„Ein Waldarbeiter zu sein ist mein Traumberuf, ich würde um keinen anderen Job tauschen“
Das Sturmtief Vaia verursachte im Oktober 2018 in Südtirol 1,5 Millionen Vorratsfestmeter an Schadholz; beim Schneedruck letzten November waren es 900.000. Die Waldarbeiter standen und stehen pausenlos im Einsatz, um die umgestürzten Bäume zu beseitigen. Ein hochgefährlicher Job! Und doch ist er für Julian Bacher der Traumberuf. Wenn der 18-Jährige von seiner Arbeit erzählt, kommt er regelrecht ins Schwärmen.
Warum wollten Sie Waldarbeiter werden?
Nach der Mittelschule besuchte ich eine Lehre als Spengler, merkte aber gleich, dass dies nicht das Richtige für mich sei. Hörte ich irgendwo eine Motorkettensäge, war das wie Musik in meinen Ohren. So fragte ich bei einer Firma an, die Waldarbeiten ausführt, und wurde gleich eingestellt. Ich entschied mich für diese Tätigkeit auch deshalb, weil ich mich an der frischen Luft bewegen kann. Den Job mache ich nun seit einem Jahr und gehe jeden Tag gerne zur Arbeit.
War es für Sie zu Beginn schwierig, sich mit der Arbeit zurechtzufinden?
Nein, überhaupt nicht. Am Anfang wurde ich für leichtere Arbeiten eingesetzt und mit der Zeit durfte ich immer mehr anpacken. Dazu muss ich sagen, dass ich ganz tolle Kollegen habe, die mir alles zeigten und mich auf mögliche Gefahren hinwiesen. Und ich lerne immer noch dazu und gewinne täglich an Erfahrung; das ist das Spannende dabei. Jeder Wald, jede Situation ist anders und bringt immer wieder interessante und neue Herausforderungen. Handwerkliche Geschicklichkeit und eine gute körperliche Konstitution ist für diesen Beruf jedoch Voraussetzung und eben die Freude, bei jedem Wetter, sommers wie winters, bei Hitze und Kälte, sich in der freien Natur zu bewegen. Am Anfang war ich nach einem langen Arbeitstag abends geschafft, aber jetzt bin ich es gewohnt und es macht mir nichts mehr aus. Die Arbeit ist mir nicht zu anstrengend, von mir aus würde ich auch noch am Wochenende arbeiten, ich mach es einfach gern. Im Lockdown war es für mich hingegen ein Problem, daheimbleiben zu müssen und nicht in den Wald gehen zu dürfen.
Erklären Sie uns in kurzen Worten, worum es bei Ihrer täglichen Arbeit geht…
Wir fahren in den Wald uns müssen zum Arbeitsplatz oft ein gutes Stück aufsteigen. Beim Fällen eines Baumes muss man achtgeben, in welche Fallrichtung der Baum stürzen soll und wie der Anschnitt zu machen ist. Bei Windwurf stehen die Bäume unter Spannung. Vorsicht geboten ist in diesem Fall besonders beim Abstocken, wenn der Stamm von der Wurzel getrennt wird. Im steilen Gelände gilt es, die gefällten Stämme abzusichern. Beim gefällten Baum werden dann die Äste grob entfernt und mit der Seilwinde auf eine darunterliegende Forststraße befördert, wo ein Baggerprozessor die Bäume säubert und auf die gewünschte Länge schneidet. Zum Schluss werden die Stämme mit einem LKW abtransportiert. Wir sind den ganzen Tag über im Wald, als Mittagessen nehme ich mir eine Kleinigkeit im Rucksack mit, tüchtig angepackt wird daheim beim Abendessen.
Die Waldarbeit ist ein überaus risikoreicher Beruf. Schreckt Sie das nicht ab?
Nein. Natürlich muss man bei jedem Handgriff voll konzentriert sein und ja, ich bin mir der Gefahr voll bewusst. Denn wenn etwas passiert, ist meist mit gröberen Verletzungen zu rechnen. Schwierig ist es im Winter, wenn bei einem Windwurf die Bäume mit viel Schnee bedeckt sind und man sich erst zurechtfinden muss, vor allem was sie Spannung in den Bäumen betrifft. Aber der Beruf füllt mich einfach total aus. Manchmal finde ich auch ein Hirschgeweih, jeder Tag bringt was Neues. Ich bin so gern im Wald!
Und die Arbeit geht nie aus…
Ja, so ist es. Zurzeit arbeiten wir im Ahrntal, dort gilt es noch viel Schadholz aufzuräumen. In Taufers haben wir Wanderwege von umgestürzten Bäumen freigemacht.
Wie reagierten Ihre Eltern auf Ihren Berufswunsch?
Sie waren anfangs nicht gerade begeistert, aber ich ließ mich nicht davon abbringen, weil mir die Waldarbeit vom ersten Tag an so gut gefiel. Mittlerweile haben sie sich daran gewohnt.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Auch in meiner Freizeit brauche ich Luft um die Ohren. Ich gehe auf den Berg, beobachte die Gämsen, oder bin gern mit meinem älteren Bruder unterwegs. An den Wochenenden schaue ich zu den Schafen, mein Vater hat hobbymäßig sechs Schafe am Berg auf Sommerweide. Gerne besuche ich auch meine Oma und mache mit ihr ein gemütliches Ratscherle. Was meinen Beruf betrifft, kann ich mir jedenfalls gut vorstellen, ihn ein Leben lang auszuführen. Ich wüsste keinen schöneren! (IB)
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