Die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf Südtirols Arbeitsmarkt und Wirtschaft bis zum Jahr 2040: Dieses Thema beleuchtet die jüngste Ausgabe von Arbeitsmarkt-News.
Ob im Ahrntal, in den ladinischen Tälern, im oberen Vinschgau oder in Südtirols Ballungsräumen: Die erwerbsfähige Bevölkerung wird älter, die Anzahl der aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Arbeitskräfte nimmt stark zu. Bereits im Laufe der kommenden Jahre wird Südtirols Wirtschaft einen Aderlass erleben: Zahlreiche Arbeitnehmende werden in den Ruhestand treten. Der Arbeitskräftepool wird zunehmend kleiner.
In der jüngsten Ausgabe von Arbeitsmarkt-News (1/2020) wird die Lage in den 15 Südtiroler Kleinregionen im Zeitraum 1990 bis 2040 unter die Lupe genommen. Trotz der regionalen Besonderheiten ergibt sich ein einheitliches Bild, sagt der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther: „Die Arbeitskräfte altern, die Generation der Babyboomer scheidet in den nächsten zwei Jahrzehnten aus dem Erwerbsleben aus. Diese demografische Entwicklung wird Südtirols wirtschaftliches und soziales Gefüge sehr stark beeinflussen.“
Demografische Entwicklung belastet Wirtschaft
Die aktuelle Ausgabe analysiert auch, wie sich die demografische Struktur auf den Arbeitsmarkt der kommenden 20 Jahre auswirken wird und welche territorialen Unterschiede sich ergeben werden. Die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt der Landesabteilung Arbeit hat dabei eine Berechnungsmethode gewählt, die ganz bewusst zwei Entwicklungen ausklammert, die bisher zum Südtiroler Beschäftigungswunder beigetragen haben: die Wanderungsbewegungen und der Anstieg der Erwerbstätigkeit älterer Arbeitnehmer. Welche Folgen ergäben sich für den Südtiroler Arbeitsmarkt, wenn in den nächsten 20 Jahren keine Wanderungsbewegung mehr stattfänden und die Beteiligung der abhängig Beschäftigten am Arbeitsmarkt in allen Altersgruppen auf dem heutigen Niveau „eingefroren“ bliebe?
Abteilungsdirektor Luther bringt die Ergebnisse der Simulation auf den Punkt: „Ohne jegliche Wanderungsbewegungen – inklusive der Einwanderung aus benachbarten Regionen und Ländern – würde unsere Wohnbevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den kommenden zwei Jahrzehnten um 50.000 Einwohner sinken. Jeder der 15 untersuchten Kleinbezirke wäre betroffen: den stärksten Rückgang mit einem Minus von 21 Prozent müssten Meran und Umgebung hinnehmen, den geringsten mit minus zehn Prozent das Passeiertal.“ In einigen Bezirken – so dem Hochpustertal, dem Passeiertal, aber auch dem Mittel- und Untervinschgau – ist die erwerbsfähige Wohnbevölkerung bereits seit Jahren rückläufig. Wie sich die Situation in den einzelnen Kleinregionen darstellt, ist in der Publikation der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt detailliert angeführt.
„Arbeits- und wirtschaftspolitisches Neuland gestalten“
„Südtirol steht allein schon aus demografischen Gründen vor einem wirtschaftlichen Strukturwandel“, betont Landesrat Philipp Achammer. Eine Alterung der Bevölkerung wirke sich auf die Arbeitswelt aus. Damit sei auch die Arbeitsmarktpolitik neu gefordert. Um Südtirols Betriebe auf den demografischen Wandel vorzubereiten, seien Fachkräfte nötig, sagt Achammer: „es steht und fällt mit dem Faktor Mensch.“ Um dem anstehenden Fachkräftebedarf auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, regt Achammer an, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen, „indem wir beispielsweise die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken, Arbeitsbedingungen und Arbeitsorganisation verbessern oder indem wir neue Kooperationsformen zwischen Betrieben andenken.“ Der für Arbeit und Wirtschaft zuständige Landesrat verweist aber auch auf die Bedeutung einer gestärkten Sozialpartnerschaft: „Es ist sinnvoll, sich dem demografischen Wandel sowie den damit verbundenen Herausforderungen in der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik gemeinsam zu stellen, und Handlungsoptionen gemeinsam aktiv zu gestalten.“ (LPA/jw)
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