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Hemma Trenker aus Vierschach

“Frauen sollen sich ruhig zutrauen, in technische Berufe einzusteigen.“

Ihre Stimme hat eine angenehm tiefe Klangfarbe und ihr sonniges Wesen lässt immer wieder ein Lächeln über das Gesicht zaubern. Vor allem, wenn Hemma Trenker über ihren Beruf spricht. Die 62-Jährige ist Maschinistin bei den Seilbahnanlagen der Drei Zinnen AG in Vierschach.

Eine Frau als Liftmaschinistin – wie kamen Sie dazu?
Früher arbeitete ich im Gastgewerbe und war deshalb abends wenig daheim. Nach der Geburt meines dritten Sohnes wollte ich das ändern. Ich kam bei einer Sportveranstaltung mit dem Betriebsleiter der Helmbahn zu sprechen und ich fragte ihn mehr im Scherz, ob er einen Job für mich habe. Dietmar Weitlaner ermunterte mich, es als Liftwartin zu probieren und gleich tags darauf sagte ich zu. Mit Beendigung der Skisaison besuchte ich dann im Frühjahr die ersten Maschinistenkurse.

Wie wurden Sie bei den Kursen aufgenommen?
Ich war damals die einzige und wie ich meine, auch die erste Frau im Pustertal, die solche Kurse besuchte. Es erforderte aber schon einiges an Mut, denn von Technik hatte ich wenig Ahnung; ich wusste nicht recht viel mehr, als wie man ein Bügeleisen ansteckt. (lacht) Mit Fleiß und Willenskraft büffelte ich Elektrotechnik, Mechanik, Hydraulik sowie die gesetzlichen Bestimmungen und so schaffte ich es, die Prüfung als Maschinistin für Skilifte und Sessellifte zu bestehen. Herausfordernd war es schon, aber heute bin ich froh, diesen Schritt gemacht zu haben.

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Sommers wie winters fahre ich täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit, außer, wenn zu hohe Schneelage ein Weiterkommen verhindert. In der Früh muss ich oft erstmal meinen Arbeitsbereich vom Schnee freischaufeln. Dann überprüfe ich den Seillauf, die Reißleine, die Ein- und Ausstiege usw.
Ich arbeite am Übungslift, wo Anfänger von Klein bis Groß ihre ersten Skifahrversuche wagen. Ich zeige ihnen den Umgang mit dem Liftbügel und helfe ihnen beim Einstieg. Gerade bei Kindern und Neulingen braucht es viel Einfühlungsvermögen und ich denke, als Frau kann ich deren Bangigkeit und Unsicherheit recht gut verstehen. Ich mach dann einen Scherz und löse damit deren Gehemmtheit – und schon geht’s leichter. Sicherheit ist jedenfalls das erste Gebot, worauf ich achte! Einmal hatte ich über 2.500 Fahrten am Tag, das war nicht ohne. Aber was einen nicht umbringt, macht umso stärker. (lacht) Ich muss voll anpacken und werde als Frau nicht geschont, erfahre aber auch vollste Akzeptanz von meinen Mitarbeitern.
Im Sommer arbeite ich bei der Helm-Umlaufbahn und muss die Technik kontrollieren und den Betrieb im Auge behalten. Es gilt darauf zu achten, dass Leute mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Mountainbike beim Ein- und Aussteigen keine Probleme haben und sicher die Bahn betreten können. Mit Liebe betreue ich die Blumen rund um die Talstation und sorge für ein farbenfrohes Erscheinungsbild.

Ein guter Job also auch für Frauen?
Unbedingt! Ich möchte Frauen anspornen, es als Liftmaschinistin zu versuchen. Mittlerweile arbeite ich seit zehn Sommer- und 20 Wintersaisonen bei der Drei Zinnen AG, also insgesamt 30 Saisonen. Ich würde mich freuen, wenn sich weitere Frauen für diesen Berufszweig entscheiden würden, da der Frauenanteil recht überschaubar und gering ist. Ich bin mit Leib und Seele dabei und freue mich, diese Arbeit ausüben zu können.

Was reizt Sie besonders in Ihrem Beruf?
Die Zusammenarbeit und der ständige Kontakt mit Menschen. Über die Jahrzehnte haben sich viele Freundschaften gebildet und die Gäste freuen sich immer wieder, mich zu sehen. Die tägliche Arbeit im Freien an der frischen Luft gefällt mir, egal ob Wind, Regen, Kälte oder Schnee. Man darf halt nicht aus Zucker sein. Es ist pure Einstellungssache, und es macht mir überhaupt nichts aus, egal wie das Wetter ist. Auch die Kollegialität mit den Mitarbeitern ist sehr angenehm. Die bisherige heurige Wintersaison ist allerdings schon schlimm. Bei dem vielen Schnee und den schönen Wintertagen blutet mir das Herz, wenn ich die geschlossenen Liftanlagen sehe.

Wie füllen Sie Ihre Freizeit?
Im Sommer ist meine liebste Freizeitbeschäftigung die Gartenarbeit; ich kann da total abschalten. Neben Blumen und Gemüse pflanze ich Kräuter an oder suche diese in den Bergen und mache damit Kräutersalz oder Tee. Auch bei Touren mit dem E-Bike genieße ich schöne Stunden. Im Winter fahre ich gerne Ski und genieße die traumhaften Pisten vor unserer Haustür.

Welchen Vorsatz haben Sie fürs neue Jahr?
Ein bisschen mehr Zeit für mich selbst zu haben. Ich bin nämlich jemand, der zuerst auf andere schaut und dann erst auf sich. Weiters wünsche ich mir Glück, Gesundheit und Harmonie für mich und meine Liebsten. (IB)