Neues Informationsblatt zum Fichtenborkenkäfer
22. Juni 2020
Sexten – Beitrag an den Sanitätsbetrieb
22. Juni 2020
Alle anzeigen

Begegnung im Kloster

Im Mühlbacher Kloster wird ein neues Seniorenwohnheim und ein neues Heim für die Mittelschule im Herz Jesu Institut errichtet. Die Bauarbeiten zum Großprojekt beginnen im Juni.

Die Entscheidung, dass in Mühlbach ein Seniorenwohnheim entstehen soll, sei eine sehr langwierige gewesen, berichtet der Bürgermeister von Mühlbach, Christoph Prugger. „Es wurde lange überlegt, was im Kloster entstehen soll. Dreimal wurde der Ort gewechselt. Es waren vorher insgesamt unzufriedene und wenig praktikable Vorschläge, wie der Bürgermeister festhält. Nicht so das neue Projekt, dessen Architekturwettbewerb die Bietergemeinschaft (ATI) ARREA arhitektura d.o.o. aus Slowenien mit der bekannten Architektin und Universitätsprofessorin Maruša Zorec gewonnen hat. Es soll nun zügig umgesetzt werden. Dieses gemeinsame Projekt der Gemeinden Mühlbach, Vintl, Natz-Schabs und Rodeneck, sowie der Tertiarschwestern und der Stiftung St. Elisabeth sieht ein Seniorenwohnheim mit 68 Betten und einen neuen Bau für das Heim der Mittelschule vor.

Kloster für Senioren und Neubau für Schüler
„Zwischen Brixen und Bruneck ist eine größere Senioreneinrichtung notwendig geworden, da der Bedarf sehr groß ist, deshalb ist es an der Zeit, dieses Vorhaben jetzt zügig umzusetzen. Wir stehen kurz vor dem Baubeginn, dem eine sechsjährige Planung vorausging“, erklärt der Präsident der Stiftung St. Elisabeth Christian Klotzner. Das Heim wird im Auftrag der Gemeinden von der Stiftung St. Elisabeth errichtet und auch geführt werden. „Wir als Stiftung haben vertraglich das Oberflächenrecht für 65 Jahre übernommen“, sagt Christian Klotzner. Das Vorhaben wird derzeit von einem Koordinierungsausschuss unter der Leitung des Mühlbacher Bürgermeisters und von einem Baukomitee unter der Leitung des Bürgermeisters von Natz-Schabs begleitet. Die Stiftung St. Elisabeth führt bereits mehrere Seniorenwohnheime wie zum Beispiel den Grieserhof in Bozen oder Martinsbrunn in Meran und freut sich laut dem Präsidenten der Stiftung diese Erfahrungen auch in Mühlbach einbringen zu dürfen, aber auch eng mit dem Netzwerk im Raum Brixen zusammenzuarbeiten. Am 22. Juni soll mit dem ersten Baulos für den Aushub und die Mikropfähle begonnen werden. „Wir möchten die Sommermonate nutzen, um die großen Arbeiten durchzuführen, um auch den Schulbetrieb im Herbst nicht zu stören. Unterhalb des Klosters wird zudem zum Seniorenheim von den Tertiarschwestern auch ein neues Mädchenheim für die Mittelschule mit 40 Heimplätzen errichtet, da die derzeit hierfür verwendeten Räumlichkeiten für das Seniorenheim benötigt werden“, sagt der Präsident. „Ich bin der Meinung, dass dieses Projekt für Mühlbach eine riesen Chance bietet, weil das historische Gebäude eine neue Aufwertung bekommt, aber auch dem Dorf als Ganzes diese Aufwertung zugutekommt“, sagt Christian Klotzner. Die Schule befinde sich in unmittelbarer Nähe zum Klostergebäude und auch im Erdgeschoss des Klosters seien Werk- und Bastelstätten für die Schule geplant, damit sich Senioren und Schüler begegnen. Zudem werde im Parterre Richtung Süden ein öffentliches Cafe und ein Mittagstisch eingerichtet, damit viel Begegnung auch nach außen hin möglich ist, betont Klotzner. Ebenfalls sei ein Durchgang durch das Kloster möglich: „Von der Parkgarage ausgehend gelangt der Besucher entlang dem Seniorenwohnheim und dem Cafe direkt in das Dorf. Auch hier soll die Bevölkerung von der Begegnung profitieren“, sagt Klotzner, der vom Projekt begeistert ist, wenn auch aufgrund des denkmalgeschützten Charakters des Baues einige bauliche Kompromisse notwendig sind und die Kosten aufgrund von Restaurierungen höher sind, als bei einem reinen Neubau.
Der Bürgermeister von Mühlbach, Christoph Prugger ist ebenfalls überzeugt, dass in Mühlbach ein „sehr schönes Seniorenwohnheim“ entstehen wird. „Das Gebäude ist architektonisch sehr interessant und alle sind davon überzeugt, dass dieses denkmalgeschützte Gebäude, Teile davon wie der Freyenthurn gehen auf das Mittelalter zurück, nach dem Umbau ein schönes Haus mit Flair werden wird. Die Denkmalpflege soll natürlich nicht zu kurz kommen, die jeweils beim Bau zu treffenden entsprechenden Entscheidungen müssen aber zügig getroffen werden, damit das Vorhaben planmäßig fertiggestellt werden kann. In diesem Heim steckt viel Herzblut aller Beteiligten, nicht zuletzt von mir“, sagt er überzeugt.

68 Betten für vier Gemeinden
Die Bettenaufteilung im neuen übergemeindlichen Seniorenheim wurde wie folgt aufgeteilt: Die Gemeinde Mühlbach wird mit 23 Betten die meisten Betten erhalten, gefolgt von der Gemeinde Vintl mit 19 Betten, der Gemeinde Natz-Schabs mit 15 Betten und der Gemeinde Rodeneck mit 11 Betten. „Die Kosten für das Heim tragen die Gemeinden nach Bettenschlüssel, die Stiftung St. Elisabeth beteiligt sich daran mit 8,80 Prozent. Das gesamte Bauvorhaben wird voraussichtlich 18 Millionen Euro kosten und auch von der Südtiroler Landesregierung dankenswerter Weise bestmöglich unterstützt“, hält Christoph Prugger fest. Vom Landesamt für Senioren und Sozialsprengel wurde für den Neubau des Seniorenwohnheimes die vom Gesetz vorgesehenen finanzielle Unterstützung zugesichert. Der Neubau des Mädcheninternats wird vom Landesamt für Schulfürsorge finanziell unterstützt. Für die Mitarbeiter und Besucher des Heimes seien in der nahe gelegenen sogenannten Klosteracker-Garage Parkplätze vorgesehen. Die Struktur sei auch sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen, verrät der Bürgermeister von Mühlbach weiter. Laut ihm sei ein erstes Baulos in Höhe von ca. 900.000 Euro bereits ausgeschrieben und könne vom Wettbewerbssieger Ende Juni begonnen werden, das zweite große Baulos sei ebenfalls bereits ausgeschrieben und soll nach Plan Ende September/Anfang Oktober begonnen werden. Das Ende der Bauarbeiten sei Ende 2022 geplant.

Lokalaugenschein in Mühlbach
Bei einem Lokalaugenschein in Mühlbach hat sich Landesrätin Waltraud Deeg gemeinsam mit den Bürgermeistern der vier Gemeinden sowie dem Präsidenten der Stiftung St. Elisabeth, vor Ort über den Stand der Planungsarbeiten und den bevorstehenden Baubeginn informiert. Zwischen den Einrichtungen sollen künftig generationenübergreifend Synergien genützt und Begegnungsmöglichkeiten geschaffen werden. „Wenn Generationen in gutem Austausch miteinander leben, können sie voneinander lernen und bereichern damit die gesamte Gesellschaft. Dieses Projekt schafft die idealen Voraussetzungen dafür“, betonte Soziallandesrätin Waltraud Deeg bei der Begehung.

Lokalaugenschein in Mühlbach mit Bürgermeister Christoph Prugger, Bürgermeister Alexander Überbacher (Natz-Schabs), Bürgermeister Walter Huber (Vintl), Sr. Elisabeth Tschurtschenthaler, Landesrätin Deeg, Präsident der Stiftung St. Elisabeth Christian Klotzner und Bürgermeister Klaus Faller (Rodeneck) (v.l.).

Klostergemeinschaft aufgelöst
„Im Kloster lebten noch neun Schwestern, die jetzt aber nach Bozen und Brixen übersiedelt sind, denn die Klostergemeinschaft wird aufgelöst. Natürlich ist dieser Schritt mit sehr viel Wehmut verbunden. Die Bevölkerung und wir sind den Schwestern zu großem Dank verpflichtet. Auch, dass sie bereit waren, das Klosterareal für eine weitere Epoche einer Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen und etwas Neues entstehen zu lassen“, sagt Christian Klotzner. Die Mittelschule im Herz Jesu Institut ist die drittälteste Privatschule Südtirols und blickt auf ein über 164-jährige Geschichte zurück und hat Mühlbach entscheidend mitgeprägt.

Bürgermeister Walter Huber (Gemeinde Vintl)
„Der Bedarf unserer Gemeinde nach einem Seniorenwohnheim in unmittelbarer Nähe ist sehr groß und deshalb ist dieses Projekt von ganz großer Wichtigkeit für die Gemeinde. Wir sind im neuen Seniorenwohnheim mit 19 Betten beteiligt und sehr froh darüber, dass wir nach vielen Hürden jetzt dieses Vorhaben starten können. Für die Gemeinde ist dieses Projekt natürlich eine große Herausforderung und das wichtigste Vorhaben für die kommende Verwaltungsperiode, weil es enorm viele Geldmittel benötigt. Insgesamt sind es an die 18 Millionen Euro, die allerdings bei diesem Projekt gut investiert sind. Den Standtort finde ich auch sehr gut gewählt, weil die Struktur eine Aufwertung erfährt und eine besondere Atmosphäre geschaffen wird. Die Architekten haben beim Projekt gute Arbeit geleistet. Die Kombination von Senioren und jungen Menschen ist meiner Meinung nach ebenfalls eine gute Konstellation, weil sich sicher Synergien ergeben.“

Bürgermeister Alexander Überbacher (Gemeinde Natz-Schabs)
„Wenn der Bedarf da war wurden unsere Senioren bisher leider über das ganze Land verteilt, deshalb sind wir sehr froh, dass dieses Projekt jetzt in die Ausführung geht. Die Nähe zu Mühlbach und die guten Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist natürlich für die Gemeinde ein Pluspunkt. Einen großen Mehrwert sehe ich auch in der Kombination, dass sich hier verschiedene Generationen treffen. Wir haben lange auf dieses Projekt hingearbeitet und auch im Haushalt dafür gespart, damit es realisiert werden kann. Eine große Herausforderung in der Planung und Ausführung ist, dass es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude im Zentrum von Mühlbach handelt. Hier eine gute Kombination zwischen denkmalgeschützter Bereiche und neuen Anforderungen zu erlangen war schon in der Planung eine Herausforderung und wird auch in der Ausführung noch zu einem zentralen Aspekt werden.“

Bürgermeister Klaus Faller (Gemeinde Rodeneck)
„Es handelt sich um ein großes Projekt mit großen Kosten, aber die Wichtigkeit dieser Struktur ist mindestens genauso groß, wenn man bedenkt, dass zwischen Brixen und Bruneck nichts dergleichen vorhanden ist und dringend gebraucht wird. Deshalb ist es höchst an der Zeit, jetzt dieses Seniorenwohnheim zu realisieren. Ich kann mich erinnern, dass ich vor 15 Jahren – ich bin jetzt seit 15 Jahren Bürgermeister – zu einem der ersten Treffen als Bürgermeister eingeladen war, wo es um Altersheime zwischen Brixen und Bruneck ging. Deshalb freut es mich besonders, dass es jetzt soweit ist und gebaut wird. Die Planungsphase war intensiv und komplex und bei so einer alten Struktur können immer Dinge zum Vorschein kommen, die man vorher vielleicht nicht berücksichtigt hat oder auf die man nicht vorbereitet ist, aber auf der anderen Seite ist es ein historisch wertvoller Auftrag. Ich denke, der beste Denkmalschutz ist es solchen Strukturen einen Auftrag zu geben und ihn damit für die nächsten Generationen zu erhalten.“ (TL)