Kaiser Heinrich IV. hatte im Jahre 1091 die Grafschaft im Pustertal an den Bischof von Brixen übertragen. Aber 150 Jahre später war von dem Machtteppich, den die Bischöfe mit ihrer Herrschaft über das Land gebreitet hatten, der größte Teil an die Grafen von Tirol und die Grafen von Andechs gegangen.
Der Bischof von Brixen verfügte nur noch über Grundbesitz im mittleren Pustertal, den ihm einst eine edle Frau Suanihilt in Ragouva (in Ragen) geschenkt hatte.
Die Stadtgründung
Im Jahre 1256 wird Bruneck erstmals genannt. Damals übergab Bischof Bruno von Kirchberg dem Kloster Wilten die Pfarre Ampaß in Nordtirol, und das tat er mit einer Urkunde, die aput Bruneke (bei Bruneck) ausgestellt wurde. Dann folgen einige weitere Nennungen. 1276 stand die Burg von Bruneck, das castrum Bruneke, bereits. Es dauert dann bis ins beginnende 14. Jahrhundert, dass wir vom Bau der Stadtmauer erfahren. Im Jahre 1305 erließ Bischof Johannes Sax fünfzehn namentlich genannten Brunecker Bürgern die Stadtsteuer, wenn sie in den nächsten vier Jahren an der Ringmauer um die Stadt mauerten, und zwar jeweils ein Stück, das so breit war wie ihr Haus und vier Klafter (ca. 8 m) hoch. Nach dem Verständnis des Mittelalters war eine Stadt erst mit der Vollendung der Stadtmauer eine wirkliche Stadt. Daher können wir aus der Tatsache, dass Bruneck im Jahre 1333 als Stadt (daz Brunnek in der stat) bezeichnet wird, schließen, dass damals der Bau der Stadt und der sie umgebenden Mauer in etwa abgeschlossen war. Auch die Verleihung des Marktrechtes (1370) und der Hochgerichtsbarkeit (1371) galten als wichtige Prestigetitel für die Stadt. Bis dahin lag die Hochgerichtsbarkeit beim görzischen Landrichter von Michelsburg, der vom Bischof eingesetzte Brunecker Stadtrichter konnte nur Fälle entscheiden, die unter die niedere Gerichtsbarkeit fielen. Beide Privilegien wurden der Stadt von Kaiser Karl IV. verliehen, und zwar auf Ersuchen von Johann von Lenzburg, Bischof von Brixen von 1364-1374.
Bruneck kirchlich bei St. Lorenzen
Der Bischof von Brixen verlegte nicht lange nach der Gründung der Stadt Bruneck die Verwaltung seiner im Pustertal gelegenen Güter von Aufhofen nach Bruneck. Das geschah schon bald, nachdem Stadt und Burg durch eine Mauer verbunden waren. Der Mauerbau hatte Vorrang vor anderen wichtigen Bauvorhaben, wie etwa den Kirchen. Die im 14. Jahrhundert öfters genannte Frauenkirche, im Osten von Ragen gelegen, lag außerhalb der Stadt, die damals keine eigene Pfarrei bildete, sondern zu St. Lorenzen gehörte. Die Geistlichen, denen die Betreuung der Gläubigen in der neuen Stadt anvertraut war, wohnten in St. Lorenzen und kamen zur Feier der verschiedenen Gottesdienste nach Bruneck. Das ging gut hundert Jahre lang so, dann sicherten sich die Brunecker durch einen regelrechten Vertrag mit dem Pfarrer von St. Lorenzen die Anwesenheit von vier Geistlichen in der Stadt, die im damals erbauten Widum in Oberragen wohnten und in der Unser-Frauen-Kirche dort und in der erst um 1345 vom Brunecker Bürger Nikolaus Stuck gestifteten Kirche auf dem Raine die Messe lasen. Das geht aus einer Urkunde hervor, die Heinrich von Hervishofen, der Pfarrer von St. Lorenzen, in Bruneck ausstellte. Diese vier Geistlichen (ab 1389 waren es deren sechs) unterstanden dem Pfarrer von St. Lorenzen, sie waren ihrem Rang nach Kooperatoren dieser Pfarre. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden die ersten Bemühungen sichtbar, die kirchliche Unabhängigkeit der Stadt von St. Lorenzen zu erreichen. Die Krise der Reformationszeit verstärkte diese Tendenzen. Es dauerte aber bis zum beginnenden 17. Jahrhundert, dass die Loslösung von der Mutterpfarrei konkrete Formen annahm. 1609 wurde Bruneck zur Kuratie erhoben und im Jahr darauf dann zu einer ordentlichen Pfarrei. Zum Dekanatssitz wurde Bruneck erst 1822.
Die Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frauen Himmelfahrt
Es gilt als sicher, dass es in Ragen schon vor der Gründung der Stadt Bruneck eine Kirche oder zumindest eine Kapelle gab. Erstmals urkundlich erwähnt wird eine Kirche Zu Unserer Lieben Frau im Jahre 1334. An ihrer Stelle wurde in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts eine größere dreischiffige Kirche im romanischen Stil erbaut und 1381 eingeweiht. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts begann der Steinmetz Valentin Winkler von Pfalzen mit dem Bau einer neuen Pfarrkirche im gotischen Stil. Infolge der Wirrnisse der Reformationszeit wurden nur Chor und Sakristei ausgeführt, das romanische Langhaus blieb erhalten. Die Kirche überdauerte auch den Brand von 1723, dem fast die gesamte Stadt zum Opfer fiel. Zu Ende des 18. Jahrhunderts entsprach das mittelalterliche Bauwerk nicht mehr dem Kunstempfinden der Zeit, das zum Barock tendierte. Deshalb machten sich die Brunecker an den Bau einer neuen Pfarrkirche. Den Plan lieferte ein Einheimischer, der Stadtbaumeister (und spätere Bürgermeister) Jakob Philipp Santer (1756-1809). Diesmal blieben Chor und Sakristei der Vorgängerkirche stehen, das Langhaus wurde vollständig neu errichtet. Die Deckenbilder malte Josef Schöpf. Die Kirche, 1793 eingeweiht, wurde aber schon 1850 durch einen Brand zerstört. Die heute noch bestehende Pfarrkirche wurde in den Jahren danach errichtet und 1853 geweiht. Sie wurde im neuromanischen Stil erbaut. Die Fresken im Kircheninnenraum sind Werke von Georg Mader, die Altarblätter malte Franz Hellweger aus St. Lorenzen.
Die Rainkirche
Die vom Nikolaus Stuck gestiftete Rainkirche mit ihrem malerischen Turm ist heute so etwas wie ein Wahrzeichen der Stadt. Zunächst war sie dem Heiligen Geist geweiht. Es ist nicht bekannt, wann der Patroziniumswechsel vom Heiligen Geist zur heiligen Katharina stattgefunden hat, sicher ist nur, dass das schon vor der Barockisierung der Kirche und des Turmes um 1675 geschah. Die Kirche und der Turm bekamen ihre heutige Gestalt nach 1724, als die Kirche beim Brand der Stadt ein Jahr vorher beschädigt worden war. Damals wurden auch die Wappen von Tirol, Bruneck, Spaur (Bischof von Brixen) und Wenzl (Stifter) am Turm angebracht. Die balkonartige Plattform rund um die Turmstube war die Aussichtswarte des Brunecker Nachtwächters, deren letzter erst am Silvestertag des Jahres 1972 seine Tätigkeit einstellte.
Die Spitalskirche
Das Heilig-Geist-Spital und die direkt gegenüber liegenden Spitalskirche waren Stiftungen des Konrad Stuck. Die erste Kirche wurde 1381 geweiht. Als sie um die Mitte des 18. Jahrhunderts baufällig geworden war, entstand an der gleichen Stelle ein Neubau im Tiroler Rokoko, der 1761 von Bischof Leopold von Spaur eingeweiht wurde. Baumeister war Ingenuin Gasser. Die Deckenbilder malte Jakob Anton Delai, die Altarbilder Franz Sebald Unterberger und J. G. Grasmair.
Die Neukirche und das Ursulinenkloster
Die Erlaubnis zum Bau einer Kapelle zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit direkt am Westende des Grabens erteilte der Bischof von Brixen den Bürgern von Bruneck im Jahre 1410. Diese Kapelle wurde im Jahre 1427 zur sogenannten Neukirche umgebaut, als sich die Bürger der Unterstadt beklagt hatten, dass ihr Kirchweg zu weit sei. Bei der Gründung des Ursulinenklosters in Bruneck im Jahre 1744 wurde die Neukirche von Bischof Kaspar Ignaz Graf Künigl diesem Orden als Klosterkirche zugewiesen, seither heißt sie Ursulinenkirche. Der aus schönen Granitquadern in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaute Turm mit dem umlaufenden Wehrgang, den Schlüsselscharten und dem Pultdach war ehemals in die Stadtbefestigungsanlagen integriert. Er war lange Zeit mit einem Turmwächter besetzt, der die Stadt bei Feuersgefahr zu warnen hatte. Von besonderer Qualität sind die Reste eines gotischen Schnitzaltares, die sich in der Kirche erhalten haben und heute in einen neugotischen Altar eingebaut sind. Sie stammen aus der Zeit um 1430. Der Name des Meisters ist nicht bekannt, man nennt ihn aber nach diesem seinem Hauptwerk den Meister der Ursulinenkirche. Die drei Reliefs des Altares stellen Mariä Heimsuchung, die Darbringung Christi im Tempel und die Anbetung der Heiligen Drei Könige dar. Das heute links des Altares aufgestellte Relief, auf dem der Tod Mariens dargestellt ist, war ursprünglich ein Teil des gotischen Flügelaltares. Als die Ursulinen im 18. Jahrhundert in Bruneck ein Kloster und eine Mädchenschule errichten wollten, stießen sie damit bei den Bürgern von Bruneck auf wenig Begeisterung. Für die Gründung des Klosters waren der Bischof von Brixen, die Pfarrgeistlichkeit und auch die in der Stadt wohnenden Adeligen. Die Befürworter setzten sich durch, der Bischof überließ den Schwestern den Baugrund für das Kloster am Westende der Stadt, wo das Pallhaus stand und sich mit dem Pallplatz das größte freie Areal in der Stadtgasse weitete. Im Pallhaus waren einst jene Waren gelagert worden, die von den Rodfuhrleuten transportiert wurden.
Kapuzinerkloster und –kirche
Die Kapuziner, ein Orden, der 1526 vom Franziskanerpater Matteo di Bassi mit der Absicht gegründet wurde, die Ordensregeln des heiligen Franz von Assisi in ihrer ursprünglichen Strenge aufrecht zu erhalten, breiteten sich seit Ende des 16. Jahrhunderts auch in Tirol aus, wo im Laufe des folgenden Jahrhunderts insgesamt dreizehn Klöster gegründet wurden. Im Jahre 1625 stimmte der Stadtrat von Bruneck der Gründung des Klosters zu und wies für die Kapuziner den Baugrund auf dem Spitalangerle am heutigen Kapuzinerplatz aus. Der Bau und die Einweihung des Klosters durch Bischof Wilhelm von Welsperg erfolgten zu einer Zeit, als die Stadt von der Pest bedroht war. Bei der Kirche handelt es sich um eine typische Kapuzinerkirche, die architektonisch und künstlerisch einfach gehalten ist und so den Idealen des heiligen Franz entspricht. Das Hochaltarblatt, gemalt von Jeremias Rumpfer, zeigt eine Ansicht der Stadt Bruneck aus dem frühen 17. Jahrhundert. (RT)
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