Kronprinz Rudolf – ein Jäger aus Leidenschaft

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Kronprinz Rudolf – ein Jäger aus Leidenschaft

Rudolf Franz Karl Joseph (*21.08.1858 Laxenburg bis †30.01.1889 Mayerling), Erzherzog und Kronprinz von Österreich, einziger Sohn des österreichischen Kaisers Franz Josef I. und der Kaiserin Elisabeth, genannt „Sissi“, wurde am 21. August 1858 in Wien geboren. Er wurde sehr streng erzogen und genoss einen sehr vielseitigen Unterricht, der fast alle Sprachen seines künftigen Reiches umfasste.

Er bewies großes Interesse für die Militär- und Naturwissenschaften. Als leidenschaftlicher Jäger beobachtete er mit eingehendem Verständnis die Erscheinungen der Natur und die Eigenschaften der Tiere, insbesondere der Vögel, und wusste sie mit Geschick zu schildern. Er war hochintelligent und verfasste bereits im Alter von 14 Jahren Aufsätze über philosophische, historische und staatsrechtliche Fragen. Seine Sichtweise war so, dass er schon bald zu einem Gegner der konservativen Kreise des Hofes wurde, vor allem des Ministerpräsidenten Taaffe, was schließlich auch das Verhältnis zu seinem Vater stark belastete.

Kronprinz Rudolf
Der Kronprinz war auch schriftstellerisch tätig. Zunächst schrieb er Volkskundliches und Naturwissenschaftliches und erhielt 1884 das Ehrendoktorat der Universität Wien für Ornithologie (Vogelkunde). Später verfasste er politische, anonym erscheinende Artikel im „Wiener Tagblatt“, einer Zeitung der liberalen Opposition. Seine Gedankenwelt war nicht die des Hofes. Zu seinem Freundeskreis gehörten radikale Journalisten, Freimaurer und atheistische Intellektuelle, seine Sympathie schenkte er Fiakerkutschern und Heurigensängern.
Letztlich zerbrach Rudolf an der Unvereinbarkeit seiner Ansichten mit den Erwartungen, die an ihn gestellt wurden und denen er nicht gerecht werden konnte, sowie an seiner übersensiblen, psychischen Verfassung. Eine zerrüttete Gesundheit, eine gescheiterte Ehe, Lebensüberdruss, Sinnkrisen, vielleicht auch Zwangsvorstellungen, ließen ihn in jenes Bedrängnis geraten, aus dem er keinen anderen Ausweg sah als den Freitod. Die Fakten um den Tod des Kronprinzen und seiner 17-jährigen Begleiterin Mary Vetsera präsentierten sich lange als sehr verwirrend, sind aber heute doch einigermaßen geklärt, wenn auch gelegentlich immer noch neue Aspekte der „Tragödie von Mayerling“ erweckt werden.

Mary Vetsera
Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, welche auch Mary genannt wurde, stammte aus dem Hause Vetsera. 1888 lernte sie den Kronprinzen bei einem Pferdrennen zum erstenmal kennen und schwärmte wie damals viele Mädchen für ihn. Vermutlich trafen sie sich in den ersten Novembertagen des Jahres 1888 zum erstenmal privat, worauf noch zwanzig weitere Treffen bis zum 28. Januar folgten. „Die Tragödie von Mayerling“ bezieht sich auf den Fund der beiden Leichen am Morgen des 30. Januars.
Der Kronprinz schrieb die Abschiedsbriefe bereits am 28. Jänner 1889 vor 12 Uhr mittags in Wien. Der Selbstmord geschah dann am 30. Jänner 1889. Als die Hofärzte in einem posthumen Bulletin eine Sinnesverwirrung des Kronprinzen aufgrund pathologischer Anlagen konstatierten – König Ludwig II. von Bayern, ein Cousin der Kaiserin Elisabeth, hatte am 13. Juni 1886 im Starnberger See Selbstmord begangen –, wurde ein kirchliches Begräbnis möglich. Dies fand allerdings nicht wie von den Verstorbenen gewünscht gemeinsam auf dem Dorffriedhof von Alland, nicht weit von Mayerling, statt. Rudolf, als Erbe einer der ehrwürdigsten Kronen des Abendlandes, wurde im Kreise seiner Vorfahren in der Kaisergruft bestattet, Mary Vetsera auf dem Friedhof in Heiligenkreuz.

Kronprinz Rudolf als Jäger
Es ist nicht ganz einfach zu verstehen, wie Kronprinz Rudolf, der begeisterte Naturwissenschaftler, die Jagd derart extensiv betreiben konnte, dass sich in den vier Jahren von 1877 bis 1881 eine kaiserliche Schussliste ergab, die 18.050 Tiere umfasste. Das waren 12 Stück erlegtes Wild pro Tag. Der „Pusterthaler Bote“ von 1882 (Nr. 4, S. 15) spricht in diesem Zusammenhang von einer „kolossalen Jagdbeute“.
Die kaiserliche
Schussliste von 1877-1881
207 Hirsche
176 Kahlwild
122 Damböcke
136 Kahlwild
108 Rehböcke
17 Rehgaisen
260 Gemsen
2 Virginiahirsche
17 Mouflon
388 Schwarzwild
3 asiatische Wildschweine
5775 Feldhausen
1 Wüstenhasen
2123 Kaninchen
1 Murmeltier
2 Bären
1 Wolf
3 afrikanische Wölfe
9 Schakale
25 Füchse
1 Wüstenfuchs
3 Hyänen
1 Pantherfuchs
1 Wüstenfuchs
1 Wildkatze
1 Dachs
1 Ichneumon
1 Edelmarder
1 Steinmarder
6 Iltis
3 Wiesel
2 Bartgeier
5 Kuttengeier
5 Gänsegeier
12 Aasgeier
1 Kappengeier
8 Steinadler
4 Kaiseradler
1 Adalberti-Adler
1 Steppenadler
1 Schreiadler
5 Zwergadler
6 Seeadler
4 Fischadler
3 Schlangenadler
4 Uhu
106 kleinere Raubvögel
28 Auerhähne
2 Rackelhähne
50 Birkhähne
3 Haselhühner
2585 Rebhühner
2 Rothhühner
10 Steinhühner
2 Klippenhühner
115 Wachteln
5 Francolin
4115 Fasane
2 Trappen
2 Kraniche
7 Schwarzstörche
8 Wildgänse
1 Pelikan
1 Schopfpelikan
680 sonstiges Sumpf- und Wasserwild
867 Verschiedenes
1 Waran-Eidechse
Gesamtzahl der erlegten Stücke 18.050, das traf im Durchschnitt in den letzten vier Jahren pro Tag 12 Stück erlegtes Wild. (RT)