) Ende Mai veröffentlichten Zahlen zum Tourismuswinter 2018/2019 gibt es in unserem Land knapp 3.000 Privatquartiere, davon 1.088 Betriebe im Pustertal. Diese verfügen über 23.670 Betten – mehr als 9.000 in unserem Bezirk – und schaffen über eine Million Übernachtungen, pustertalweit gute 480.000. Dabei sticht die – im Vergleich längere – Aufenthaltsdauer von über fünf Tagen ins Auge, welche im heimischen Tourismus eigentlich seit Jahren sinkend ist. Bei seiner letzten Vollversammlung Ende April hat der VPS zudem das Ziel ausgegeben, Südtirol als Ganzjahresdestination (und somit verstärkt auch zwischensaisonal) zu etablieren – mehr dazu erfahren Sie im Folgenden von der in Reischach tätigen Verbandspräsidentin.

Puschtra: Frau Mutschlechner-Seeber, könnten Sie unseren Lesern den Unterschied Ihres Angebots gegenüber jenem der gastgewerblichen Unterkünfte deutlich machen, vielleicht auch anhand einiger Beispiele?
Esther Mutschlechner-Seeber: Der augenscheinlichste Unterschied liegt in der Größe der Strukturen. Als Privatvermieter darf man nicht mehr als 8 Gästezimmer oder fünf Ferienwohnungen vermieten. Auf Grund der Kleinstrukturiertheit besteht vielfach ein sehr enger Kontakt zwischen Vermieter und Gast, was den hohen Anteil an Stammgästen in dieser Unterkunftsart erklärt. Die Qualität des Angebotes ist mittlerweile auch im privaten Segment sehr hoch und die Professionalität, mit der die Tätigkeit ausgeübt wird, ist ständig im Steigen begriffen. Das in Privatbetrieben meist fehlende eigene Wellness-Angebot wird durch Konventionen mit öffentlichen Schwimmbädern und Saunalandschaften zum Teil wettgemacht.

Wie stehen Sie zur Plattform „Airbnb“, die sich auch mit der Vermietung von privaten Unterkünften beschäftigt? Handelt es sich für den VPS hierbei um ein Konkurrenz-Produkt oder um eine zusätzliche Möglichkeit, die private Vermietung zu fördern?
Wohnungen oder Zimmer, die ohne Lizenz über die Plattform ‚Airbnb‘ vermietet werden und bei denen die Vermieter keine Abgaben und Ortstaxe entrichten, sehen wir als unlauteren Wettbewerb. Wer hingegen als ‚normaler‘ Privatvermieter – so wie auch bereits zahlreiche andere gewerbliche und nicht gewerbliche Betriebe – die mittlerweile weltweit sehr bekannte Plattform nutzt, um seine Sichtbarkeit zu erhöhen und seine Auslastung zu steigern, verstößt nicht gegen die Gesetze des Marktes.

Abschließend zum Pustertal: Viele Stimmen sagen, dass wir unsere touristischen Grenzen erreicht hätten, zusätzlicher Tourismus würde nur unserer Lebensqualität schaden. Was meinen Sie dazu?
Sicher stoßen wir im Pustertal in Spitzenzeiten an unsere touristischen Grenzen. Eine gewisse Abhilfe könnte hier eine Entzerrung der Saisonzeiten schaffen. Es bleibt aber sicher eine große Herausforderung, nicht nur für das Pustertal, sondern für ganz Südtirol ein verträgliches Miteinander von Einheimischen und Gästen im Sinne der Nachhaltigkeit und weiterhin positiven touristischen Entwicklung im Lande zu erzielen. (MP)