Prags – Im Zweijahresrhythmus wird am Pragser Wildsee ein Stück Zeitgeschichte, das auch in Südtirol spielt, zum Thema gemacht. Vor kurzem war es wieder soweit: Die 7. Zeitgeschichtstage waren der Opposition und dem Widerstand gewidmet.
Aus der Geschichte kann man sehr viel lernen, gerade wenn sie sich in unserer Nähe abgespielt hat. Ein misslungenes Attentat auf Adolf Hitler, Sippenhaft und Frauen im Widerstand waren nur einige der Themen, über die bei den 7. Zeitgeschichtstagen Anfang Oktober im Hotel Pragser Wildsee referiert wurde. Diese finden hier alle zwei Jahre statt, ein Kooperationsprojekt zwischen dem ZeitgeschichtsArchiv Pragser Wildsee, der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen, dem Südtiroler Landesarchiv und der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion. Auch befindet sich im Hotel Pragser Wildsee das gleichnamige Zeitgeschichtsarchiv, das die Erinnerung an wichtige Kapitel der Südtiroler Geschichte wachhält. In diesem Archiv wurden Häftlingsaufzeichnungen, Dokumente der SS, Zeugenaussagen, Bücher, Berichte und Aufsätze zusammengetragen, um sie an diesem authentischen Ort der internationalen Forschung zur Verfügung zu stellen. Das Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee widmet sich zudem noch weiteren zeitgeschichtlichen Themen des 20. Jahrhunderts; so zum Beispiel den Anfängen des Fremdenverkehrs und des Alpinismus im Hochpustertal, der Geschichte des weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannten Hotels, den Kämpfen an der nahen Dolomitenfront im Ersten Weltkrieg und der umstrittenen Alpenfestung im Zweiten Weltkrieg.
Opposition und Widerstand
Die im Zweijahresrhythmus stattfindenden Fachtagungen zu zeitgeschichtlichen Themen richten sich in erster Linie an die Lehrerschaft, mit Augenmerk auf die Fachdidaktik. Schwerpunkt der diesjährigen Zeitgeschichtstage waren die verschiedenen Formen von Opposition und Widerstand gegen Faschismus und Nationalsozialismus in Italien, Deutschland und Österreich sowie in Südtirol und dem Bundesland Tirol. Außerdem wurde der Frage nachgegangen, wie sich nach dem Zusammenbruch der Diktaturen die Erinnerung an Widerstand und Antifaschismus in nationalen wie regionalen Kontexten gewandelt hat. Was die Opposition betrifft, haben in Südtirol besonders auch die Frauen eine große Rolle gespielt. Denn auch sie haben in der bewegten Südtiroler Vergangenenheit gegen zwei faschistische Regime Widerstand geleistet. Beispielsweise als Katakombenlehrerinnen in der Zeit des italienischen Faschismus, aber auch im Zusammenhang mit der Option und Umsiedlung und nicht zuletzt ganz generell im Zusammenhang mit Krieg und Desertion. Eine große Fülle von Einzelerkenntnissen konnte bei diesen 7. Zeitgeschichtstagen gewonnen werden, die das Wissen vieler Teilnehmer über Widerstand und Opposition in unseren Breiten abrundete. (SH)
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