Pustertal – Die Gemeinderatswahlen 2020 sind geschlagen, ernüchternd viel dabei die Frauenquote aus. Wenig weibliche Kandidatinnen und nur wenige davon schafften es letztendlich in den Gemeinderat. Wieso ist das der Fall und welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, damit sich die Genderquote ausgleicht?
Ernüchterung bei allen Frauen, nur 25 Prozent der kandierenden Frauen schafften auch den Sprung in den Gemeinderat, das sind etwa gleich viel wie vor fünf Jahren und nur minimal mehr als noch vor zehn Jahren. Wenig bis gar nichts hat sich also in dieser Hinsicht verändert. Auch bei den Bürgermeisterinnen selbst blieb die Situation unverändert, 13 Bürgermeisterinnen hat das Land, eine mehr als bei der Wahl 2015. Anders sieht die Lage bei der politischen Jugend im Land aus, mehr als die Hälfte aller unter 35-jährigen Kandidaten und Kandidatinnen wurden in den Gemeinderat gewählt.
Martin Pircher
“Ich habe ein ruhiges Gewissen, zum ersten Mal in meinen Leben habe ich ausschließlich Frauen gewählt. Anscheinend war ich der Einzige, bzw. einer der Wenigen der das getan hat. Woran das liegt kann ich nicht zuordnen, ich bin froh keine Entscheidung treffen zu müssen, weil ich effektiv keine Lösung im Kopf hätte. Es ist wirklich ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass so wenige Frauen in der Politik tätig sind. Es braucht definitiv mehr weibliche Initiative, auch von Seiten der Wähler. Wie wir wissen gibt es mehr weibliche Wahlberechtigte als männliche, also dürfte dies kein Hindernis für mehr Frauen in der Politik sein. Deswegen bin ich wirklich ratlos, aber wie gesagt: An mir lag es nicht.”
Monika Müller und Linde Kostner
“Viele Frauen trauen es sich einfach nicht zu Entscheidungen zu treffen und in der Öffentlichkeit zu stehen, obwohl sie es eigentlich könnten und gut darin wären. Natürlich spielt auch die Familienplanung eine Rolle. Arbeit und Karriere ist einfach immer noch schwierig unter einem Hut zu bringen. In der Familie häng weit mehr von der Frau ab, ein Mann hat da mehr Freiheiten. Eine Frau ist vielleicht auch weniger im Dorfgeschehen und vor allem in den Medien präsent, somit ist der Bekanntheitsgrad einer Frau tendenziell geringer, was in Sachen Wahlkampf ausschlaggebend ist. Mir kommt vor, dass einem Großteil der Frauen Politik nicht so am Herzen liegt, hier muss ein Umdenken stattfinden. Es liegt jetzt vor allem an den jungen Frauen das alte Gesellschaftsbild aus der Welt zu schaffen und sich vermehrt in die Gemeindepolitik zu involvieren. Die Politik wiederum müsste die Frauen mehr einbeziehen und zu Wort kommen lassen, dann würden die Männer sehen, dass wir Frauen auch etwas taugen. Es braucht mehr Frauenpower!”
Helga Pedevilla
“Hauptsächlich Frauen in meinem Alter haben einfach eine Doppelbelastung mit der Familie. Samt Vollzeitjob und zwei Kindern hätte ich damals nicht Zeit gehabt in die Politik zu gehen, daher habe ich das Thema ein bisschen ausgegrenzt. Vielleicht hat sich diese Situation heutzutage etwas verändert, Mütter bekommen ihre Kinder nicht mehr so jung und die eigene Karriere ist wichtiger geworden. In immer mehr Betrieben treffen Frauen Entscheidungen und sind in Führungspositionen vertreten. In der Politik hingegen ist das kaum der Fall. Eigentlich sollten junge Frauen vermehrt motiviert werden sich für Politik zu interessieren, um sich ihre Zukunft selbst zu gestalten. Eine Frau sieht die Dinge einfach auf eine andere Art und Weise, ein Szenario mit einer Quote von 50:50 Frauen und Männer wäre schön. Bei der Wahl spielt die Geschlechterrolle schon noch einen Faktor, ein Mann wählt eher einen Mann, denn er will nicht unbedingt eine Frau über sich haben und einige Frauen zweifeln selbst noch am Durchsetzungsvermögen ihresgleichen.” (MT)
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