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Innovatives Dorfbuch

Wengen – Es ist ein ganz besonderes Dorfbuch, das vor kurzem in Alt-Wengen vorgestellt wurde: 395 Seiten stark, viersprachig, aus der Feder dreier Autoren/innen und voller historischer und fotografischer Schätze.

Das Dorfbuch mit dem Titel LA VAL ist ein Herzensanliegen der Wengener Gemeinderätin Veronica Rubatscher. Als Koordinatorin des Projektes hat sie dem Puschtra erzählt, wieviel Engagement, Recherche und Aufwand hinter einem Dorfbuch wie diesem steht.

Puschtra: Wie ist es zur Idee eines Dorfbuchs von Wengen gekommen?
Veronica Rubatscher: Vor fünf Jahren wurde ich in den Gemeinderat gewählt und als wir uns das erste Mal getroffen haben, um über das Programm der folgenden fünf Jahre zu diskutieren, ist mir aufgefallen, dass nichts Kulturelles auf dem Plan stand. Nach kurzem Überlegen bin ich dann eigentlich recht schnell auf die Idee gekommen, ein Dorfbuch herauszugeben. Erst hinterher habe ich erfahren, dass bereits vor etwa 25 Jahren seitens der Gemeinde das Bestreben bestand, ein Dorfbuch herauszugeben, dass dieser erste Versuch aber aus verschiedenen Gründen in der Schublade liegen blieb.

Wie wurde Ihre Idee schließlich umgesetzt?
Wir haben uns nach Mitarbeitern aus unserem Dorf umgeschaut und nachgefragt, wer Interesse hätte an diesem Projekt mitzuarbeiten und sich an gewissen Themen zu beteiligen. Alfred Tavella aus Wengen, Kunstprofessor an der Mittelschule Sankt Martin und Sankt Vigil, zeigte sich gleich interessiert und bereit, sich in die alten Archive des Pfarrhauses und des alten Gasthauses Pider einzuarbeiten und für das Dorf interessante Unterlagen herauszuholen. Seine Leidenschaft zur Fotografie und zu alten Aufnahmen spornte ihn zudem an, die Suche und Aussortierung der alten und aktuellen Fotos für das Buch zu übernehmen. Daria Valentin, Schriftstellerin aus Abtei, wurde der Auftrag gegeben, zusammen mit Alfred Tavella und mir die Texte in ladinischer Sprache zu verfassen. Weiters sollte ich seitens der Gemeinde die Koordination des gesamten Projektes übernehmen. Die grafische Gestaltung des Ganzen lag in der Hand des Fotografen Gustav Willeit aus Stern.

Was macht dieses Dorfbuch zu etwas ganz Besonderem?
Das Besondere des Buches ist sicherlich die Viersprachigkeit (Ladinisch, Italienisch, Deutsch und Englisch). Einige Leute waren skeptisch und meinten, ein Dorfbuch gehört in der Muttersprache desselben Dorfes geschrieben. Als sie dann aber das Buch vor Augen hatten, erkannten sie seine innovative Eigenheit. Warum die vier Sprachen? In Wengen ist sicherlich die ladinische Sprache vorrangig, jedoch haben wir inzwischen eine nicht geringe Anzahl an Ansässigen, die anderssprachig sind. Um allen den Zugang an unsere Geschichte und Kultur zu ermöglichen, wollten wir das Buch in mehreren Sprachen anbieten. Zudem soll es auch die vielen Touristen, die unser Berg- und Wanderdorf aufsuchen, erreichen und ihnen über unserer Örtlichkeit und seine Eigenheiten Aufschluss geben.

Welche Resonanzen haben Sie bisher für das Dorfbuch erhalten?
Die Mehrheit der Leute schaut sich natürlich im ersten Moment die Fotografien an. Besonders interessant finden sie die alten Fotos der Weiler, an denen man im Unterschied zu heute entscheidende Entwicklungen des Dorfes erkennen kann. Man sieht sich diese mit gemischten Gefühlen an, mit einer gewissen Wehmut, Heimweh, doch auch mit Staunen und Erfolgserlebnissen. Was besonders schön ist: Man beobachtet jetzt viele Menschen, die sich auf der Straße oder im Gasthaus über Inhalte des Buches unterhalten, gewisse Dinge auch hinterfragen und in Zweifel stellen. Man merkt, dass sich die Bewohner für unser Dorf, unsere Geschichte und unsere Kultur interessieren, damit Geschichten nicht in Vergessenheit geraten und all das Schöne was wir haben, erkennen, bewundern und erhalten lernen. (SH)