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Ein Monolog zum Menschsein

Bruneck – Das Kleines Theater Bruneck feierte mit „Die Legende vom heiligen Trinker“ von Joseph Roth auf dem Brunecker Schlossberg vor kurzem Premiere. Der Puschtra hat mit dem Regisseur Norbert Seeber gesprochen.

Puschtra: Das Kleine Theater Bruneck spielte trotz Coronakrise ein Freilichtstück! Wie kam es dazu?
Norbert Seeber: Für heuer war eigentlich die Inszenierung von ‘Wie im Himmel‘ mit 20 bis 30 Schauspielern geplant, aber das war uns ein zu großes Risiko, deshalb haben wir versucht mit reduzierten Möglichkeiten ein Stück auf die Bühne zu bringen. Der Schauspieler Georg Paul Aichner hat sich bereits seit einem Jahr mit der Erzählung ‘Die Legende vom heiligen Trinker‘ beschäftigt und uns schien das eine super Gelegenheit zu sein diesen Text als Monolog für Theaterliebhaber auf die Bühne zu bringen.

Um was geht es in dem Stück?
‘Die Legende vom heiligen Trinker‘ ist eine Erzählung von Joseph Roth, einem jüdischen Autor. In der Erzählung geht es um den polnischen Kohlenarbeiter Andreas Kartak, der nach Frankreich kommt und nach einer tragischen Liebesgeschichte unter den Brücken der Seine in Paris landet. Eines Abends hat Andreas Kartak eine sonderbare Begegnung mit einem vornehmen Herrn, der ihm 200 Franc schenkt und dieses Geschenk mit einer Statue der Kleinen Heiligen Therese von Lisieux verbindet. Es beginnt eine Reihe wundersamer Erlebnisse, die mit der Kleinen Heiligen Therese zusammenhängen. Das Leben dieser französischen Heiligen spielt in das Leben des Trinkers Andreas Kartak hinein und es entsteht eine seltsame Parallelität zwischen der schwerelosen Heiligkeit der Kleinen Therese und der fehlenden Bodenhaftung des Trinkers.

Ist das Stück dem Zeitgeist entsprechend?
Anspruchsvolle Literatur ist immer zeitlos. Das Stück beschäftigt sich mit allgemein menschlichen Problemen, die uns alle betreffen. Andreas Kartak schlittert durchs Leben und stolpert und versucht dennoch weiterzumachen. Die Aktualität liegt in der Parallelität dieses Menschen mit jedem von uns, dem nicht alles im Leben gelingt und der von Augenblick zu Augenblick torkelt – trotzdem wird er vom Schicksal, oder wie es im Stück heißt, von der Vorsehung, getragen.
Interpret ist Georg Paul Aichner? Der Schauspieler Georg Paul Aichner versucht diesen Monolog so authentisch, interessant und professionell wie möglich zu interpretieren und auf der Bühne zu gestalten. Er hat sich bereits vor den sechswöchigen Proben zum Stück intensiv mit dem Text auseinandergesetzt.

Warum wurde das Gänseliesl-Gelände am Schlossberg als Kulisse gewählt?
Wir haben nach einem geeigneten Spielplatz gesucht und hatten auch die Idee die Geschichte an verschiedenen Schauplätzen zu erzählen. Es bestand auch die Möglichkeit, in einer kleinen Kirche zu spielen, aber zur Erzählerfigur passte der Platz der Gänseliesel auf dem Schlossberg perfekt. Weil der Platz kein richtiger Theaterplatz ist mussten wir ihn adaptieren; zum Beispiel eine schlichte Bühne aufbauen und eine Bank und eine Nische für die Statue der Kleinen Heiligen Therese.

Wie viele Menschen haben sich das Stück angesehen?
Zu unserer Freude sind mehr Besucherinnen und Besucher gekommen, als erwartet, nämlich über 100 Personen. (TL)