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Wolfgang Weger aus Prettau

“Unserer hektischen Gesellschaft täte etwas mehr Abgeklärtheit und Ruhe gut.“

Der Wald ist für Wolfgang Weger weit mehr als eine Wildnis von Gehölzen. Mit großer Begeisterung und Fachkompetenz erzählt er von ihm wie von einem langjährigen, eng verbundenen Freund. Seit Jänner ist Wolfgang Weger Amtsdirektor des Forstinspektorates Bruneck.

Was sieht Ihr Arbeitsbereich aus?
Die Aufgaben der Forstbehörde kann man in drei Haupttätigkeiten einteilen: Technische Belange, Beratung und Information sowie Aufsicht und Kontrolle. Im technischen Bereich geht es um Arbeiten in Eigenregie, Weideregelung, Landschaftspflege und um die Nutzung und Pflege der Waldökosysteme. Wir erstellen auch verschiedene Gutachten und erlassen Vorschriften, die den ländlichen Raum betreffen, etwa für Erdbewegungen oder die Änderung von übergeordneten Planungsinstrumenten wie z.B. Bauleitpläne. Im Bereich Information geht es um die Beratung der Grundeigentümer, etwa im Rahmen der Forsttagssatzungen und um die Zusammenarbeit mit Gemeinden und Behörden. Im Bereich Aufsicht überwachen wir die Einhaltung verschiedener Landesbestimmungen und relevanter staatlicher Bestimmungen.

Wie hat sich das Sturmtief Vaia vom letzten Oktober im Pustertal ausgewirkt?
Gravierende Schäden waren v.a. im Ahrntal und Gadertal zu verzeichnen, wo größere Flächen dem Sturm zum Opfer fielen und der Wald seine Schutzfunktion verlor. Auch der Brunecker Raum war betroffen. Wir rechnen zusätzlich mit Folgeschäden durch Borkenkäfer, die jetzt aber noch nicht abgeschätzt werden können. Vieles an Schadholz ist von den jeweiligen Waldbesitzern bereits aufgearbeitet worden.
Hierin zeigen sich der Ordnungssinn und die Gründlichkeit unserer Landsleute. Außerdem funktioniert das Zusammenspiel zwischen der Behörde und den Waldbesitzern sehr gut.

Die Schwammerlzeit ist da, werden unsere Wälder gestürmt?
Nein, der Großteil der Leute verhält sich vernünftig und holt sich die vorgesehene Genehmigung zum Pilzesammeln. Es gibt halt auch solche, die das nicht tun. Die große Zahl der nahezu professionellen Pilzesammler ist in letzter Zeit aber nicht mehr zu beobachten.

Sollten Forststraßen als Mountainbikestrecken ausgewiesen werden, da sie mit öffentlichen Geldern finanziert wurden; gleichzeitig als Lenkungsmaßnahme gegen das Radfahren auf Wanderwegen?
Solche Maßnahmen können nur im Konsens mit den Grundeigentümern in die Wege geleitet werden. Die Forststraßen wurden aufgrund bestimmter Zielsetzungen der Waldbehandlung sowie Wald- und Almbewirtschaftung errichtet. Die entsprechenden Wegtrassen wurden nicht abgelöst und sind mit allen Konsequenzen im Eigentum der jeweiligen Grundbesitzer. Nur aufgrund der Tatsache, dass in einem bestimmten Ausmaß öffentliche Gelder für den Bau verwendet wurden, lassen sich keine spezifischen Rechte in Bezug auf Freizeitnutzung ableiten.

Gibt es oft schwierige Entscheidungen zwischen Naturnutzung und Naturschutz?
Es ist sicher nicht immer ganz leicht und ich würde es als ein Suchen nach dem Ausgleich der Interessen bezeichnen. Die Forstbehörde muss die Voraussetzungen schaffen, dass der vielfach verwendete Rohstoff Holz nachhaltig zur Verfügung gestellt werden kann. Gleichzeitig muss aber auch geachtet werden, dass die anderen Waldfunktionen und besonders die Schutzfunktion, gewährleistet bleiben.

Beispielhaft ist der technische Einsatz beim Wegebau, wie man am neu trassierten Weg zum Schwarzenstein sieht…
Hier wurde versucht, mit traditionellen Arbeitsmethoden vorzugehen. Bei Einsatz eines Baggers wäre das Ergebnis bestimmt ein ganz anderes geworden. Dasselbe gilt für Trockenmauern, die man traditionell so wie früher errichtet. Wo es möglich und sinnvoll ist, bemühen wir uns sehr, das Landeskulturelle zu erhalten und nicht überall mit technischer „Übermacht“ vorzugehen.

Macht sich der Klimawandel in unseren Wäldern bemerkbar?
Eine Studie der Eurac Bozen bestätigt, dass auch Wälder bis in große Höhen unter Trockenstress leiden. Weiters ändert der Klimawandel die Zusammensetzung der Baumarten in bestimmten Höhenstufen, gewisse Baumarten entwickeln sich weiter nach oben, das ist nachgewiesen. Auch die Baumgrenze steigt bei uns kontinuierlich nach oben. Ähnlich wie die Gletscher reagieren die Wälder aber eher langsam, Veränderungen sind also erst nach längeren Zeiträumen ersichtlich.

Sind Sie auch in Ihrer Freizeit in der Natur anzutreffen?
Ich wandere viel und bin gerne in den Bergen unterwegs. Weite Reisen interessieren mich kaum, ich denke, man muss besonders bei Reisen, die einen verstärkten Beitrag am Klimawandel haben, bewusst auf Nachhaltigkeit achten. Wir leben in einem so schönen Land und deshalb ist es nicht notwendig, groß und weit wegzufahren.

Geben Sie uns bitte eine Botschaft mit auf den Weg…
Heutzutage gibt es vielfach die Tendenz, alle Systeme zu beschleunigen, alles muss sofort und in ständiger Steigerung geschehen. Auch Wachstum hat seine Grenzen, wir sollten uns auf den Lebensstil unserer Väter besinnen und etwas mehr Ruhe, Geduld und Gelassenheit finden. Eine Entschleunigung würde unserer Gesellschaft gut tun.
(IB)