Das Stufenmodell für wohnungs- und obdachlose Menschen soll das soziale Netz in Südtirol gestärkt werden. „Strukturelle Unterstützung soll ausgebaut werden“, sagt Landesrätin Deeg.
Südtirols Sozialwesen und die dadurch zur Verfügung gestellten Maßnahmen und Leistungen sind seit vielen Jahren ein wirksames Instrument zur Armutsbekämpfung. Dabei erweist sich die Leistung des Sozialen Mindesteinkommens als wichtige Maßnahme. Bereits seit den 1970er Jahren werden damit Menschen, deren Einkommen unter einer gewissen, von der Familienzusammensetzung abhängigen Höhe liegt, in Südtirol (im Gegensatz zum restlichen Staatsgebiet) durch einen finanziellen Beitrag unterstützt. Dennoch gibt es auch in Südtirol noch Bereiche, in denen das Land künftig sein Engagement ausbauen möchte. Dazu zählt unter anderem das Thema der Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Anhand von Best-Practice-Modellen soll dabei das bestehende Konzept ergänzt und weitere Schritte geplant werden.
Zu diesem Anlass stellte Daniela Unterholzner, Geschäftsführerin der Sozialorganisation „neunerhaus“ aus Wien, Vertretern der zuständigen Landesämter das Konzept ihrer Organisation und weitere Maßnahmen aus Wien vor. Bereits im Dezember hatte sich Unterholzner dazu mit Soziallandesrätin Waltraud Deeg ausgetauscht und sich über den beinahe alle Lebensbereiche umfassenden Ansatz informiert. Durch das Wobi sei man in Südtirol zwar im Bereich des Sozialen Wohnbaus bereits seit vielen Jahren tätig, dennoch brauche es zusätzliche, zielgerichtete Maßnahmen für wohnungslose Menschen, vor allem im Hinblick auf die derzeitige Krisensituation, in der die Wohnungsnot (in Wien, ebenso wie in Südtirol) weiter zunehme: „Wir brauchen mittel- und langfristig ausgerichtete Konzepte, um Menschen, die derzeit auf der Straße leben, gut begleitet wieder in die Selbstständigkeit bringen zu können.“
Stufenmodell für wohnungs- und obdachlose Menschen
In Südtirol gibt es für wohnungs- und obdachlose Menschen ein Stufenmodell an Leistungen und Maßnahmen. In einem Zahnrad aus ehrenamtlichem und hauptamtlichem Engagement von privaten und öffentlichen Trägern stehen dabei Leistungen von der Prävention bis hin zur Aufnahme in einer Wohneinrichtung und der finanziellen Unterstützung zur Verfügung. Insgesamt zehn ganzjährig geöffnete Einrichtungen in Bozen, Meran, Bruneck und Brixen sowie zwei Kältenotfallzentren in Bozen stehen obdachlosen Menschen in Südtirol zur Verfügung. Zudem wurde im Jahr 2018 das Pilotprojekt „Housing First“ im Burggrafenamt und in Bozen gestartet. Dadurch sollen obdachlose Menschen, die bisher in Notunterkünften gelebt haben, auf dem Weg in ein selbstständiges Leben begleitet und gefördert werden. Insgesamt zehn Menschen haben im Jahr 2020 in einer Wohnung des Pilotprojektes gelebt.
Dieser Bereich soll nun weiter ausgebaut werden: „Die aktuelle, anhaltende und tiefgreifende Krise führt leider zu immer mehr finanziellen Engpässen. Wir wollen – neben der finanziellen Unterstützung durch Leistungen der Finanziellen Sozialhilfe – auch strukturelle Hilfe anbieten und darum den Bereich des ‚Housing First‘ weiter stärken. Das Ziel ist durch einen strukturierten Prozess aller Dienste und Einrichtungen eine Ausdehnung und Erweiterung des bestehenden Stufenmodells zu erreichen“, betont Soziallandesrätin Deeg. (ck)
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