Unter dem Motto „Sichtweisen“ lädt das Südtiroler Kulturinstitut in der neuen Spielzeit in Bruneck zu vier Konzerten mit markanten Interpreten, deren Sichtweise auf Musik alles, nur nicht beliebig ist. Außerdem gibt es eine Konzertlesung mit Erwin Steinhauer, bei der Weihnachten garantiert mit Humor betrachtet wird.
KKlarinette, Violine, Cello und Klavier sind keine alltägliche Mischung für ein Quartett. Doch diese Instrumente waren Olivier Messiaen verfügbar, als er 1940/41 im Kriegsgefangenenlager von Görlitz das Kammermusikwerk „Quatuor pour la fin du temps“ (deutsch: Quartett für das Ende der Zeit) komponierte und vor 400 Gefangenen uraufführte. Im Ragenhaus interpretieren nun vier junge Musiker Messiaens von der Geheimen Offenbarung des Johannes inspiriertes Werk. Alle vier können beachtliche Solo-Karrieren und Preise vorweisen, ihre Biografien sind mit Auftritten auf den wichtigen Podien der Musikwelt gefüllt: der Klarinettist Sebastian Manz, die Violinistin Sarah Christian, der Cellist Julian Steckel und der Pianist Herbert Schuch. Zusammen mit Werken von Robert Schumann, die etwa hundert Jahre vor Messiaens Quartett entstanden, umspannt das Konzertprogramm von Romantik bis Moderne ein Jahrhundert Musikgeschichte.
Jingle Bells reloaded
Schrille Nacht, heitere Nacht, keiner schläft, alles lacht: Wenn die „Unheiligen drei Könige“ Erwin Steinhauer, Peter Rosmanith und Georg Graf zu ihrem literarisch-musikalischen Abend „Jingle Bells reloaded“ einladen, läuft garantiert nicht die übliche Weihnachtsplatte. Welchen Beruf Jesus hatte und ähnliche Fragen beantworten der hl. Peter, der hl. Schur und der hl. Erwin an diesem Abend nicht. Aber allen Weihnachtsmuffeln, die allergisch auf Christkindlmärkte reagieren und bei denen Punschstandeln den Brechreiz fördern, versprechen die drei: „Wir lindern den Schmerz, wir schenken euch uns, wir singen nicht.“ Der Schauspieler Erwin Steinhauer liest satirische Texte von Daniel Glattauer, Friedrich Torberg, Groucho Marx, Gerhard Polt und Helmut Qualtinger. Georg Graf und Peter Rosmanith schmücken die Geschichten mit musikalischem Tand aus aller Welt. Sollten Liebhaber des Weihnachtstrubels im Saal sitzen, nehmen die unheiligen drei Könige auch das mit Humor. Nur einen Tipp hätten sie: „Ihr Kinderlein kommet … nicht, schickt nur die Eltern!“
6 Philharmoniker – 6 Stradivaris
Sechs Berliner Philharmoniker spielen auf sechs Stradivaris. Dieses fast unmögliche Ereignis wird durch die Schweizer Habisreutinger Stiftung möglich. Antonio Stradivari (1644-1737), der berühmteste Instrumentenbauer aller Zeiten, schuf durch ihre einzigartige Form, ihr Holz und ihren geheimnisvollen Lack wahre Klangwunder an Instrumenten. Das Philharmonische Stradivari Sextett Berlin fand sich erstmals 1993 zusammen und spielt auf diesen kostbaren Instrumenten. Von den acht erhaltenen Bratschen Stradivaris erklingen gleich zwei im Ensemble: die erste und die letzte Viola, die Stradivari gefertigt hat. Das Konzert in Bruneck umspannt im Rücklauf ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte: Von Richard Strauss‘ Sextett aus der Oper „Capriccio“ (1942), das den Schrecken seiner Zeit in spätromantischer Manier entflieht, über Arnold Schönbergs Werk „Verklärte Nacht“, das bei der Uraufführung 1902 für einen Skandal sorgte, bis zu Antonin Dvoráks Streichsextett op. 48 aus dem Jahr 1878 in hochromantischer Art.
Deutschland trifft Estland
Alles so zu spielen, als wäre es noch nie gespielt und gehört worden, ist der hohe Anspruch der Violinistin Carolin Widmann. Neben ihrem Können ist es wohl
diese Einstellung, die sie zu einer der erfolgreichsten Musikerinnen ihres Instruments gemacht hat. 2017 erhielt sie den Bayerischen Staatspreis für Musik, 2013 war sie „Musikerin des Jahres“ der International Classical Music Awards. Als Solistin und Kammermusikerin ist sie weltweit unterwegs und bekannt dafür, dass sie gerne zeitgenössische Musik mit älteren Werken zusammenspannt. Mit dem Tallinn Chamber Orchestra steht das führende estnische Kammerorchester in Bruneck an ihrer Seite. Es wurde 1993 aus Absolventen des Konservatoriums Tallinn gegründet und wird von Risto Joost geleitet. Neben Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert d-Moll und Erich Korngolds Symphonischer Serenade op. 39 stehen auch Werke von Arvo Pärt auf dem Programm, dem wohl bekanntesten Komponisten aus Estland.
Schostakowitsch-Projekt
Johannes Fischer gilt als der Klangzauberer unter den Schlagzeugern. Seine Solokarriere führte ihn zu Festivals auf der ganzen Welt. Auch als Komponist und Kammermusiker ist er erfolgreich, so tritt er regelmäßig mit dem Schlagzeuger Domenico Melchiorre auf. Mit dem Cellisten Sebastian Klinger und den ebenso erfolgreichen Musikerinnen Alissa Margulis an der Violine und Marianna Shirinyan am Klavier findet das Quintett seine ebenbürtige Vollendung. Das Schostakowitsch-Projekt, das in Bruneck zur Aufführung gelangt, vereint ein Klaviertrio mit einem Schlagzeugduo. Der erste Konzertteil kontrastiert Franz Schubert mit einem neuen Percussionwerk von Johannes Fischer. Der zweite Teil gipfelt in der von Schostakowitsch autorisierten Fassung seiner 15. Sinfonie für fünf Instrumentalisten von Viktor Derevianko.
Neben den Konzerten und der Konzertlesung bietet das Südtiroler Kulturinstitut in Bruneck auch ein Theaterprogramm für Kinder und Jugendliche am Vormittag an: Gezeigt werden das Jugendstück „Patricks Trick“ von Kristo Šagor sowie das Kindertheater „Die kleine Meerjungfrau“. Möglich ist ein so umfangreiches Programm durch die Unterstützung der Südtiroler Landesregierung, Abteilung deutsche Kultur, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, zahlreicher privater Sponsoren, der Mitglieder der „Unternehmerinitiative Wirtschaft & Kultur – Bruneck“ sowie durch die Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Athesia und der Musikschule Bruneck.
Das Programm in Bruneck:
„Schumann & Messiaen“ mit Sebastian Manz u. a. | Dienstag, 15. Oktober 2019
Erwin Steinhauer – Jingle Bells reloaded | Mittwoch, 11. Dezember 2019
Philharmonisches Stradivari Sextett Berlin | Dienstag, 14. Jänner 2020
Tallinn Chamber Orchestra & Carolin Widmann | Donnerstag, 30. Jänner 2020
„Schostakowitsch-Projekt“ mit Johannes Fischer u. a. | Freitag, 6. März 2020
Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr und finden im Ragenhaus in Bruneck statt.
Abo-Verkauf: vom 17. bis 23. September im Büro des Südtiroler Kulturinstituts unter Tel. 0471-313800 oder per E-Mail: info@kulturinstitut.org.
Einzelkarten: ab dem 25. September im Südtiroler Kulturinstitut, bei Athesia-Ticket, unter www.kulturinstitut.org oder telefonisch ab 26. September unter 0471-313800.
Informationen unter: Südtiroler Kulturinstitut, Schlernstraße 1 (Waltherhaus), Bozen
Tel: 0471-313800; info@kulturinstitut.org; www.kulturinstitut.org
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