„Mein täglicher Arbeitsplatz ist in der Natur, ich könnte mir keinen schöneren vorstellen.“
In ganz Südtirol sind derzeit 68 Jagdaufseher für die Kontrolle der Jagdreviere zuständig. Einer davon ist Oskar Ladstätter. Er kontrolliert ein Gebiet von 10.000 Hektar im Raum Bruneck, Percha und Gais. Seine Freude ist es, Tiere zu beobachten und Wiesen und Wälder als seinen Freiluft-Arbeitsplatz zu haben.
Wie kann man sich einen Tag als Jagdaufseher vorstellen?
Ich bin sechs Tage die Woche bei jedem Wetter im Einsatz, täglich rund sechseinhalb Stunden. Ich starte morgens, wenn es noch dunkel ist zur Pirsch und durchstreife ein bestimmtes Jagdrevier. Dann kehre ich nach Hause zurück und gehe abends zu einem weiteren Pirschgang oder ich beobachte das Wild von einem fixen Stand aus. Bei Bedarf werden auch tagsüber Lokalaugenscheine vorgenommen und bei Vollmond bin ich auch nachts unterwegs. Im Winter, wenn die Jagdzeit vorbei ist, gehe ich tagsüber auf Reviergang und nehme Wildfütterungen oder Spurensuche vor. Gemeinsam mit den Förstern führe ich auch Wildzählungen durch, z.B. Rotwild, Spielwild und Murmeltiere. Für reguläre Abschüsse und für genusstaugliches Fleisch mache ich auch die Fleischbeschau. Es ist eine schöne Arbeit, täglich in der Natur zu sein, jeder Tag ist anders und abwechslungsreich. Mit der Arbeit komme ich halt kaum nach, da es ein so großes Gebiet zu kontrollieren gilt.
Was fasziniert Sie am Beruf besonders?
Mir gefällt es, das Wild zu beobachten. Jedoch auch zu Blumen, Vögeln, Insekten oder Amphibien entdecke ich immer größere Freude. Ich sehe die Natur in einem komplexen Zusammenhang. Faszinierend ist es auch, die Jahreszeiten zu erleben und die damit verbundenen Veränderungen in der Natur, besonders in der Zeit des Vogelzugs, wo man den Roten Milan, Mornellregenpfeifer, Blauracke und andere seltene Vögel beobachten kann.
Wie ist der Wildbestand in Ihrem Aufsichtsgebiet?
Der Wildbestand ist mittelmäßig bis gut, vor allem bei Rehen, Gämsen und Hasen. Der letzte harte Winter hat dem Wild aber stark zugesetzt, deshalb werden auch die Abschusspläne schwierig zu erfüllen sein. An Krankheiten stellen wir im Raum Kronplatz und Lanebach die Gämsräude fest, sie hält sich aber noch in Grenzen. Auch die Fuchsräude ist ein Thema. Es gehört zu meinem Aufgabenbereich, krankes und verletztes Wild zu erlegen.
Wie wirkt sich der Klimawandel beim Wild aus?
Beim Schneehuhn stellen wir durch die Klimaerwärmung fest, dass sich sein Bestand verringert. Das Auerhuhn hingegen verlagert sich in höher gelegene Zonen. Allgemein fehlen den Raufußhühnern wegen der dichteren Verwaldung und aufgrund des Anstiegs der Waldgrenze zunehmend die Freiflächen. Auch treten vermehrt Wildschweine auf.
Ist die Wilderei immer noch aktuell?
Ja, die Wilderei ist leider immer noch ein aktuelles Thema. Wegen des großen Jagdgebietes ist es allerdings kaum möglich, Wilderer bei der Tat bzw. bei der Gesetzesübertretung zu stellen. Auch bei Recherchen haben wir selten Erfolg, die Personen zu ermitteln. Wieviel effektiv gewildert wird, ist schwer zu sagen, gewisse Reviere, wo es häufiger vorkommt, sind uns aber bekannt. Wenn wir jüngst den Adlerabschuss in einem Horst in Gais betrachten, ist ein solcher Fall unergründlich. Ich kann so eine primitive Tat nicht verstehen. Auch die Bevölkerung ist empört darüber.
Wie ist Ihre Einstellung zu Großraubwild?
Ich denke nicht, dass der Bär im Pustertal zum Problem wird, er hält sich dort höchstens auf Durchzug auf. Der Wolf und der Goldschakal sind eine Bereicherung für die Artenvielfalt, die Bauern haben allerdings aufgrund der Viehrisse ein Problem damit. Eine Lösung zu finden, ist Aufgabe der Politik.
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf als Jagdaufseher?
Eigentlich wollte ich gerne Patissier werden. Mein Vater vermittelte mir jedoch eine Stelle als Koch. Ein Arbeitskollege, der die Jägerprüfung und den Jagdaufseherkurs machte, weckte dann in mir das Interesse, und so entschied ich mich 1991 für den Berufswechsel als Jagdaufseher. Ich machte vorher 1988 die Jagdprüfung, wobei ich mir mein Wissen durch Fachbücher selbst aneignen musste, heute hingegen werden Kurse angeboten. Für die Ausbildung zum Jagdaufseher ist ein Kurs von sechs Monaten vorgesehen, wo Wildbiologie, Gesetze und andere Fachgebiete gelehrt werden. Mit bestandener Abschlussprüfung kann man sich bei einem Aufsichtsgebiet bewerben und dann dem Beruf nachgehen. Jährlich stehen auch Fortbildungskurse auf dem Programm.
Wie sieht Ihr Alltag abgesehen von der Arbeit aus?
Daheim kümmere ich mich um meine Eltern und den Onkel und schaue, dass alles passt. Früher war ich in meiner Freizeit gerne zu Berg- und Skitouren unterwegs, was sich aus Zeitgründen kaum mehr ausgeht. Bei der Musikkapelle Rasen spiele ich seit 1996 Waldhorn. Mein größter Schatz aber ist meine junge Familie! (IB)
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