Anton Kosta aus St. Lorenzen

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Anton Kosta aus St. Lorenzen

“Leben ist Wandel und Wandel ist Erfolg.“

Anton Kosta war über 25 Jahre Geschäftsführer der Raiffeisenkasse Bruneck und ist mit Ende des Jahres in den Ruhestand getreten. Was er, was ihn in all den Jahren geprägt hat, erzählt der 62-Jährige in einem kurzen Interview.

Wie wurden Sie zum Leadership?
Ich bin als Vierter von fünf Kindern in einer Arbeiterfamilie in St. Lorenzen aufgewachsen. Meine erste „Führungserfahrung“ war als Erdäpfelaufklauber, wobei ich mit einer Handvoll Buben aus dem Dorf verschiedenen Bauern bei der Kartoffelernte half. Nach der Mittelschule wollte ich vom Dorf „ausbrechen“ und so besuchte ich die Handelsoberschule in Bozen. Hierbei erfuhr ich einen für mich schwierigen, aber sehr wichtigen Prozess der Abnabelung von Daheim. Nach der Matura inskribierte ich mich an der Uni Innsbruck, erhielt aber auch ein Angebot vom Raiffeisenverband, dort in der Revision und in einer Genossenschaftsberatung tätig zu sein. Nachdem in diese Zeit auch der Tod meines Vaters fiel, der schwer traumatisiert vom Krieg zurückgekehrt war, entschied ich mich, diese Arbeit anzunehmen, welche mich über zehn Jahre lang erfüllte. In der Bank lernte ich sämtliche Abteilungstätigkeiten kennen. Anschließend wurde ich mit 29 Jahren Geschäftsführer der Raiffeisenkasse Eisacktal, welche sich damals in einer schwierigen Lage befand. Im Mai 1994 schließlich wurde ich Geschäftsführer der Raika Bruneck und konnte dort neben der Zahlengerüste auch stark das Wertebewusstsein der Bankgenossenschaft ausarbeiten. Diese philosophische Ausrichtung gepaart mit Zahlen ist bis heute das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens.

Was verstehen Sie unter genossenschaftlichen Werten?
Der fundamentalste Wert ist der Förderauftrag: Den Mehrwert in das Leben der Menschen zu bringen. Wir entwickelten spezielle Produkte, wobei mit Empathie auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden eingegangen werden kann. Diesen Mehrwert Leben erreichen wir durch Vertrauen, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Verantwortung und Begeisterung. Und dies nicht nur den Kunden, sondern auch den Mitarbeitern gegenüber.

Was raten Sie dem traditionellen Sparer in Zeiten des Nullzinses?
Grundsätzlich sollte es uns auf dieser Welt um den bewussten, sparsamen Umgang sämtlicher Ressourcen gehen. In Bezug auf Geld hat das Sparen eine andere Bedeutung als früher, weil es in einem Kontext der primären Absicherung und Vorsorge gegenüber seiner Familie und sich selbst gesehen werden muss. Uns als Bank geht es darum, Menschen zu helfen, die Verantwortung über die finanzielle Situation zu gewährleisten und selbst in die Hand nehmen zu können; so kann ein Eigenheim eine Basis für eine finanzielle Absicherung sein. Ich darf den Philosophen Precht zitieren, der die größte Herausforderung auf diesem Erdball nicht in der finanziellen Verstrickung, sondern im Umgang mit der Umwelt sieht. Wir müssen imstande sein, den Klimawandel in eine gute Entwicklung zu lenken – und daraus ergeben sich neue, wirtschaftliche Chancen. Dies betrachtend muss sich auch die Finanzwirtschaft entsprechend entfalten. Ich sehe jedenfalls keine Weltuntergangsstimmung, auch wenn wir die große Verschuldung einiger Staaten haben, denn mit den nötigen Reformen sollte es möglich sein, diese zu sanieren.

Wie geht es Ihnen nach Ihrem letzten Arbeitstag?
Für mich ging eine Ära zu Ende, weil ich in dieser Genossenschaftsbank meine Lebensphilosophie in der Aktivität der Unternehmenskultur zur Blüte bringen konnte. Jetzt öffnet sich für mich eine neue, ehrenamtliche Aufgabe als Obmann der Sozialgenossenschaft Eos. Weitere Tätigkeiten in Verwaltungsräten möchte ich künftig etwas zurückfahren. Privat habe ich viele Projekte, eines davon ist, den Pilgerweg von Südtirol aus bis nach Jerusalem zu vollenden.

Was gibt Ihnen das Pilgern?
Der Weg ist das Ziel. Auf den langen Wegen gibt es jemanden, mit dem man sich auseinandersetzen kann – und das bist du selbst. Ich denke da an eines meiner Lieblingsbücher, Hesses Siddhartha, wo der Mensch viele Stationen zu durchwandern hat, um zur Weisheit zu gelangen. Der Succus daraus: Die Weisheit, das Göttliche liegt in dir selbst. Eine philosophische Analyse von mir selbst, von meinem Leben – das gibt mir das Pilgern. Man durchlebt körperliche Krisen und erfährt auch Läuterung.

Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Ich habe zwei süße Enkel, denen ich künftig mehr meiner Zeit widmen möchte. Gerne werde ich auch mit einem Camper durch Europa touren, oder meinem Hobby, dem Golfspiel, nachgehen.

Haben Sie Vorbilder?
Meine Eltern sind mir Vorbild, speziell mit meiner 95-jährigen Mutter habe ich eine innige Bindung. Sie war mir Vorbild in der Einfachheit und zeigte mir sehr früh den Weg zur Eigenverantwortung. Weiters bin ich in meiner Denkhaltung stark von Benediktinischen Grundsätzen inspiriert: Ora et labora.
Das Wichtigste ist weder das Beten, noch das Arbeiten, sondern das „und“, nämlich beides ausgewogen zu kombinieren. Mein Sein, meine Denk- und Arbeitswelt sind im benediktinischen Sinne geprägt von Gehorsamkeit, Demut und heiterer Gelassenheit. (IB)