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Harte Zeiten

Ahrntal – Es sind harte Zeiten für Reh, Hirsch und Gämse. Trotz kontinuierlicher Fütterung könnten wie bereits im Jahr 2018 auch heuer wieder viele Tiere den großen Schneemengen und der Kälte zum Opfer fallen.

Der viele Schnee in den höheren Lagen bereitet dem Wild im ganzen Land Probleme. „Der intensive Wintereinbruch hat uns wieder mal einen Ausnahmezustand beschert“, berichtet Klaus Oberschmied, Jagdaufseher im Bezirk Ahrntal. „Es ist normal, dass es schwächere oder kranke Tiere nicht durch den Winter schaffen. An sich ist unser Wildbestand auch nicht gefährdet. Wenn die Bedingungen aber so sind wie in diesem Winter, trifft es vermehrt auch die sogenannte Mittelklasse“, weiß der Jagdaufseher, der tagtäglich mit den Schwierigkeiten konfrontiert ist, die die Tiere im Winter durchstehen. Jeden dritten bis vierten Tag müssen die Futterstände aufgefüllt werden, das hängt ganz von der Witterung ab. Die Tiere brauchen nämlich an kalten, niederschlagsreichen Tagen mehr Futter, was natürlich auch mehr Arbeit für die Zubringer des Grummets bedeutet. Mit dem Schnee steigt sozusagen auch die Arbeitsintensität so mancher Jagdaufseher und Jäger. Durch den schneereichen Wintereinbruch mit gefrorenem Boden und vereisten Flächen ist das Wild tatsächlich auf die Fütterung durch Menschenhand angewiesen.

Flächendeckende Fütterung
„Flächendeckend wird das Wild im gesamten Tauferer Ahrntal von drei Jagdaufsehern und einigen engagierten Jägern mit Heu, genau genommen mit Grummet, dem getrockneten zweiten Schnitt, versorgt“, erklärt Klaus Oberschmied. Rehe sind nämlich wählerisch, sie fressen nur das Beste – in der Fachsprache bezeichnet man sie deshalb auch als Konzentratselektierer. „Sobald die Tiere aber irgendetwas selber finden, ist das Heu nicht mehr interessant für sie. Sie bevorzugen alles andere und kommen nur an die Futterstände oder an die Tristen, wenn sie überhaupt keine andere Möglichkeit mehr haben“, erklärt der Jagdaufseher. Damit an den Futterständen weder Futterneid noch Stress durch dominantere Tiere entstehen, muss man die die Futterstände reichlich auf zwei Seiten füllen, nur so kommen auch alle Tiere zum Zug. Das ist in höheren Lagen überhaupt nur machbar, weil Jagdaufseher und Jäger bereits im Herbst jeweils ca. 500 Kilogramm Heu in den sogenannten Futterhütten einlagern. Zwar gibt es Gegner der Wildfütterung, die meinen, dass es unnatürlich sei, die Tiere zu füttern und eine natürliche Selektion dadurch nur verhindert werde, der fürs Tauferer Gebiet zuständige Jagdaufseher sieht das allerdings etwas anders: „Nur durch eine flächendeckende Fütterung kann die Population ausgewogen und konstant gehalten werden“, erklärt er. „Würde man das Wild nicht füttern, käme es immer wieder zu großen Schwankungen. Und grundsätzlich kann man sich auch die Frage stellen: Wenn man schon von Tierschutz redet, warum sollten wir dann unser Wild verhungern lassen?“, unterstreicht Klaus Oberschmied die Sinnhaftigkeit der Fütterung.

Bitte Hunde an die Leine!
Nicht allein der Futtermangel könnte in diesem schneereichen Winter fatale Folgen für viele Wildtiere haben. Immer wieder kommt es vor, dass diese durch Wintersportler und vor allem auch durch ihre freilaufenden Hunde verschreckt werden. Die führt gerade in den Wintermonaten zu einer gravierenden Belastung für wildlebende Tiere, da ihr Stoffwechsel “auf Sparprogramm“ läuft und jede Flucht ihr Überleben gefährden kann. Aus diesem Grund betont Klaus Oberschmied: „Bitte unbedingt Hunde an der Leine führen.“ (SH)