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Reinhard Steger aus Mühlen in Taufers

„Suchst du eine kreative Lösung? Am Ende ist es die eigene Motivation, die eigene Begeisterung, die dich weiterbringt!“

Die Wände seines Kreativstudios sind voll von Auszeichnungen und Diplomen. Hier ist das Epizentrum des Küchenmeisters, diplomierten Diätkochs, Buchautors, Trainers und Coachs Reinhard Steger.

Herr Steger, wie begann Ihre Kochleidenschaft?
Meine zarten Anfänge reichen in die Schulzeit zurück, als ich in den Sommerferien meiner Tante Liese in der Küche half. Sie war die inkarnierte Wirtshausköchin. Ihre Passion für schmackhafte Speisen wirkte auf mich so ansteckend, dass ich Koch werden wollte, obwohl mein Vater für mich ein Studium vorgesehen hätte; ich solle ein leichteres Leben haben, als es ihm als Vollwaise zuteil war, meinte er. Meine Fachausbildung dann war mit dem heutigen Niveau in keiner Weise vergleichbar und ich sehnte mich, Erfahrung im Ausland zu sammeln. Über 30 Bewerbungsschreiben in ganz Europa blieben erfolglos, bis mir schließlich ein Job im Kempinski in St. Moritz winkte. Von der bescheidenen heimischen Realität stand ich plötzlich in einer Gastronomie mit Weltformat. Noblesse pur! Es folgten für mich harte, entscheidende Lehrjahre. Nach Südtirol zurückgekehrt, standen mir dann als Küchenchef alle Türen der renommierten Gastronomie offen.

Und heute sind Sie Präsident des Südtiroler Köcheverbandes…
Ja, seit über 20 Jahren übe ich dieses Ehrenamt aus. Es geht mir darum, das Berufsbild im weitreichenden Spannungsfeld von den Kindergärten über die Schulen zu Altersheimen bis zur Gastronomie und Hotellerie zu stärken. Generationsübergreifend vom Lehrling bis zum Küchenchef gibt es viele Schnittpunkte von den Landesämtern über Ernährungswissenschaftler bis zu den Ärzten. Weiters unterliegt die Gastronomie einem steten Wandel und hängt mit den gesellschaftlichen Trends und mit der Veränderung der Arbeitswelt zusammen.

Wie beurteilen Sie das Niveau der Südtiroler Küche?
Vor 50 Jahren war die Südtiroler Küche nicht „hoffähig“, seitdem genießt sie einen enormen Aufschwung. Das Verdienst liegt einmal in der top Ausbildung, die heute auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht und die wir im Köcheverband fördern. Bis vor 20 Jahren gab es keine gewichtige Kochliteratur über Südtirol. Erst sie vermochte die Südtiroler Küche in der Bevölkerung zu verankern und vor allem über die Grenzen bekanntzumachen. Der Schlüssel ist, dass heute die Einheimischen und nicht nur unsere Gäste die Südtiroler Küche zu schätzen wissen, erst dadurch erhält sie Authentizität und Glaubwürdigkeit. Durch das Essen identifiziert man sich mit dem Land. Ein gutes Beispiel ist auch das Käsefestival in Sand in Taufers, wo Essgenuss und Landwirtschaft eine Kooperation bilden. Ganz allgemein müssen wir die Kreisläufe der kurzen Wege vom Produkt in die Haushalte fördern. Der Kunde sollte bereit sein, für regionale oder Bioprodukte auch etwas mehr auszugeben und die Identität hierfür verankern. Diese Werte gilt es, auch an die Jugend weiterzugeben, um den globalen Märkten zu trotzen. Wenn man schließlich bedenkt, dass es bis auf die Wiener Küche, eigentlich nur Nationenküchen gibt, ist es umso bedeutender, dass wir es geschafft haben, die Südtiroler Küche in den Focus der Eigenständigkeit zu rücken.

Der Kochberuf ist oft stressig, ist er für junge Leute attraktiv?
Wir leben in einem wunderschönen Land, der Tourismus boomt. Südtirol bietet großartige Ausbildungsmöglichkeiten und Perspektiven. Am Ende ist es die eigene Kraft, Begeisterung und Lebensfreude, an der sich der Jugendliche aufbauen und weiterentwickeln kann. Der Kochberuf ist abwechslungsreich, krisensicher und führt, gepaart mit Phantasie und Esprit, zu persönlichem Erfolg und Karrieremöglichkeit. Für den, der sich kreativ verwirklichen will, ist es der ideale Beruf.

Was in Ihrem Leben würden Sie anders machen?
Im Rückblick kann ich sagen, dass ich meinen Traumberuf ausübe. Selbst nach all den Jahren, würde ich alles genauso machen. Der Beruf ermöglicht, mit Ehrgeiz, Fleiß und Konsequenz, ständig an sich zu wachsen. Ich unterrichte an den Gastronomie- und Hotelfachschulen in Bruneck und Brixen, am Kaiserhof in Meran und halte Vorträge im Ausland und im parauniversitären Bereich. Es ist erfüllend, junge Leute zu begeistern und ihnen meine Faszination für das Kochen weiterzugeben. 2002 wurde ich in die europäische Union der Köche Eurotoques berufen. Auch bin ich in der Produktveredelung tätig; hier sehe ich noch ein ungemeines Potential für Südtirol. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man im Leben etwas bewegen und Impulse geben kann. (IB)