Tiroltage in Alpbach: Die Wissenschaft der Euregio fordert Antworten auf die Klimakrise. LH Kompatscher antwortet mit einem Signal an die EU: Es braucht hohe Investitionen für Klimaprojekte in Afrika.
Das Land Südtirol will mit gutem Beispiel voran gehen: Bei den Tiroltagen vom 16. bis 18. August in Alpbach forderte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher die Europäische Union auf, jährlich ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in einen „Klima-Marshallplan“ für Afrika zu investieren. Er antwortete damit unter anderem auch auf eine Forderung der Expertinnen und Experten des EuregioLab, die im vergangenen Jahr Vorschläge der Forschung für die Euregio erarbeitet hatten. Sie hatten unter anderem auch Antworten auf die Klimakrise gefordert.
Klima-Marshallplan hilft dreifach
Kompatscher sprach bei der Eröffnung der Tiroltage auch in seiner Funktion als Präsident der aus den drei Ländern Tirol, Südtirol und Trentino bestehenden Europaregion. Er ist überzeugt, mit einem massiven finanziellen Schub in Afrika gleich dreifach zu helfen: „Erstens tun wir etwas gegen die Klimakrise, die größte Herausforderung unserer Menschheit. Zweitens geben wir den Menschen in Afrika eine Zukunft und sie müssen nicht nach Europa auswandern. Das hilft drittens uns Europäern selbst: Sowohl beim Klima- als auch beim Migrationsthema.“
Die NATO fordere von der EU zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Verteidigung. Die Hälfte davon entspräche 200 Milliarden Euro, sagt der Landeshauptmann: „Damit könnten wir Europäer in Afrika enorm viel bewegen.“ Er denkt vor allem an Projekte, die Wald wiederaufforsten, Land urbar machen, aber auch an Investitionen in Technologien, die das Klima schützen und Arbeitsplätze schaffen.
Südtirol selbst – sprich das Land, kombiniert mit Anreizen für die Privatwirschaft – könne im Verhältnis zwar nur einen kleinen Beitrag leisten, aber es werde mit positivem Beispiel vorangehen: „Wir werden in den kommenden Jahren schrittweise rund 100 Millionen Euro in Klimaschutzprojekte investieren – zusätzlich zu unserer bisherigen Entwicklungszusammenarbeit.“
Freiheit und Sicherheit verteidigen
Bei der offiziellen Eröffnung mit landesüblichem Empfang sowie einem Festakt gingen die drei Landeshauptleute der Europaregion auf das Motto des Forums Alpbach „Freiheit und Sicherheit“ ein. Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher sagte, in Europa habe man sich an Freiheit und Sicherheit gewöhnt: „Heute ist dies nicht mehr so selbstverständlich. Wir werden diese Werte in der Europaregion verteidigen, indem wir lokal und global Verantwortung übernehmen.“
Gerade deshalb sei es gut, wenn die ersten Tage des Forums, die traditionellen Tiroltage, die „Forschung in der Europaregion“ in den Mittelpunkt stellen: „Die Wissenschaft hilft uns, gegen Fake News zu argumentieren und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.“ Kompatscher lobte die grenzüberschreitende Zusammenarbeit: „Forschung kennt keine Grenzen: Sie soll allen dienen und allen zugänglich sein.“ Es freue ihn auch zu sehen, dass die von der Euregio geförderten Austauschprogramme sowohl zwischen Forschenden als auch Studierenden Früchte tragen.
Tirols Landeshauptmann Günther Platter nannte den Klimawandel und den Transitverkehr als globale und überregionale Herausforderungen, die es zu bewältigen gelte – im Sinne der Bürger in der Europaregion, aber auch in Bayern.
Alpbach ist für ihn ein „Kraftort. Hier wird deutlich: Das Bundesland Tirol, aber natürlich auch die Europaregion – verfügt über das nötige Selbstbewusstsein und die wirtschaftliche Stärke, Forschung in der Europaregion voranzutreiben. Das bedeutet auch, Neues zu wagen, wenn Bewährtes überholt ist.“
Der Landesthauptmann des Trentino Maurizio Fugatti erinnerte an die totalitären und autoritären Systeme, die Europa überwunden hat: „Heute fragt sich Europa wieder, wie es weiter gehen soll. Die Initiativen der Europaregion – insbesondere der Euregio-Wissenschaftsfonds – können ein Beispiel für Europa sein.“ Die Zusammenarbeit in der Forschung, das Teilen von Projekten, Labors und Forschern ebenso wie die Stärkung des Technologietransfers und die Initiierung von Spin-offs und Industrieclustern müsse ein Schwerpunkt der Europaregion der Zukunft sein, sagte Fugatti. (GST)
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