Im idyllischen Gsieser Tal tummeln sich zu dieser Zeit gewöhnlich unzählige Erholungssuchende auf Loipen, Skipisten und Wanderwegen. Heuer herrscht hier eine ungewöhnliche Ruhe, auch der Gsieser Tal Lauf musste abgesagt werden. Doch trotz Corona bedingten Stillstands, blickt man in Gsies der Zukunft positiv entgegen.
Naturverbunden, ursprünglich, idyllisch – so präsentiert sich das Gsieser Tal, das bei Welsberg abzweigt und sich bis an die Grenze zum österreichischen Defereggental hinzieht. Das weite und sonnige Tal punktet bei Gästen und Einheimischen das ganze Jahr über mit seiner bezaubernden Naturlandschaft, die sich perfekt dazu eignet, um sich darin zu erholen und entspannen. Kein Wunder also, dass der Tourismus und die Landwirtschaft als die stärksten Wirtschaftszweige im Gsieser Tal gelten. Der Tourismus kann allgemein als Initiator der Wirtschaft in peripheren Lagen wie in Gsies angesehen werden. Auch heute noch spielt er eine entscheidende Rolle im gesamten Wirtschaftsgefüge. Wenn man sich die Entwicklung der letzten zehn bis fünfzehn Jahre ansieht, kann Gsies auf allen Ebenen, von der Almhütte bis zum 5 Sterne Hotel, sehr gute Qualität zu fairem Preis bieten. Und genau danach sucht der Gast – normalerweise. Seit einem Jahr ist nämlich auch hier alles anders. „Zwar hatten wir 2020 eine durchaus gute Sommersaison mit einem vergleichsweise kleinen Minus von 20 Prozent, aber im vergangenen Herbst und Winter wurde der gesamte Sektor wieder auf null heruntergefahren. Das bedeutet, dass trotz gestarteter Vorbereitungen und den damit verbundenen Spesen keine Einkünfte da sind“, betont Wilhelm Stoll, der Präsident der Tourismusgenossenschaft Gsies. Dass effiziente Hilfsmaßnahmen bisher ausgeblieben sind, ist seines Erachtens sehr bedenklich. „Die Arbeitnehmer leiden stark unter der aktuellen Situation, besonders hart trifft es die Saisonsmitarbeiter“, bedauert Wilhelm Stoll. Doch bei aller Tragik blickt Wilhelm Stoll positiv in die Zukunft. Der Blick hin auf die Sommersaison 2021 stimmt ihn zuversichtlich: „Bis dahin sind die Infektionszahlen hoffentlich deutlich gesunken und ein großer Teil der Bevölkerung geimpft, so dass sich die Menschen wieder frei bewegen dürfen“. Dann werden diese auch wieder ins Gsieser Tal kommen, hat es doch einiges für seine Gäste zu bieten.
Sich auf seine Stärken berufen
In Gsies beruft man sich auf seine Stärken: Imposante Berge, weite landwirtschaftlich genutzte Flächen und blumenreiche Almen prägen sein Landschaftsbild. Neben der beeindruckenden Landschaft hat das Hochpustertaler Seitental auch einige schöne Ortschaften zu bieten, die reich an Geschichte und Tradition sind. Seit jeher besticht Gsies vor allem durch seine Ursprünglichkeit: Alte Gehöfte, einsame Weiler und interessante Kulturdenkmäler sind hier genauso zu finden wie traditionelles Handwerk, religiöse Tradition und ein starkes Vereinsleben. Während im gesamten Gsieser Tal knapp 4.500 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche darstellen, sind im Vergleich dazu nur 76 Hektar bebaute Fläche, was eine Idee davon vermittelt, wie groß der Anteil der Landwirtschaft am wirtschaftlichen Geschehen dieser Talschaft ist. Landwirtschaftlich geprägt also, aber dennoch vielfältig präsentiert sich das Wirtschaftsgeschehen in diesem noch recht ursprünglichen Tal. Darüber hinaus ist es mit seinen malerischen Orten und den urigen Almen inmitten einer beeindruckenden Bergwelt ein traumhaftes Ferienparadies. An die 1.600 Betten in verschiedenen Kategorien stehen den Gsieser Gästen zur Verfügung, eine stolze Zahl, die sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht hat. Eine nachvollziehbare Entwicklung, denn während in den 1970er-Jahren noch 22.000 Nächtigungen im Jahr verzeichnet wurden, so sind es heute normalerweise sage und schreibe schon ca. 208.000 -, abgesehen von der derzeitigen Ausnahmesituation Tendenz steigend.
Der nächste Winter kommt bestimmt
Im Sommer wartet das Hochpustertaler Urlaubsparadies mit vielen Sport- und Freizeitangeboten seinen Gästen aus Nah und Fern auf: Radeln auf dem Talradweg, Mountainbiken, Wandern, Tennis, Angeln, das sind nur einige der zahlreichen Angebote, mit denen das Gsieser Tal in den Sommermonaten bei Einheimischen und Touristen punktet. Doch ohne Zweifel ist es der Wintersport – allem voran der Langlauf – der im örtlichen Tourismus den Ton angibt. „Unser wichtigstes Produkt ist die 42 Kilometer lange Langlaufloipe. Durch die kontinuierlichen Verbesserungen kann sich die Ferienregion immer mehr als Top-Langlaufgebiet positionieren“, sagt Wilhelm Stoll. Trotz fehlender Gäste wurden und werden die Loipen auch in diesem Winter wie gewohnt präpariert, immerhin 700 Saisonskarten wurden verkauft. „Die Präparierung der Loipen kostet uns alljährlich um die 240.000 Euro. Weil keine Gäste da sind, werden wir in diesem Winter ein großes Minus von rund 140.000 Euro einfahren“, so der Präsident der Tourismusgenossenschaft. „Es war uns aber wichtig, die Loipen und Wanderwege für die Einheimischen zu präparieren, schließlich sind diese Infrastrukturen nicht nur für die Gäste da.“ Und die Einheimischen nutzen dieses Angebot gut. „Heuer haben die Einheimischen das ganze Gebiet für sich alleine, man merkt auch, dass sie das genießen und sich viel im Freien bewegen“, beobachtet Wilhelm Stoll. Und auch sonst findet man im Gsieser Tal ein breites Winter-Freizeitangebot vor, welches von Skitourengehen, Schneeschuhwandern, Eisfischen, Rodeln und Eislaufen bis hin zu romantischen Winterspaziergängen reicht. Hier werden gewöhnlich auch große Events wie der Gsieser Tal Lauf ausgetragen. Dieser ist weitum bekannt und ist DAS sportliche Highlight der Talschaft. Alljährlich am dritten Wochenende im Februar lockt dieses sportliche Großereignis unzählige Athleten aus allen Ländern nach Gsies ins Pustertal – heuer konnte es leider nicht stattfinden, obwohl die Strecke im idealen Zustand gewesen wäre. Trotz dieser Enttäuschung kann von einem anderer Mehrwert für die Talschaft berichtet werden, der vor kurzem geschaffen wurde: Für alle Skifahrer und Snowboarder ist nicht nur das wenige Kilometer entfernte Skigebiet Kronplatz ein wahres Wintersportparadies, auch das Skigebiet in St. Magdalena lockt viele Wintersportler an und das Skigebiet Pichl hat sich seit kurzem deutlich gemausert! Eigentlich wäre es ein kleines Highlight der Wintersaison 2020/21 geworden: die Eröffnung der neuen Aufstiegsanlage Pichl mit einer brandneuen schwarzen Piste. Allerdings durften bisher nur Trainingseinheiten den neuen, modernen Schlepplift und die neue Piste nutzen – aber der nächste Winter kommt bestimmt! (SH)
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